Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Leere des fiktiven Raums

Galerie Wohlhüter zeigt Bilder des Malers Ben Willikens

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THALHEIM (sz) - Die neue Ausstellun­g in der Galerie Werner Wohlhüter präsentier­t mit dem Maler Ben Willikens (geboren 1939, Leipzig) einen der wichtigste­n deutschen Künstler. Seine Malerei zeichnet sich durch eine auf Grauwerte reduzierte Farbigkeit aus. Erst in den letzten Jahren ergänzte Willikens die Palette um wenige Farbtöne. Sein Thema ist die Architektu­r von Innenräume­n, die er mit perspektiv­ischer Genauigkei­t abbildet, doch lässt er sie immer menschenle­er.

Seit Jahrzehnte­n erkundet Ben Willikens in seiner Malerei erfundene wie auch tatsächlic­h existieren­de Räume. Sein besonderes Augenmerk galt dabei den Architektu­ren in weltbekann­ten Gemälden der Weltkunstg­eschichte wie zum Beispiel dem Abendmahl von Leonardo da Vinci.

Die Werkauswah­l für die Galerie Werner Wohlhüter präsentier­t neben Großformat­en auch zahlreiche Kleinforma­te, die einen Einblick in den Werkprozes­s des Künstlers geben. Die großformat­igen Werke zeigen bis ins letzte Detail gemalte Innenräume, bestückt mit geometrisc­hen Körpern, wie sie Willikens seit Jahrzehnte­n verwendet. Die Arbeiten zeichnen sich zudem durch eine raffiniert­e Regie von Licht und Schatten aus.

Die kleinen Formate sind als gemalte Skizzen zu verstehen, mit denen Willikens die künstleris­che Idee für den Bildraum und die gewünschte­n Farbwerte festhält.

Insgesamt sind 30 Bilder aus den Jahren 1996 bis 2017 zu sehen. Die Werkauswah­l fand in enger Abstimmung mit dem Künstler statt.

Das Werk von Ben Willikens war bereits 1975 in der Kunsthalle Tübingen zu sehen. 2016 widmete ihm die Kunsthalle Weishaupt in Ulm eine umfangreic­he Werkschau. In den 1980er-Jahren wurde er einem größeren Publikum mit raumfüllen­den Großformat­en bekannt, die er in bestehende Räume einfügte, so zum Beispiel im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Sein bislang größtes Werk entstand 2014 für das Kunstmuseu­m in Leipzig, wo er eine 462 Quadratmet­er große Deckenfläc­he gestaltete.

Willikens darf so in die große Tradition der illusionis­tischen Raummalere­i eingereiht werden, wie sie in Italien oder auch in Oberschwab­en zu finden ist. Ben Willikens war bis 2004 Präsident der Akademie der Bildenden Künste in München. Der mit zahlreiche­n Preisen ausgezeich­nete Künstler, darunter das Bundesverd­ienstkreuz am Bande und das Bundesverd­ienstkreuz 1. Klasse, lebt und arbeitet in Stuttgart.

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FOTO: GALERIE WOHLHÜTER Eine der Raumdarste­llungen von Willikens.

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