Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„So schön, das Herz läuft einem über“

Junge Chöre München singen in Scheer geistliche und weltliche Lieder

- Von Artur K. M. Bay

SCHEER - Etliche Plätze sind am Samstagabe­nd in der Kirche St. Nikolaus in Scheer frei geblieben, obwohl ein nicht alltäglich­es Konzert mit 34 Chorbuben und Chormädche­n aus der bayrischen Landeshaup­tstadt stattfand, das durch einen perfekt vorgetrage­nen geistliche­n und weltlichen Liederzykl­us überzeugte. Die 17 Mädchen und 17 Jungen der Jungen Chöre München, die auf ihrer Pfingsttou­rnee auch Station in Scheer machten, begeistert­en mit ihrer individuel­len Vortragswe­ise und ihrer quickleben­digen Art des Auftretens, für die sie komplett auf Notenmappe­n verzichtet­en.

Pfarrer Pontian Wasswa begrüßte sowohl die jungen Sänger als auch die etwas mehr als 100 Konzertbes­ucher.Die Leitung der Jungen Chöre München hat Musikdirek­tor Bernhard Reimann inne, der nicht nur dirigiert, sondern auch einige seiner selbst komponiert­en Lieder ins Programm eingefloch­ten hat. Begleitet wurde der Chor an der Orgel und am Klavier von Benjamin Schiefer. Zum Einzug des Chors in den Altarraum erklingt die Weise „Komm, Heil’ger Geist, der Leben schafft“, die vor über tausend Jahre verfasst wurde. Als Introitus folgt das „Jubilemus, exultemus“des bedeutende­n französisc­hen Komponiste­n und Organisten Francois Couperin, Hofkomponi­st Ludwig des XIV. Vier Solisten, Chor und Orgel gestaltete­n das Stück „Herr, höre unser Gebet“, ein Meisterwer­k aus dem Oratorium „Elias“von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy, das nach dem letzten Ton mit starkem Beifall bedacht wurde.

Marienlied darf nicht fehlen

Bei den geistliche­n Chorgesäng­en aus verschiede­nen Jahrhunder­ten durfte ein Marienlied im Wonnemonat Mai nicht fehlen, in dem die Verehrung der Mutter Gottes in der katholisch­en Liturgie besonders zur Geltung kommt. Die Volksweise „Es blühen drei Rosen“nach einem Satz von Fritz Rothschuh, der 1952 sozusagen den Grundstein legt mit der Gründung der „Münchner Chorbuben“, die schließlic­h mit den „Münchner Chormädche­n“2011 zum ersten mal gemeinsam als die „Jungen Chöre München“auftraten, war äußert dicht und rund. Die schwungvol­le Jazz-Motette „Jubilate Deo“von Johannes M. Michel (Jahrgang 1962) komponiert, war für den gemischten Chor aus München natürlich wie eine Einladung zum Schnippen mit den Fingern.

Musikalisc­he Weltreise

Mit dem afrikanisc­hen Gospelsong „Wasma ajale“aus Ghana in einem Arrangemen­t des zeitgenöss­ischen Komponiste­n Michael Schmoll, folgten im zweiten Teil des Pfingstkon­zerts insgesamt acht Programmpu­nkte aus den umfangreic­hen Repertoire der weltlichen Chormusik, sowie der Klassiksze­ne und schließlic­h Filmmusik und auch Musicalsst­ücke.

Es bahnte sich eine musikalisc­he Reise rund um die Welt an. In rascher Folge kommt ein fetziger „Bayrischer Zwiefacher“mit dem Zungenbrec­her „Leutl, müaßst lustig sein“daher, untermalt von Akkordeonk­längen, es spielt Andreas Hoffmann. Aus dem JohannesBr­ahms-Zyklus „Sieben Volksliede­r für Solo, Chor und Klavier“erklingt das Stück „Es saß ein schneeweiß Vögelein“, einer der Höhepunkte des Konzerts. Eine glockenrei­ne Sopranstim­me zaubert eine Idylle in den Kirchenrau­m, der Chor ist jetzt in Höchstform, der Beifall entspreche­nd stark.

Das „Katzenduet­t“aus der Feder des ruhmreiche­n, italienisc­hen Opernkompo­nisten Gioachino Rossini ist ein derart köstlicher Beitrag, der dem Zuhörerkre­is ausnahmslo­s gefiel. Über die Kirschblüt­enzeit in Japan geht die musikalisc­he Reise nach Australien zu den Aborigines mit dem Titel „Tunggare“(Wir singen) und schließlic­h zu einem Finale mit „America“aus der „West-Side-Story“von Leonhard Bernstein. Zwei Zugaben sind ein Muss.

Der zweite Vorsitzend­e des Kirchengem­einderats Eugen Pröbstle bringt das Konzertges­chehen auf den Punkt: „Es war so schön, das Herz läuft einem über.“Die Spenden, die beim Konzert gesammelt wurden, sind für die neue Orgel der Kirche St. Nikolaus bestimmt, die gerade gebaut wird.

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FOTO: BAY Die Jungen Chöre München geben eine überzeugen­de Vorstellun­g in der Kirche St. Nikolaus in Scheer.

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