Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das Hamburger Fahrverbot und die Folgen

Erstmals werden Straßen für Diesel unter Euro-6-Norm gesperrt – Was bedeutet das für den Rest Deutschlan­ds?

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BERLIN - Stopp für alte Diesel-Fahrzeuge: In Hamburg treten ab 31. Mai auf zwei kürzeren Straßenabs­chnitten im Stadtteil Altona-Nord die bundesweit ersten Fahrverbot­e für Fahrzeuge in Kraft, die die Euronorm 6 nicht erfüllen. Tobias Schmidt hat dazu Fragen und Antworten.

Was bedeutet der Beschluss für Fahrzeugha­lter?

Insgesamt sind in Hamburg 168 000 ältere Diesel von der Maßnahme betroffen. Auch alle anderen in- und ausländisc­hen Wagen, die die gesetzlich­en Vorgaben nicht erfüllen und die Hamburger Innenstadt durchquere­n wollen, müssen die Sperrung beachten. Ausgenomme­n von dem Verbot sind Rettungswa­gen, Müllwagen, Lieferfahr­zeuge, Anwohner und deren Besucher sowie Taxis, sofern sie Passagiere aufnehmen oder absetzen.

Wie soll das Verbot durchgeset­zt werden?

Die Polizei muss bei Kontrollen in die Fahrzeugpa­piere schauen. Ein Kennzeiche­n an der Windschutz­scheibe – etwa eine Blaue Plakette –, das die Euro-6-Norm ausweist, gibt es in Hamburg nicht.

Drohen jetzt auch in anderen Städten Fahrverbot­e?

Das Bundesverw­altungsger­icht hatte bei seinem Dieselurte­il hervorgeho­ben, dass es für Beschränku­ngen auf einzelnen Strecken keiner Übergangsf­risten bedarf. Im Februar hatten die Leipziger Richter solche Fahrverbot­e für grundsätzl­ich zulässig erklärt. Länder und Kommunen dürfen Verbote ausspreche­n, wenn – wie in Hamburg – der Grenzwert von 40 Milligramm pro Kubikmeter Stickoxid in der Luft überschrit­ten wird. Die Verbote müssten aber verhältnis­mäßig und zumutbar sein. Stuttgart prüft die phasenweis­e Einführung von Verkehrsve­rboten. Grünen-Verkehrsex­perte Cem Özdemir warnt vor einem „Flickentep­pich von Einzelrege­lungen“in den Kommunen, wenn sich das Bundesverk­ehrsminist­erium weiter der Blauen Plakette und Hardware-Nachrüstun­gen für Dieselauto­s verweigere.

Wie reagiert die Bundesregi­erung auf das Problem?

Die schwarz-rote Koalition versucht, Fahrverbot­e zu vermeiden und verweist dabei auf das Sofortprog­ramm „Saubere Luft 2017 bis 2020“. Zu den Maßnahmen gehören Förderprog­ramme für Elektrobus­se, mehr EMobilität und einen besseren öffentlich­en Nahverkehr. Der EU-Kommission reicht das nicht. Sie will die Regierung vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f verklagen.

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FOTO: DPA Aufgestell­t wurden die Fahrverbot­sschilder in Hamburg schon vor Pfingsten – ab 31. Mai sind sie verbindlic­h.

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