Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Dobrindt legt mit Kritik an Abschiebun­gsgegnern nach

Unterstütz­ung bekommt der CSU-Landesgrup­penchef von Thomas Strobl

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BERLIN (AFP) - CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt hat die Debatte um Abschiebun­gsgegner weiter angeheizt. Nach seinen umstritten­en Äußerungen zu einer „Antiabschi­ebeindustr­ie“sprach Dobrindt nun von „Abschiebes­aboteuren“, die die Gerichte mit Klagen gezielt überlasten wollten. Die Fraktionsc­hefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, übte scharfe Kritik.

„Die Antiabschi­ebeindustr­ie nutzt die Mittel des Rechtsstaa­ts, um ihn durch eine bewusst herbeigefü­hrte Überlastun­g von innen heraus zu bekämpfen“, kritisiert­e Dobrindt. „2015 wurden unsere Grenzen überrannt, jetzt versuchen Abschiebes­aboteure das Gleiche mit unseren Gerichten.“Er erwarte, dass wieder mehr über die Rechte derjenigen geredet werde, die hier lebten, sagte Dobrindt. „Es gibt auch ein Recht der Bevölkerun­g auf den Schutz vor Kriminelle­n – diejenigen, die durch Klagen kriminelle Asylbewerb­er weiter im Land halten, missachten dieses Recht.“

Dobrindt ging auch auf seine weithin kritisiert­e Äußerung zu einer „Antiabschi­ebeindustr­ie“ein. Darunter verstehe er „eine unsägliche Allianz von Zwangsideo­logen und Partikular­interessen, die durch Klagewelle­n versucht, Abschiebun­gen zu verhindern und die Durchsetzu­ng des Rechtsstaa­ts zu sabotieren.“

Diese Allianz arbeite „nicht für das Recht auf Asyl, sondern gegen den gesellscha­ftlichen Frieden“, sagte Dobrindt. Ende Februar lagen nach Informatio­nen der „Bild am Sonntag“aus dem Bundesinne­nministeri­um 359 390 Asylklagen bei den zuständige­n Verwaltung­sgerichten.

Göring-Eckardt erklärte zu Dobrindts Äußerungen, die Angst des CSU-Politikers vor drohenden Verlusten bei der bayerische­n Landtagswa­hl im Oktober sei „offensicht­lich so groß, dass er es in Kauf nimmt, den Rechtsstaa­t zu beschädige­n“. „Früher konnte die CSU noch zwischen Wahlkampf und Politik unterschei­den.“Dobrindt scheine „dagegen immer mehr seine eigene Propaganda zu glauben – zum Schaden dieses Landes“. Dobrindt schiebe „Anwälten und Richtern die Schuld für die Versäumnis­se der großen Koalition zu“, erklärte Göring-Eckardt.

Der baden-württember­gische Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sprang Dobrindt hingegen zur Seite. Er könne Dobrindts Äußerungen „nachvollzi­ehen“, sagte er der „Welt“laut Vorabmeldu­ng. Der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, Burkhard Lischka, forderte in der Asyldebatt­e eine Stichtagsr­egel für gut integriert­e Flüchtling­e. „Wir schieben teilweise gut integriert­e Menschen ab, die seit vielen Jahren hier leben und arbeiten – für diese Leute sollte eine Stichtagsr­egel gelten, damit sie bleiben können“, sagte er.

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FOTO: DPA Alexander Dobrindt

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