Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„So schön, das Herz läuft einem über“
Junge Chöre München singen in Scheer geistliche und weltliche Lieder
SCHEER - Etliche Plätze sind am Samstagabend in der Kirche St. Nikolaus in Scheer frei geblieben, obwohl ein nicht alltägliches Konzert mit 34 Chorbuben und Chormädchen aus der bayrischen Landeshauptstadt stattfand, das durch einen perfekt vorgetragenen geistlichen und weltlichen Liederzyklus überzeugte. Die 17 Mädchen und 17 Jungen der Jungen Chöre München, die auf ihrer Pfingsttournee auch Station in Scheer machten, begeisterten mit ihrer individuellen Vortragsweise und ihrer quicklebendigen Art des Auftretens, für die sie komplett auf Notenmappen verzichteten.
Pfarrer Pontian Wasswa begrüßte sowohl die jungen Sänger als auch die etwas mehr als 100 Konzertbesucher.Die Leitung der Jungen Chöre München hat Musikdirektor Bernhard Reimann inne, der nicht nur dirigiert, sondern auch einige seiner selbst komponierten Lieder ins Programm eingeflochten hat. Begleitet wurde der Chor an der Orgel und am Klavier von Benjamin Schiefer. Zum Einzug des Chors in den Altarraum erklingt die Weise „Komm, Heil’ger Geist, der Leben schafft“, die vor über tausend Jahre verfasst wurde. Als Introitus folgt das „Jubilemus, exultemus“des bedeutenden französischen Komponisten und Organisten Francois Couperin, Hofkomponist Ludwig des XIV. Vier Solisten, Chor und Orgel gestalteten das Stück „Herr, höre unser Gebet“, ein Meisterwerk aus dem Oratorium „Elias“von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das nach dem letzten Ton mit starkem Beifall bedacht wurde.
Marienlied darf nicht fehlen
Bei den geistlichen Chorgesängen aus verschiedenen Jahrhunderten durfte ein Marienlied im Wonnemonat Mai nicht fehlen, in dem die Verehrung der Mutter Gottes in der katholischen Liturgie besonders zur Geltung kommt. Die Volksweise „Es blühen drei Rosen“nach einem Satz von Fritz Rothschuh, der 1952 sozusagen den Grundstein legt mit der Gründung der „Münchner Chorbuben“, die schließlich mit den „Münchner Chormädchen“2011 zum ersten mal gemeinsam als die „Jungen Chöre München“auftraten, war äußert dicht und rund. Die schwungvolle Jazz-Motette „Jubilate Deo“von Johannes M. Michel (Jahrgang 1962) komponiert, war für den gemischten Chor aus München natürlich wie eine Einladung zum Schnippen mit den Fingern.
Musikalische Weltreise
Mit dem afrikanischen Gospelsong „Wasma ajale“aus Ghana in einem Arrangement des zeitgenössischen Komponisten Michael Schmoll, folgten im zweiten Teil des Pfingstkonzerts insgesamt acht Programmpunkte aus den umfangreichen Repertoire der weltlichen Chormusik, sowie der Klassikszene und schließlich Filmmusik und auch Musicalsstücke.
Es bahnte sich eine musikalische Reise rund um die Welt an. In rascher Folge kommt ein fetziger „Bayrischer Zwiefacher“mit dem Zungenbrecher „Leutl, müaßst lustig sein“daher, untermalt von Akkordeonklängen, es spielt Andreas Hoffmann. Aus dem JohannesBrahms-Zyklus „Sieben Volkslieder für Solo, Chor und Klavier“erklingt das Stück „Es saß ein schneeweiß Vögelein“, einer der Höhepunkte des Konzerts. Eine glockenreine Sopranstimme zaubert eine Idylle in den Kirchenraum, der Chor ist jetzt in Höchstform, der Beifall entsprechend stark.
Das „Katzenduett“aus der Feder des ruhmreichen, italienischen Opernkomponisten Gioachino Rossini ist ein derart köstlicher Beitrag, der dem Zuhörerkreis ausnahmslos gefiel. Über die Kirschblütenzeit in Japan geht die musikalische Reise nach Australien zu den Aborigines mit dem Titel „Tunggare“(Wir singen) und schließlich zu einem Finale mit „America“aus der „West-Side-Story“von Leonhard Bernstein. Zwei Zugaben sind ein Muss.
Der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats Eugen Pröbstle bringt das Konzertgeschehen auf den Punkt: „Es war so schön, das Herz läuft einem über.“Die Spenden, die beim Konzert gesammelt wurden, sind für die neue Orgel der Kirche St. Nikolaus bestimmt, die gerade gebaut wird.