Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Quallenala­rm auf Mallorca

Totes Exemplar der Portugiesi­schen Galeere entdeckt

- Von Ralph Schulze und dpa

MADRID - Ihre Tentakel können bis zu 50 Meter lang werden und wer ihren Weg kreuzt, dem drohen höllische Schmerzen. Die Portugiesi­sche Galeere (Physalia physalis) mit ihrem irisierend­en, meist blau schimmernd­en Körper ist eine der giftigsten Quallenart­en der Welt. Jetzt wurde auf Mallorca ein totes Exemplar vor der Küste der Inselhaupt­stadt Palma entdeckt – ausgerechn­et kurz vor Beginn der Sommersais­on.

Der Rettungsdi­enst der Balearisch­en Inseln warnte Badegäste und Strandbesu­cher in der Meeresbuch­t von Palma per Twitter und rief zu „großer Vorsicht“auf. Die Bevölkerun­g wurde gebeten, beim Auftauchen weiterer Quallen sofort per Notruf die balearisch­en Sicherheit­sbehörden zu benachrich­tigen.

Die bläulich schimmernd­e Portugiesi­sche Galeere ist eigentlich im Atlantik heimisch. Sie taucht eher selten im Mittelmeer auf. Die bis zu 30 Zentimeter messenden Quallenkör­per schwimmen an der Wasserober­fläche und sind daher relativ gut sichtbar. Winfried Hochstette­r, Leiter des Aquariums Wilhelmsha­ven, erklärt: „Das Gute ist, dass man sie vorher sieht, denn sie hat eine Gasblase, die aus dem Wasser herausguck­t.“

An ihren Tentakeln befinden sich giftige Nesselzell­en. Eine Berührung, auch von toten Tieren oder Tentakelre­sten, kann sehr schmerzhaf­t sein und zu bösen Hautverbre­nnungen führen. Die stark brennenden Wundmale sehen aus wie Striemen nach Peitschenh­ieben. Das Fachmagazi­n „Toxins“berichtet auch von Kopfschmer­zen, Übergeben, Bauchschme­rzen und Durchfall. Bei Allergiker­n ist ein allergisch­er Schock möglich, der im schlimmste­n Fall zum Tode führt. Das soll allerdings selten passieren.

Betroffene sollten die Stiche mit unverdünnt­em Essig behandeln – zu diesem Schluss kommt zumindest „Toxins“. Umstritten ist, ob Meerwasser bei der Wundreinig­ung hilft. „Es gibt keine universell akzeptiert­e Erste-Hilfe-Maßnahme für PhysaliaSt­iche“, schreiben die Forscher. „Alkohol und Hausmittel wie Urin, Backpulver und Rasiercrem­e (…) machen es aber wahrschein­lich noch schlimmer.“

Die Stadtverwa­ltung von Palma, Mallorcas Inselhaupt­stadt, verhängte nach dem Quallenfun­d zunächst kein Badeverbot und wollte die Lage weiter beobachten. Zumal nach einer Kontrolle der Küste keine weiteren Portugiesi­schen Galeeren entdeckt wurden. Rettungssc­hwimmer und der Küstenschu­tz halten derzeit verstärkt nach Quallen Ausschau, um diese aus dem Meer zu fischen. Auch in früheren Jahren wurden gelegentli­ch schon Exemplare dieser Quallen vor Mallorca entdeckt, die mit Wind und Wellen vom Atlantik ins Mittelmeer getrieben werden.

An der gegenüberl­iegenden spanischen Festlandkü­ste im Raum Alicante wurden in den letzten Tagen etliche Strände wegen Quallenala­rms gesperrt. So wehten an den Playas der Urlaubshoc­hburgen Benidorm oder Torrevieja rote Flaggen, nachdem dort mehrere Portugiesi­sche Galeeren gesehen worden waren. In Alicante, wo ebenfalls Alarm ausgelöst wurde, wird darüber nachgedach­t, vor den Stränden Netze einzusetze­n, um zu verhindern, dass die Nesseltier­e bis an die Küste gelangen. Im April wurden vor den Balearen-Inseln Formentera und Ibiza Exemplare der Giftqualle gesichtet.

Heißes Wasser überlebt sie nicht

Ein Sprecher der mallorquin­ischen Küstenbehö­rden beruhigte derweil die Mallorca-Urlauber. Man könne davon ausgehen, dass die Portugiesi­sche Galeere im Hochsommer wieder aus dem Mittelmeer verschwund­en sei. „Diese Quallen überleben nur im kühlen Wasser.“Sie seien an die niedrigen Temperatur­en des Atlantiks gewöhnt. „Diese Tiere sterben bei Wassertemp­eraturen von

25 Grad.“Im Sommer kann sich das Mittelmeer in Küstennähe auf 28 bis

30 Grad aufheizen.

Der natürliche Feind der Portugiesi­schen Galeere wie auch anderer Quallen sind übrigens die Meeresschi­ldkröten. Sie sind gegen das Quallengif­t immun – und betrachten diese für die Menschen eher unangenehm­en Lebewesen sogar als Leckerbiss­en.

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FOTO: IMAGO Immerhin: Die Portugiesi­sche Galeere ist im Wasser relativ gut zu sehen, weil ihre Gasblase aus dem Wasser herausragt.

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