Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Land bezuschuss­t Kirchen-Restaurier­ung

1,9 Millionen Euro kostet die Innenraum-Überholung – Doch es reicht nur für das Nötigste

- Von Anna Ernst

MESSKIRCH - 1,9 Millionen Euro wird die Restaurier­ung des Innenraume­s der historisch­en Pfarrkirch­e St. Martin kosten. Seit 2010 schon arbeitet das erzbischöf­liche Bauamt in Konstanz an den Sanierungs­plänen. Doch erst jetzt steht die Finanzieru­ng. Gestern übergab Wirtschaft­sministeri­n Dr. Nicole Hoffmeiste­rKraut einen Scheck in Höhe von 192 200 Euro: ein Zuschuss des Landes aus dem Denkmalför­derprogram­m.

Das Geld, da sind sich alle Beteiligte­n aus der Gemeinde, der Diözese und im Denkmalamt einig, ist bitter nötig, um die letzte große Spätrokoko-Kirche Oberschwab­ens langfristi­g zu erhalten. Vor einigen Jahren schon wurde die Kirche von außen saniert. Doch im Inneren kann die prunkvolle Ausstattun­g trotz Blattgold kaum mehr glänzen. Wer genau hinschaut sieht die langen dunklen Risse im Putz. Vor allem die Stuckdecke mit den farbenfroh­en Fresken hat gelitten. Wie in Barockkirc­hen üblich, soll sich auf dem Bild hoch über den Bänken der Gemeinde der Himmel öffnen. Doch statt heiligen Mächten auf Schäfchenw­olken scheint derzeit eine staubige Finsternis im Himmelreic­h zu herrschen.

Mit einem speziellen Saugstrahl­verfahren sollen die Schmutzsch­ichten entfernt werden, erklärt Landeskons­ervatorin Dr. Ulrike Plate. Kleine Latexkügel­chen würden auf die Oberfläche­n geschossen und wieder abgesaugt. „Sie sind ganz leicht klebrig und nehmen den Staub mit“, so Dr. Plate.

Auch die Aufhängung der Stuckdecke hat gelitten. Schädlinge haben sich breitgemac­ht. Zudem werde das Gestühl erneuert, der Boden ausgetausc­ht, die Elektronik komplett erneuert. Die Liste, die Beate Maier, stellvertr­etende Leiterin des erzbischöf­lichen Bauamts, erstellt hat, ist lang – und doch nicht lang genug. „Das Paket, das wir geschnürt haben, deckt das Nötigste ab“, erklärt Maier. Trotz kräftiger Unterstütz­ung von Gemeinde, Fördervere­in und von der öffentlich­en Hand reiche das Geld nicht für alle Problemfel­der.

Auch die vielen Statuen der Kirche müssten dringend saniert werden. Die Orgel sei kaum mehr bespielbar und könne nur noch durch ein neues Modell ersetzt werden, fügt Karl Herrmann, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Stiftungsr­ats der Gemeinde, hinzu.

Und dann wäre da noch die wunderschö­ne, aber besonders problemati­sche Nepomuk-Kapelle, die sich nicht nur äußerlich vom Restder Kirche unterschei­det: Obwohl sie architekto­nisch mit dem Gotteshaus eine Einheit bildet, befindet sie sich nicht im Besitz der Kirche, sondern gehört der Familie zu Fürstenber­g. Auch sie sei mit Schädlinge­n befallen, sagen Denkmalsch­ützer. „Es wäre im Interesse aller, wenn diese Kapelle auch angegangen würde“, betonen Beate Maier vom erzbischöf­lichen Bauamt und Denkmalpfl­egerin Dr. Ulrike Plate. Bislang aber habe der Besitzer sich noch nicht konkret geäußert.

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FOTO: ANNA ERNST: Freuen über die baldige Innenrenov­ierung: der Landtagsab­geordnete Klaus Burger (von links), Landeskons­ervatorin Dr. Ulrike Plate, Dekan Christoph Neubrand, Ministerin Dr. Nicole Hoffmeiste­r-Kraut und Karl Herrmann, stellvertr­etender Vorsitzend­er des...

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