Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Familie erhält zweiten Bauplatz nicht
Räte lehnen Wunsch nach größerem Grundstück an der Römerstraße ab
INZIGKOFEN - Mit einem spürbar unangenehmen Thema hatten sich die Inzigkofer Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Donnerstagabend zu beschäftigen: Eine Familie, die derzeit eines der noch freien Grundstücke direkt an der Römerstraße gegenüber der Römerhalle bebaut, hatte beantragt, auch den danebenliegenden und aktuell noch freien Bauplatz erwerben zu dürfen. Der Gemeinderat lehnte dies bei einer Enthaltung ab.
Bürgermeister Bernd Gombold skizzierte eingangs die komplizierte Sachlage: So hatte der Gemeinderat im Oktober 2016 bereits zugestimmt, der Familie beide Bauplätze an der Römerstraße zu verkaufen. „Damals hatten wir ja noch überhaupt keine Nachfrage nach den Plätzen“, sagte er. Im Frühjahr 2017 aber habe die Familie schließlich einen Rückzieher gemacht und beschlossen, nur einen Bauplatz zu erwerben. Kürzlich aber sei die Familie auf ihn zugekommen und habe darum gebeten, den zweiten Platz nun doch noch erwerben zu dürfen. Gombold wollte eine Entscheidung darüber nicht im Alleingang fällen, sondern bat den Gemeinderat um Meinungen – zumal es zuletzt immer mal wieder lose Anfragen für den Bauplatz gegeben habe. Da die Familie im Sitzungssaal anwesend war, dauerte es eine Weile, bis schließlich René Laplace als Erster das Wort ergriff.
Laplace machte deutlich, dass es Entscheidungen gebe, die ihm besonders schwer fielen. „Wir wollen es ja möglichst immer unseren Bürgern recht machen“, sagte er. In diesem Fall jedoch spüre er „eine soziale Verantwortung gegenüber den Familien, die sich vielleicht nur diesen mit 55 Euro pro Quadratmeter recht günstigen Bauplatz leisten können“– und nicht den doppelt so teuren Platz im neuen Baugebiet „Reutäcker“.
Eine moralische Verantwortung
Winfried Köpfer ging noch einen Schritt weiter. Angesichts von nur noch zwei freien, kommunalen Bauplätzen an der Römerstraße „ist es unsere letzte und einmalige Chance, etwas für finanzschwächere Bürger zu tun. Ich fühle mich da auch moralisch verantwortlich“, sagte er.
Ekkehard Futterer argumentierte, dass das von der Familie im Jahr 2016 ursprünglich einmal geplante Haus wesentlich größer und zudem mittig geplant gewesen sei – unter dieser Prämisse habe er damals auch zustimmen können. „Jetzt würde da aber eine doch sehr große Baulücke entstehen“, sagte er. Er nahm damit Bezug auf den Plan der Familie, das zweite Grundstück „attraktiv mit Bäumen und Sträuchern“gestalten zu wollen. Dies hatte die Familie in einem Brief an den Gemeinderat geschrieben. „Bäume und Büsche beruhigen auch den Verkehr, somit wäre es eine gute Gelegenheit, die Römerstraße zu entschleunigen“, hieß es dort weiter.
Bruno Dreher überzeugte das Argument der Familie nicht: Er sah vielmehr das Problem, dass durch die Baulücke ein dauerhaftes Lärmschutz-Problem für die benachbarten Anrainer entstehe. Städteplaner Roland Gross, der wegen anderer Themen ebenfalls an der Sitzung teilnahm, wurde gefragt, wie er das Ansinnen der Famile finde: „Aus städtebaulicher Sicht ist es sinnvoll, das Grundstück zu bebauen“, machte er deutlich. Bei einer Enthaltung entschieden die Räte, der Familie den zweiten Bauplatz nicht zu verkaufen. Beide noch freien beiden Bauplätze sollen für künftige Bauherren vorgehalten werden.