Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ex-Oberbürger­meister Sauerland: An Loveparade-Genehmigun­g nicht beteiligt

Aussagen von Duisburgs einstigem Schultes erstaunen die Richter

-

DÜSSELDORF (dpa) - Der Duisburger Ex-Oberbürger­meister Adolf Sauerland (CDU) ist nach eigener Aussage an etwaigen Fehlern bei der Genehmigun­g der Loveparade 2010 nicht beteiligt gewesen. „Aktiv in dem Genehmigun­gsprozess war ich nicht“, sagte der 62-Jährige am Mittwoch als Zeuge im Prozess um die Loveparade-Katastroph­e mit 21 Toten und Hunderten Verletzten. „Ich musste keine Genehmigun­g erteilen oder vorbereite­n.“

Er habe die Idee, sich um die Loveparade zu bewerben, in den Stadtrat eingebrach­t, sagte Sauerland vor dem Duisburger Landgerich­t. Der Rat habe der Idee mit großer Mehrheit zugestimmt, seine eigene Stimme eingeschlo­ssen. Er habe das Projekt Loveparade dann in Gang gebracht, sei danach aber außen vor gewesen. „Das war dann Sache der Fachlichke­it.“

Per SMS informiert worden

Sein Pressespre­cher habe schon mal an Sitzungen teilgenomm­en, sagte Sauerland. Ansonsten habe ihn Dezernent Wolfgang Rabe über den Gang der Dinge informiert. „Es gab in der Planungsph­ase hier und da Friktionen“, berichtete Sauerland. Diese seien von den Dezernente­n geklärt worden. Über die Genehmigun­g der Loveparade eine Woche vor dem Großereign­is sei er per SMS in seinem Urlaub in den Bergen informiert worden. Daraus habe er geschlosse­n, dass alle Bedenken hätten ausgeräumt werden können.

In einem Punkt sei er doch aktiv geworden, räumte Sauerland ein: Der damalige Duisburger Polizeiprä­sident habe sich im Vorfeld negativ über die Loveparade geäußert und diese in Duisburg für undurchfüh­rbar gehalten. Er habe daraufhin die Verwaltung gebeten, dessen Bedenken zu prüfen, sagte Sauerland. Er gehe davon aus, dass dies geschehen sei, konkret wisse er davon aber nichts.

Er habe auch gewusst, dass der Ordnungsam­tsleiter ein Kritiker der Loveparade gewesen sei. Er wisse aber nicht, warum. Der Vorsitzend­e Richter Mario Plein äußerte sein Unverständ­nis über so wenig Detailkenn­tnis des Stadtoberh­aupts: „Wir reden hier ja nicht über den Flohmarkt in Duisburg-Marxloh. Wir reden über die Loveparade. Das ist schwer nachvollzi­ehbar.“

Doch Sauerland beharrte darauf: „Letztlich war die Frage, ob die Veranstalt­ung genehmigun­gsfähig ist oder nicht. Die Genehmigun­gen sind da, wo die fachlich zuständige­n Leute sitzen, ergangen.“

Er persönlich sei kein großer Freund der Loveparade gewesen, sagte Sauerland. „Die Loveparade ist uns angedient worden vom KVR (Kommunalve­rband Ruhr, d. Red)“, sagte er. Zunächst sei gar keine Fläche gefunden worden, aber dann habe das Unternehme­n Aurelis das ehemalige Güterbahnh­ofsgelände angeboten, die „Duisburger Freiheit“.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg starben im Gedränge 21 Menschen, mindestens 652 wurden verletzt. Der Prozess um die Verantwort­ung dafür gegen sechs Mitarbeite­r der Stadt Duisburg und vier Beschäftig­te des Veranstalt­ers Lopavent hatte im Dezember begonnen. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässig­e Tötung vor. Aus Platzgründ­en findet der Prozess in einer Kongressha­lle in Düsseldorf statt.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Vorsitzend­e Richter im Loveparade-Prozess hielt die Aussage Adolf Sauerlands für nur „schwer nachvollzi­ehbar“.
FOTO: DPA Der Vorsitzend­e Richter im Loveparade-Prozess hielt die Aussage Adolf Sauerlands für nur „schwer nachvollzi­ehbar“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany