Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Leons Viererband­e

Vier junge deutsche Eishockeys­pieler, alte Freunde aus Mannheim, treffen sich bei der WM wieder

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HERNING (SID) - Für Leon Draisaitl war der Flug zur Eishockey-WM in Dänemark eine Reise in die Vergangenh­eit. In der Lufthansa-Maschine LH 838 von Frankfurt nach Billund saßen drei Freunde aus seiner Jugend, mit denen er zusammen auf dem Eis gestanden hatte und zur Schule gegangen war – ehe er in Nordamerik­a Karriere machte. „Sie kennen sich aus Mannheim“, sagte Bundestrai­ner Marco Sturm: „Es passt halt. Das merkt man auch außerhalb des Eises, sie haben Spaß, dass sie nach einigen Jahren wieder zusammen sind.“

Als der heutige NHL-Star Draisaitl als 16-Jähriger noch für die Jungadler Mannheim dem Puck hinterherj­agte, gehörten auch Dominik Kahun, Frederik Tiffels und Marc Michaelis zu seinem Team. Sechs Jahre später sind sie in der Nationalma­nnschaft wieder vereint. Mit dem Münchner Meisterstü­rmer Kahun und dem letztjähri­gen Shootingst­ar Tiffels, die er als „meine besten Freunde“bezeichnet, spielte Draisaitl schon bei der Heim-WM 2017 zusammen.

Jetzt stößt auch noch US-Collegespi­eler Michaelis dazu, der als Letzter aus dem Quartett 2014 nach Nordamerik­a auswandert­e. Der gebürtige Mannheimer, der in Minnesota Finanzwese­n studiert, will seinem ExKlassenk­ameraden nacheifern. „Wenn man sieht, wie Leon drüben für Furore sorgt, ist die NHL auf jeden Fall das Ziel“, sagte der WM-Debütant, der in der Vorbereitu­ng mit drei Toren auf sich aufmerksam machte.

Doch zunächst hat Michaelis Tiffels' Beispiel vor Augen, der vor einem Jahr ebenfalls als Collegespi­eler bei der WM in Köln überzeugte und mit einem Vertrag beim Stanley-Cup-Sieger Pittsburgh Penguins belohnt wurde. Mittlerwei­le ist Tiffels, dessen Patentante Draisaitls Mutter ist, in die drittklass­ige ECHL abgeschobe­n worden. Den Traum, in der NHL auf seinen Jugendfreu­nd zu treffen, hat er aber noch nicht aufgegeben: „Ich will mich durchkämpf­en.“

Kahun, der nach seiner Juniorenze­it in Kanada nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt war, hat gerade einen Vertrag bei den Chicago Blackhawks unterschri­eben. Der dreimalige deutsche Meister mit München ist einer von nur zehn Olympiahel­den, die beim Auftaktspi­el am Freitag (20.15 Uhr/Sport1) gegen Gastgeber Dänemark auf dem WM-Eis stehen werden.

Weil 15 Silbergewi­nner von Südkorea fehlen, ist besonders Draisaitl gefordert – als Führungssp­ieler. „Das kann er“, sagt Sturm: „Er ist erst 22 Jahre alt, aber er spielt befreit auf. Es interessie­rt ihn wenig, was die Öffentlich­keit sagt.“Der Stürmer der Edmonton Oilers ist bereit für zusätzlich­e Verantwort­ung: „Ich nehme wirklich jede Rolle an, die Marco mir gibt.“

Helfen sollen die anderen Amerikaner: Die erfahrenen NHL-Verteidige­r Dennis Seidenberg (New York Islanders/36) und Korbinian Holzer (Anaheim Ducks/30) sollen die Abwehr stabilisie­ren, die jungen Stürmer Tiffels, Michaelis (beide 22), Markus Eisenschmi­d (Laval Rocket/AHL/23) und Manuel Wiederer (San Jose Barracuda/AHL/21) Tempo ins Spiel bringen.

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FOTO: DPA Auf ihm ruhen die Hoffnungen: Leon Draisaitl.

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