Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Friedenstaube und Totempfahl verbinden
Trégueux und Gammertingen feiern 30-jähriges Partnerschaftsjubiläum
GAMMERTINGEN – Zum Stadtempfang im Rathaus sind viele Gammertinger und knapp 70 Gäste aus dem 1127 Kilometer entfernten Trégueux in der Bretagne gekommen, um den ersten Teil des 30-jährigen Partnerschaftsjubiläums zu begehen. Zur Feierstunde kamen neben den Repräsentanten der beiden Städte der Partnerschaftskomitees auch Abgeordnete des europäischen Parlaments, des Landtags und des Landratsamts. Die Chöre beider Städte umrahmten die Feier .
„Nicht die Gedanken, Wünsche oder Hoffnungen, sondern die Sprache ist das eigentlich Trennende zwischen den Menschen beider Städte“, so Bürgermeister Holger Jerg bei seiner in Französisch begonnenen Ansprache. Doch zum Problem wurde dies auch an diesem Abend nicht gemacht. Irgendwie klappte die Verständigung.
Jerg betonte, dass nicht die Institutionen und Organisationen, sondern die Einwohner es gewesen seien, die die intensive Verbindung geleistet hätten: „Meines Erachtens ist unsere Städtepartnerschaft der beste Beweis dafür, was Freundschaft in Europa wirklich bedeutet.“
Er nannte die zahlreichen Begegnungen beim Wandern, zwischen den Chören, den Büchereien, dem Karneval oder den Feuerwehren. Stolz sei man auch auf den neuen Trégueuxplatz, der immer wieder an die Beziehung erinnert oder den schon seit vielen Jahren bestehenden „Ronde Point de Gammertingen“, der in Trégueux vermittelt, dass man „bei Freunden zu Hause“sei.
Sein Dank galt neben den derzeitigen Akteuren auch den früheren verstorbenen Bürgermeistern Marcel Rault und Erwin Hirschle sowie Raults Nachfolger Jean Basset und der jetzigen Bürgermeisterin Christine Métois. Er forderte alle auf, sich für ein vereintes und friedvolles Europa der Integration einzusetzen und es nicht den „Nationalisten und Trittbrettfahrern“zu überlassen.
Bürgermeisterin Métois, wie die weiteren Verantwortlichen der Stadt Trégueux mit einer nationalen Schärpe geschmückt, verwies darauf, dass sie erst im nächsten Jahr die „ganze Geschichte der Partnerschaft erzählen“wolle. Die persönlichen Beziehungen „sind sehr reich und haben uns bekräftigt, uns besser kennenzulernen und unsere Länder zu entdecken: Europa soll immer lebendig bleiben und durch konkrete Handlungen stattfinden.“
Nicht auf Nationalisten und Populisten hören
Norbert Lins (CDU), Mitglied des Europäischen Parlaments, machte die Freundschaft zweier Nationen und den „gemeinsamen Weg, welchen wir aus den Lehren unserer schmerzlichen Vergangenheit hin zur Europäischen Einigung gegangen sind“zum Thema. Doch dies sei scheinbar keine Selbstverständlichkeit mehr, manche würden wieder ihr „Wohl in den vermeintlich einfachen Lösungen von Nationalisten und Populisten“suchen. Die Städte könnten mit Recht auf ihre lebendige Partnerschaft stolz sein.
Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) überbrachte ihr Grußwort auf Deutsch und Französisch. Besonderen Applaus erhielt sie von den Gästen für ihr Plädoyer, dass die Liebe zur Heimat oder Regionalität keinen Widerspruch zur Verbundenheit mit Europa bedeute. Sehr persönlich stellten Priska Pfister und Eliane Le Razer, die beiden Vorsitzenden der Partnerschaftskomitees, die gemeinsamen Jahre vor. Viele von ihnen seien schon vor 30 Jahren mit der gleichen Begeisterung, „nur heute ein wenig älter und grauer“, dabei gewesen. Sie ließen die Jahre Revue passieren und bedauerten, dass der Austausch zwischen den Jugendlichen inzwischen nicht mehr stattfinde. Besonders dankbar seien sie „für tiefe Freundschaften“, die sich entwickelt haben.
Als Gastgeschenk überreichte Bürgermeisterin Métois einen Totempfahl, den eine Künstlerin aus Trégueux gefertigt hatte. Bürgermeister Jerg überreichte den Gästen eine Friedenstaube auf einer Weltkugel. Geschaffen hat sie Gernot Bizer, der von Anfang an aktiv im Austausch der Chöre mit dabei war. Am Abend feierten die Gäste und ihre Gastfamilien in der Mensa der Laucherttalschule nach dem Essen bei Wein, Gesang und Kabarett weiter.
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