Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Satire: Fikkefuchs
Eigentlich behandelt „Fikkefuchs“ein zeitlos aktuelles Thema: das Verhältnis zwischen den Geschlechtern und die damit verbundenen Missverständnisse und Kränkungen. Als der mit kleinem Budget gedrehte Film im vergangenen November in die Kinos kam, schien er jedoch von besonderer Brisanz: Schließlich diskutierte gerade die ganze Welt über Harvey Weinstein und #MeToo. Da musste eine Produktion, die kompromisslos nur aus Männerperspektive das armselige Frauenbild eines Vater-Sohn-Duos in den Mittelpunkt rückt, entweder als geschmacklose Provokation oder als besonders bösartig-entlarvender Blick auf das verunsicherte Geschlecht wirken. Vermutlich trifft beides zu, denn der Film greift zwar wiederholt daneben, trifft aber ebenso oft auch ins Schwarze. Jan Henrik Stahlberg spielt Robert Ockers, der einst als „größter Stecher von Wuppertal“galt, sich heute aber in Berlin als Feingeist inszeniert und dabei von alten Eroberungen träumt. Als plötzlich sein ihm bislang unbekannter Sohn Thorben (Franz Rogowski) vor der Tür steht, der zur Sexualität eine gelinde gesagt psychopathische Einstellung hat, gefällt er sich in der Rolle des altersweisen Mentors. Das Ergebnis ist mal zum Loslachen, mal verstörend und profitiert im Heimkino von den Extras – darunter eine Podiumsdiskussion mit einer feministischen Bloggerin und einer Ex-Prostituierten. (rot)
16 Jahre
DVD: 13 Euro; Blu-Ray: 16 Euro
Strohhut, Dreitagebart und ziemlich breites Grinsen, das ist Gregor Meyle. Nicht zu vergessen: eine Gitarre um den Hals. Der gebürtige Backnanger hat seinen Job als Tontechniker hinter der Bühne gegen ein Musikerleben auf der Bühne getauscht. Spätestens nach der ersten Staffel von „Sing meinen Song“ist Meyles Bekanntheitsgrad nochmals gestiegen. Mittlerweile hat der 39-Jährige auch seine eigene TV Sendung „Meylensteine“. Eva-Maria Peter hat mit dem Musiker über Hüte, Honberg und „Hätt auch anders kommen können“, seine neue Album-Idee, gesprochen.
Gregor, mit welchem Künstler würdest du am ehesten die Kopfbedeckung, also deinen Strohhut tauschen: Udo Lindenberg, DJ Ötzi oder Mark Forster?
Auf jeden Fall mit Udo Lindenberg, der ist ziemlich speziell.
Wie kamst du auf den Hut?
Angefangen hat alles bei „Sing meinen Song“. Roger Cicero hat mir damals einen Hut geschenkt, den habe ich bis heute. Die Firma, die seine Hüte herstellt, habe ich dann angeschrieben. Ich habe schon immer gerne Hüte getragen. Der Strohhut wurde dann zu meinem Markenzeichen. Er steht für Sommer und Leichtigkeit. Ich werde wirklich erst erkannt, wenn ich einen Hut aufhabe. So kann ich ein ganz normales Leben mit meiner Familie führen.
Dann hat der fröhliche Strohhut heute nach dem Tod von Roger Cicero ja einen traurigen Hintergrund …
Das stimmt. Roger war für mich immer der Mann mit Hut, und er ist einfach viel zu früh von uns gegangen. Rogers Tod hat mich extrem erwischt. Ich hätte noch wahnsinnig gerne Musik mit ihm gemacht. Songs gebastelt, aufgenommen, Klavier gespielt. Für mich war diese Zeit gemeinsam mit ihm bei „Sing meinen Song“in Südafrika einmalig. Ich kam als Underdog zu dieser Sendung, und mir wurde von höchster Stelle wahrscheinlich mehr zugetraut, als ich mir selbst je zugetraut hätte. Diese Unterstützung von den Künstlern, vor allem auch von Roger, war enorm.
Du wirkst mit deiner Art und deinem Look immer fröhlich und ausgelassen. Was macht das Leben gefühlt so einfach für dich?
Jeder Mensch hat nur eine gewisse Zeit zur Verfügung auf dieser Welt. Deshalb müssen wir jeden Tag Frieden machen und die Zeit nutzen. Es ist Wahnsinn, dass man sich von Kleinigkeiten aufregen und stressen lässt. Es lohnt sich nicht. Ich bin Optimist und Frohnatur. „Die Leichtigkeit des Seins“ist die Überschrift meines Lebens.
Wann hat sich diese Lebenseinstellung bei dir gefestigt?
Bei mir fühlt es sich manchmal so an, als ob ich zwei Leben hatte. Ich habe zwölf Jahre lang als Tontechniker gearbeitet. Da konnte ich schon mit ziemlich vielen Künstlern zusammenarbeiten. Ich habe mir immer geschworen, falls ich jemals den Durchbruch schaffen sollte: Ich will auf der Bühne genau der gleiche Typ sein wie hinter der Bühne. Bodenständigkeit erdet und macht das Leben auch besser. Ich bin einfach sehr dankbar.
Ist es im rastlosen Tourleben nicht schwierig, immer die Leichtigkeit beizubehalten?
Mittlerweile will ich nur noch drei bis vier Tage am Stück unterwegs sein, dann will ich wieder heim. Das war früher komplett anders, als ich noch selber gefahren bin und zwei paar Reifen pro Jahr durchgefahren habe. Das Tourleben ist entspannter geworden. Heute sitze ich im Tourbus und muss mich um nichts weiter kümmern. Es fühlt sich immer an wie ein Jungscharlager. Wir haben ein Bandspiel, das heißt „Wikingerschach“, bei dem müssen Klötze umgeschmissen werden. Da gibt es sogar eine Band-Weltmeisterschaft. Außerdem sind wir totale Doppelkopf-Fans. Abends trinken wir Tannenzäpfle-Bier im Tourbus.
Dann hast du sogar einen klassischen Alltag neben dem Tourleben …
Ich liebe Alltag, der entspannt mich. Ich kümmere mich um meine Familie, geh mit dem Hund spazieren, bring den Müll raus, staubsauge, das komplette Programm. Zeit mit der Familie ist das Wichtigste auf der Welt.
Du bist in Backnang bei Stuttgart geboren und hast deinen Dialekt nie abgelegt. Wie wichtig ist Dialekt für dich?
Ich habe mich richtig auf das Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“gefreut. Endlich wieder uneingeschränkt schwäbisch schwätza. Meine Mama hat immer schwäbisch geschwätzt, und auch wenn ich seit 15 Jahren in NRW lebe, ist der Dialekt wichtig für mich. Es ist einfach Heimat. Ich liebe Butterbrezeln, Laugenwecken und vor allem den legendären Hefezopf. Im Schwabenland kann ich leider nicht wohnen, weil die Infrastruktur so schlecht ist. Das wäre für meinen Job grausig, weil ich für alle Wege doppelt so lange brauchen würde. In NRW habe ich vierzig Minuten zu zwei riesigen Flughäfen, Köln und Düsseldorf. So spare ich richtig viel Zeit. Ich bin schon unfassbar glücklich, dass ich nicht in Berlin leben muss.
Wann dürfen deine Fans mit einem neuen Album rechnen?
Wir arbeiten jetzt schon am neuen Album. Der Titel des Albums wird vermutlich lauten: „Hätt auch anders kommen können.“Nach dem Motto von John Lennon: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“Ich gehe davon aus, dass das Album im September oder Oktober fertig ist. Im Sommer spielen wir auch schon ein paar neue Songs.
Auf welches Konzert freust du dich am meisten?
Tuttlingen ist ein wunderbares Städtle. Die Ruine Honberg in Tuttlingen ist eine Jahrhundert-Location. Die Kulisse ist wirklich einmalig. Es wird richtig heiß und die Leute sind mega drauf. Meine komplette Band von „Sing meinen Song“ist mit mir unterwegs, und ich denke, dass das unser Konzert des Jahres wird.