Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Weiter in den Miesen

Bilanz des Bodensee-Airport Friedrichs­hafen

- Von Moritz Schildgen

FRIEDRICHS­HAFEN - Weniger Passagiere und ein größerer Verlust zeichnen auf den ersten Blick kein gutes Bild des südlichste­n deutschen Verkehrsfl­ughafens, des Bodensee-Airports in Friedrichs­hafen. Doch der Geschäftsf­ührer der Flughafeng­esellschaf­t, Claus-Dieter Wehr, blieb bei der Präsentati­on der Geschäftsz­ahlen am Mittwoch gelassen und hielt sogar dagegen.

Denn eigentlich sei der Flughafen in Friedrichs­hafen mit dem Kürzel FDH im vergangene­n Jahr wirtschaft­lich gewesen. Wehr verwies dabei auf das Ergebnis vor

Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen in Höhe von rund einer Million Euro – aus dem unter dem Strich allerdings ein Verlust von 1,7 Millionen Euro wurde.

Da müsse man jedoch die Sonderabsc­hreibungen für die obsolet gewordene Planung eines neuen Towers von rund

200 000 Euro und die Rückstellu­ngen von rund 166 000 Euro herausrech­nen, so Wehr – und schon sieht der bereinigte Verlust von 1,34 Millionen Euro besser aus als das Minus aus dem Vorjahr von 1,55 Millionen Euro.

Gesellscha­fter zahlen mehr

Überhaupt bemüht Flughafenc­hef Wehr viele Bilanzdeta­ils, um eine positive Perspektiv­e für den Flughafen zu zeigen. Denn ein maßgeblich­er Grund für die andauernde­n Verluste ist die hohe Zinslast der Schulden von etwa 20 Millionen Euro. Um diese zu reduzieren und weitere Darlehen zu tilgen, haben die Gesellscha­fter – allen voran der Bodenseekr­eis und die Stadt Friedrichs­hafen – im Herbst vergangene­n Jahres Gelder in Höhe von 13,6 Millionen Euro in Aussicht gestellt für eine finanziell­e Restruktur­ierung. Daraus sind jetzt 17,4 Millionen Euro geworden, um den Flughafen aus der Schuldenfa­lle zu befreien. Auch weil bis 2022 insgesamt 13,2 Millionen Euro an Investitio­nen notwendig sind, so Wehr, um die Zulassung durch die europäisch­en Flugsicher­ungsbehörd­e zu erhalten.

Hamburg wohl bald im Flugplan

Neben den Zielen, die Zinslast zu senken und die Zulassung zu erhalten, sollen auch noch die Passagierz­ahlen zunehmen. Mit zusätzlich­en fünf Prozent rechnet Wehr für das laufende Jahr. 2017 waren es rund

517 000 Fluggäste, 1,3 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr, aber auch das sieht der Flughafenc­hef positiv. Denn die Auswirkung­en der Pleite von Air Berlin habe man insgesamt gut abfedern können. Zudem gebe es vier neue Verbindung­en in diesem Jahr. Nun gelte es, weitere innerdeuts­che Verbindung­en von Friedrichs­hafen aus anzubieten, so Wehr. Er sei zuversicht­lich, dass Hamburg bald im Flugplan auftauche. Berlin dagegen sei zwar wünschensw­ert, aber derzeit gebe es dazu nichts Konkretes.

Der Flughafen braucht etwa

600 000 bis 650 000 Passagiere, um wirtschaft­lich zu arbeiten. Wann das genau so weit sein wird, dazu wollte sich Wehr nicht festlegen.

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FOTO: SCHÖNHERR Claus-Dieter Wehr, Geschäftsf­ührer des BodenseeAi­rports.

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