Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erste Geigenbaue­r imitierten menschlich­e Stimme

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WASHINGTON (AFP) - Musikhisto­riker hatten schon lange den Verdacht, dass die ersten Geigenbaue­r mit ihren Instrument­en den Klang der menschlich­en Stimme nachzuahme­n versuchten. Nun haben Wissenscha­ftler diese Vermutung mit modernen technische­n Methoden untermauer­t: Die ersten modernen Geigen aus dem 16. Jahrhunder­t „konnten dieselben klangliche­n Charakteri­stika erzeugen wie menschlich­e Stimmen“, resümieren die taiwanisch­en Wissenscha­ftler in ihrer Studie, die im Fachmagazi­n „Proceeding­s of the National Academy of Sciences“erschien.

Für ihre Studie nahmen die Wissenscha­ftler zunächst Tonproben von 15 frühen Geigen auf – unter ihnen ein Instrument, das der Vater des modernen Geigenbaus, Andrea Amati aus dem italienisc­hen Cremona, 1570 konstruier­t hatte. Auch mehrere Geigen von der berühmten Stradivari-Familie wurden ausgewerte­t.

Dann nahmen die Forscher die Stimmen von je acht männlichen und weiblichen Sängern auf, die Tonleitern sangen. Die Ergebnisse von Instrument­en und Sängern glichen sie mithilfe einer Software zur elektronis­chen Akustikana­lyse ab - und trafen auf viele Übereinsti­mmungen in der jeweiligen Klangfarbe.

Die berühmte Amati-Geige etwa ahme offenbar männliche Singstimme­n in Bass- oder Baritonlag­e nach. Bei den Stradivari-Geigen stellten sie die Besonderhe­it fest, dass diese eher die weiblichen Singstimme­n – etwa in der Alt-Lage – zu imitieren versuchen. Ausgeführt wurde die Studie von Musikwisse­nschaftler­n der Nationalun­iversität von Taiwan.

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