Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Junge Gentlemen organisieren Festival
Gentlemen’s Riot lassen die Alb beben – Zweite Ausgabe von „Rock im Eichert“geplant
GAMMERTINGEN - Sie klingen wie der alte Johnny Cash, aber ihre Interpretation und ihre Ideen sind frisch und modern: Die Gammertinger Band Gentlemen’s Riot will die Musikszene aufmischen. Mit einem eigenen Festival lassen die fünf Musiker im Sommer erneut die Alb erbeben. Am 31. August, so die ersten Pläne, soll es wieder so weit sein. Dann geht „Rock im Eichert“in die zweite Runde.
„So hat Wacken auch mal angefangen.“Henry Göggel schmunzelt. Der 26-jährige Sänger mit der tiefen rauchigen Stimme, erinnert sich noch gut an diesen Ausspruch eines Besuchers nach der ersten Ausgabe des Festivals im vergangenen Jahr. Ein Ritterschlag für den jungen Organisator, der das Event auf dem elterlichen Hof aufgezogen hat. Mehr als 600 Zuschauer sind 2017 auf das Festival gekommen. Deutlich mehr, als die Band je erwartet hätte. „Es lief so gut, dass uns die Eintrittsbänder ausgegangen sind und der Getränkelieferant noch dreimal Nachschub liefern musste.“Wenn man bedenke, das andere Vereine regelmäßig bangen würden, ob sie ihre Ausgaben bei Konzerten gedeckt bekommen, sei das ein gigantischer Erfolg. Und Rock-Festivals dieser Größe gibt es selten auf der Alb.
Wer sich als junge Band behaupten will, muss selbst etwas auf die Beine stellen und aktiv nach Auftritten suchen. Für Frontmann Henry Göggel, Gitarrist Mario Castelli (26), Sängerin Vanessa Ott (28), Schlagzeuger Matthias Amann (26) und Bassist Simon Letsch (23) aber ist das kein Problem. Gentlemen’s Riot sind gefragt. 15 Termine stehen in diesem Jahr schon fest. Darunter sind Dorffeste, private Feiern und Auftritte in Kneipen und Kulturzentren. Auch bei Treffen der umliegenden Motorradclubs kommen die etwas modernisierten Coverversionen der CashStücke gut an. „Unsere Retro-Schiene ist gerade wieder sehr gefragt“, sagt Schlagzeuger Matthias Amann. „Die meisten Anfragen kommen durch Mundpropaganda nach den Auftritten.“
Seit Sängerin Vanessa Ott in die Band mit eingestiegen ist, stehen jetzt auch Duette von Cash und June CarterCash mit auf der Setlist. Aber auch eigene Songs in ähnlichem Stil hat die Gruppe bereits geschrieben. Derzeit bereitet sie eine eigene CD vor. Fast jede freie Minute verbringen die Hobbymusiker, die alle anderen Berufen Ausspruch eines Besuchers bei der ersten Festival-Ausgabe 2017 nachgehen, in ihrem Proberaum in Gauselfingen.
Eine Band ist ein kostspieliges Hobby. Doch Gentlemen’s Riot hatten von ihrer Gründung 2012 an direkt Glück: Die Gruppe fand eine Unterkunft im Haus des Kulturvereins „Wir“. Für kleines Geld darf sie dort einen Raum belegen und sogar ein Tonstudio des Vereins mitbenutzen. „So einen Luxus haben andere Bands vermutlich nicht“, weiß Gitarrist Mario Castelli.
Improvisieren, auf Kontakte zurückgreifen, Dinge anpacken: Für junge Musikgruppen, die kaum auf vorhandene Strukturen zurückgreifen können, ist das entscheidend. Sogar einen professionellen Musikvideodreh haben die Gentlemen bereits mit einer befreundeten Fotografin und Regisseurin absolviert. Stolz sind die Musiker auch auf verschiedene Auftritte in Lokalradios und bei einem Bandcontest in der bayerischen Westernstadt Pullman City im vergangenen Monat.
Was sie sich jetzt noch wünschen? „Noch mehr Auftritte. Vielleicht auch mal im Raum Ravensburg“, sagt die Gruppe einhellig. Und natürlich: Viele Besucher beim nächsten „Rock im Eichert“am 31. August.
„So hat Wacken auch mal angefangen.“