Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Unter Druck
In der Affäre um das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration (Bamf) muss jetzt auch die Behördenchefin Jutta Cordt um ihr Amt kämpfen – und muss sogar Ermittlungen der Staatsanwaltschaft fürchten. Auch Bundesinnenminister Seehofer schließt „personelle Konsequenzen“aus der Affäre nicht aus.
Die aus dem Ruhrgebiet stammende 54-Jährige ist seit Anfang 2017 Präsidentin des Bamf. Zuvor war Cordt unter anderem als Abteilungsleiterin für Arbeitsvermittlung und -beratung im Arbeitsamt in Ravensburg tätig. Ihre Karriere begonnen hatte Cordt nach Abschluss ihres Jurastudiums Anfang der 1990er-Jahre beim Landesarbeitsamt NordrheinWestfalen. Später arbeitete sie in Führungspositionen für mehrere Behörden, die mit dem Arbeitsmarkt befasst sind. Dass sie ins Bamf wechselte, lag an Frank-Jürgen Weise: Ihr inzwischen pensionierter Vorgänger hatte 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, neben der Leitung der Bundesagentur für Arbeit auch die des Bamf übernommen.
Weise kannte Cordt seit vielen Jahren und warb sie zunächst als seine Stellvertreterin an. Er verteidigt seine Nachfolgerin dieser Tage energisch gegen die aktuelle Kritik. Unter Cordts Führung bearbeitete das Bamf deutlich mehr Asylanträge als zuvor. Doch während früher die zu lange Dauer der Verfahren kritisiert wurde, kam nun Kritik am zu hohen Tempo auf. Flüchtlingshelfer, Rechtsanwälte und manche Politiker bemängeln, dass die hohe Schlagzahl bei den Asylverfahren faire Verfahren gefährde. Die „Süddeutsche Zeitung“konfrontierte Cordt schon im November damit, dass in manchen Bundesländern deutlich mehr Bewerber Asyl erhielten, als in anderen. Cordt sagte damals: „Es gibt nichts, was auf Unregelmäßigkeiten hindeutet“. Wie später herauskam, hatte sie zu dieser Zeit aber längst die Innenrevision damit beauftragt, die Bremer Bamf-Außenstelle zu prüfen.
Cordt sei extrem pflichtbewusst, fleißig und durchsetzungsstark, heißt es in einem Porträt der „Augsburger Allgemeinen“aus dem Jahr 2016. Corinna Konzett und AFP