Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Menschenskinder Adele
Adele mag ein Weltstar und die reichste Sängerin Großbritanniens sein, aber Anzugträger aus der Musikindustrie übergehen sie bei Geschäftstreffen immer noch. Das erzählte sie dem Musikmagazin „Rolling Stone“: „Ich bin die Künstlerin“, regte sich die Feministin und LabourAnhängerin auf. „Behandelt mich verdammt noch mal nicht von oben herab!“Am heutigen Samstag feiert sie den 30. Geburtstag – angeblich plant sie nur eine kleine Party. Derzeit lebt sie in Los Angeles.
Sie wuchs als Adele Adkins im heruntergekommenen Londoner Stadtviertel Tottenham bei ihrer Mutter Penny auf, die bei der Geburt selbst noch ein Teenager war. Später besuchte sie die renommierte Musicalund Schauspielakademie BRIT School, bewunderte die Spice Girls und Stevie Nicks. Ihr jazziges, überwiegend akustisches Debütalbum „19“(2008) schrieb sie daheim; benannt nach ihrem damaligen Alter. Den internationalen Durchbruch schaffte sie
2009 mit der Single-Auskopplung „Chasing Pavements“, für die sie den ersten von insgesamt 15 Grammys erhielt.
2011 folgte das Hitalbum „21“, das sich über 30 Millionen mal verkaufte. Doch ihre Stimme litt – sie musste Konzerte absagen und wurde operiert. Ein großer Schock für sie, denn ihre Stimme veränderte sich – klang klarer, größer, weniger heiser, und ihr dramatischer Mezzosopran gewann an Höhe. 2012 dann das Comeback bei den Grammys – da war sie schon schwanger mit Sohn Angelo. Zwei Jahre lang schrieb sie schließlich an ihrem melancholisch angehauchten Album „25“. Der Song „Hello“wurde in den ersten 48 Stunden 50 Millionen mal auf YouTube aufgerufen.
Ihre Privatsphäre ist ihr enorm wichtig: Sie gibt nur wenige Interviews, ließ bei ihrer jüngsten Tournee keine Pressefotografen zu. Hasst sie es, berühmt zu sein? Adele bestreitet das. Aber: „Ich habe wirklich Angst davor“, gestand sie „Rolling Stone“– der öffentlich dokumentierte Verfall von Amy Winehouse war ihr ein warnendes Beispiel. Uli Hesse