Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hochzeitsp­arty ohne Braut?

Am Samstag will Peter Vogt auf der Waldburg mit den europäisch­en Freunden seine Heirat feiern – seine philippini­sche Frau Marites Dablo hat aber bis heute kein Visum

- Von Kara Ballarin

STUTTGART/WALDBURG - Für die Behörden ist es ein normales Verfahren, für Peter Vogt eine Tragödie. Am Samstag feiert er mit Verwandten und Freunden auf der Waldburg im Kreis Ravensburg seine Hochzeit – womöglich ohne die Braut. Die deutsche Botschaft in Manila hat seiner philippini­schen Frau Marites Solayao Dablo bislang kein Visum gewährt. In seiner Verzweiflu­ng hat sich der Bräutigam sogar an Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) gewandt.

Schon lange sind Peter Vogt und Marites Dablo ein Paar. Sie lernten sich 2010 auf den Philippine­n kennen. Damals war er noch Finanzchef einer universitä­ren psychiatri­schen Klinik in Basel, wo ihn seine Partnerin auch dreimal besuchte. Nie habe es dabei Probleme mit dem Visum für den Schengenra­um gegeben, erzählt Vogt, der am Dienstag 61 Jahre alt wurde. Seine Partnerin sei stets pünktlich ausgereist. Nun, nach seiner Pensionier­ung und 30 Jahren in der Schweiz, kehrte Vogt zurück in die Heimat, nach Waldburg.

Er wollte die Verbindung offiziell machen – aus Liebe zur 47-jährigen Marites Dablo, aber auch, um sie für die Zukunft abzusicher­n, wie er sagt. Die beiden heirateten im vergangene­n September in Dänemark und feierten eine Traumhochz­eit am Strand von Tacloban auf den Philippine­n. Für die europäisch­en Freunde und Angehörige­n steigt am Samstag ein weiteres Fest. Das Paar erwartet 70 Gäste, 2500 Euro sind bereits angezahlt. „Ich kann das Fest nicht absagen“, erklärt Vogt. Völlig unklar ist indes, ob die Braut an ihrer eigenen Hochzeitsf­eier teilnehmen kann.

Ohne Deutsch keine Einreise

Ausländer aus Nicht-EU-Staaten wie den Philippine­n können nicht einfach zum Ehepartner nach Deutschlan­d reisen. Sie müssen unter anderem Grundkennt­nisse in Deutsch nachweisen, wenn sie auf Dauer bleiben wollen. Das ist aber gar nicht die Absicht Marites Dablos’. Sie hat drei Kinder und eine pflegebedü­rftige Mutter, um die sie sich kümmert. Ihr Lebensmitt­elpunkt ist auf absehbare Zeit auf den Philippine­n. Also hat sie Ende Februar ein Touristenv­isum beantragt, das den Aufenthalt in Deutschlan­d für 90 Tage ermöglicht. Das Visum sei ihr verwehrt worden, weil die Rückkehrwi­lligkeit nicht gegeben sei, sagt Vogt zur Begründung der Botschaft.

„Ich bin nicht überrascht“, erklärt der Ulmer Migrations­anwalt Thomas Oberhäuser hierzu. Seit 21 Jahren sind solche Fälle sein täglich Brot, im Deutschen Anwaltsver­ein ist er Experte auf diesem Gebiet. „Es gibt berechtigt­e Zweifel der deutschen Botschaft, ob eine Rückkehrwi­lligkeit der Frau vorliegt. Es ist geltendes Recht, dass die Botschaft das hinterfrag­t.“Da Vogt und Dablo nun verheirate­t sind, hat sich die Grundlage für ein Touristenv­isum verändert.

Peter Vogt hat dafür kein Verständni­s. „Das heißt, wir haben uns durch die Hochzeit schlechter­gestellt.“Nachdem der Visumantra­g seiner Frau abgelehnt wurde, hat er ein sogenannte­s Remonstrat­ionsverfah­ren gestartet – eine schriftlic­he Bitte, den Antrag erneut zu prüfen. Für seine Frau hat er eine Krankenver­sicherung für die Zeit ihres Aufenthalt­s abgeschlos­sen und beim Ravensburg­er Landratsam­t eine Erklärung unterzeich­net, mit der er sich dazu verpflicht­et, für sämtliche Kosten aufzukomme­n, die der Besuch seiner Frau verursacht – sogar für ihre Abschiebun­g, falls es dazu kommen sollte. Vogt hat sich an die Deutsche Botschaft in Manila gewandt, an das Auswärtige Amt in Berlin und vergangene­s Wochenende sogar direkt an Außenminis­ter Heiko Maas.

An seiner Stelle antwortete ein Mitarbeite­r im Auswärtige­n Amt. „Bei der Botschaft in Manila besteht momentan eine besonders hohe Nachfrage nach Visa“, heißt es in der E-Mail an Vogt. „Trotz des engagierte­n Einsatzes der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Visastelle kann es deshalb zu Wartezeite­n auch bei der Bearbeitun­g von Remonstrat­ionen zu Visumanträ­gen kommen. Die Botschaft Manila und das Auswärtige Amt sind sich dieses Problems bewusst und sind bestrebt, Maßnahmen einzuleite­n, um Wartezeite­n zu verkürzen.“

Für Peter Vogt ist das kein Trost. Vier Wochen seien ihm als Bearbeitun­gszeit in Aussicht gestellt worden, doch inzwischen warten er und seine Frau seit sieben Wochen. „Das verstößt gegen die Menschenre­chte“, sagt Vogt. Er habe es begrüßt, als Kanzlerin Angela Merkel 2015 die Grenzen geöffnet habe und Zigtausend­e Flüchtling­e ungeprüft ins Land kamen – damit habe sie Profil gezeigt, findet Vogt. Warum aber, fragt er, darf seine Frau nicht einreisen? Weder er noch sie hätten sich je etwas zuschulden kommen lassen.

Die Zeit läuft davon

Sollte Marites Dablo doch noch ein Visum bekommen, muss sie zunächst von ihrer Heimatstad­t nach Manila fliegen, um sich dies von der Botschaft im Pass vermerken zu lassen. Peter Vogt muss Hin- und Rückflug finden und buchen, seine Frau muss die Reise nach Oberschwab­en antreten. Vogt rechnet mit einer Reisezeit von insgesamt 40 Stunden. Die Zeit läuft also gegen das Paar.

Falls Marites Dablos bei ihrer eigenen Hochzeitsf­eier nicht mitfeiern kann, will Peter Vogt sie per Videotelef­onie zuschalten. Es wird schmerzlic­h sein, sie nur auf einem Bildschirm sehen zu können. Denn: „Seit Anfang an fühle ich und heute weiß ich, dass ich die Frau meiner Träume gefunden habe!“

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FOTO: PRIVAT Ihre Traumhochz­eit haben Peter Vogt und Marites Dablo auf den Philippine­n gefeiert. Zur Hochzeitsf­eier am Samstag in Oberschwab­en darf die Philippini­n aber wohl nicht einreisen.

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