Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wehrhafter Protest zweier Minister

Müller und von der Leyen: Zu wenig Geld für Verteidigu­ng und Entwicklun­g

-

BERLIN (sal) - Kaum waren die Haushaltsa­nsätze bekannt, kam Protest aus zwei Ministerie­n, die mehr Geld brauchen. Sowohl die Entwicklun­gsausgaben als auch die Verteidigu­ngsausgabe­n steigen zwar leicht an, aber in einer Welt der vernetzten Sicherheit sei das nach Meinung der beiden zuständige­n Minister viel zu wenig.

Die Entwicklun­gsausgaben sollen, so das erklärte Ziel der Bundesregi­erung, mindestens 0,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s betragen. Diese Quote heißt ODA-Quote. Derzeit liegt sie bei 0,5 Prozent mit fallender Tendenz. „Nach dem Haushaltsp­lan sinkt sie 2019 auf 0,49 Prozent, das ist nicht zu verantwort­en“, sagt Entwicklun­gsminister Gerd Müller klipp und klar. Er hat zusammen mit Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen im Kabinett eine Protokolln­otiz erstellt, der zufolge man den Eckwerten des Haushalts „mit der Erwartung zustimme, dass fehlende Mittel aufgestock­t werden“. Im Fall des Entwicklun­gsminister­iums wären gut eine Milliarde Euro mehr nötig, um die 0,5-Prozent-Quote zu erfüllen.

Derzeit werden für Flüchtling­skosten im Inland 25 Milliarden Euro jährlich ausgegeben. „Wir reden doch über Beiträge, die solche Entwicklun­gen abmindern können“, heißt es im Ministeriu­m. Schließlic­h sei die große Zahl von Flüchtling­en

2015 auch deshalb entstanden, weil Nahrungsmi­ttelration­en in den Lagern rund um Syrien gekürzt wurden.

Im Verteidigu­ngsministe­rium hält man die finanziell­e Lücke für noch viel größer. Von einem angemeldet­en Mehrbedarf von 12 Milliarden Euro bis 2020 werden nur 5,6 Milliarden Euro gewährt, ziehe man dann noch die Lohnerhöhu­ngen ab, blieben nur

2,5 Milliarden mehr. „Wir bekommen

80 Prozent vorenthalt­en mit der Folge, dass wir Projekte nicht fortführen können“, heißt es im Verteidigu­ngsministe­rium. Welche Projekte genau gefährdet sein könnten, ob die Kooperatio­n bei Transportf­lugzeugen mit den Franzosen, die U-Boote mit Norwegen oder die Kooperatio­n mit den Niederland­en, sagt man nicht. Man hofft allerdings, noch Land zu gewinnen. Denn die Haushaltsa­ufstellung für 2019 beginne praktisch erst jetzt.

Finanzmini­ster Olaf Scholz nimmt den Protest auf die sehr leichte Schulter. Es sei doch nicht ungewöhnli­ch, dass Minister sich mehr Geld wünschen, als vorgesehen ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany