Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Elternbeirat hofft nach Unfall auf Sachverständigen
Auto streift ein Mädchen an der Ablachschule – Im absoluten Halteverbot geparkte Wagen behindern die Sicht
MENGEN - Nach einem Unfall an der Ablachschule, bei dem eine Schülerin angefahren wurde, wird die Verkehrssituation an der Schule erneut diskutiert. Seit Jahren wünschen sich Schulleitung, Lehrer und Eltern mehr Sicherheit für die Kinder und eine bessere Lösung für Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen oder abholen. Nun wird ein Sachverständiger gefordert, um die Lage zu beurteilen. Die Stadtverwaltung hat umgehend eine verstärkte Kontrolle des Halteverbots durch das Ordnungsamt zugesagt.
Ein Mädchen aus Ennetach, das die zweite Klasse der Ablachschule besucht, ist am vergangenen Dienstag, 15. Mai, nach der Schule gegen 15.45 Uhr von einem Auto gestreift worden. Das Mädchen stürzte zu Boden, verletzte sich aber glücklicherweise nicht. „Das Mädchen hatte alles richtig gemacht“, heißt es in einem Elternbrief, den die Ablachschule daraufhin verschickt hat. Es wollte die Straße in Richtung Fußweg zur Unterführung nach Ennetach überqueren. Es lief über den Lehrerparkplatz entlang der Feuerwehrzufahrt in Richtung Abgrenzungspfosten zum Gehweg. Weil aber am Fahrbahnrand der Ablachstraße viele Autos im absoluten Halteverbot entlang des Gehwegs hielten, konnte das Mädchen die Straße nicht einsehen. Ebensowenig wurde sie vom Fahrer eines herannahenden Autos gesehen, weil die parkenden Autos das Mädchen verdeckten. Als das Mädchen dann doch versuchte, die Straße zu überqueren, wurde es vom Auto gestreift.
„Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass nicht schon früher etwas passiert ist“, sagt Sonja Goeze, die Elternbeiratsvorsitzende der Ablachschule. Seit Jahren seien Schulleitung, Elternvertreter und Stadtverwaltung im Gespräch. „Es hat schon mehrere Verkehrsschauen gegeben, aber so richtig viel hat sich an der gefährlichen Situation für die Kinder nicht geändert“, sagt sie. „Dabei besteht schon seit langem akuter Handlungsbedarf.“Auch die Arbeitsgruppe „Sicherer Schulweg“trete an diesem Punkt auf der Stelle. „Es gibt viele Orte in der Stadt, die sich für Laufbusse eignen“, sagt Goeze. „Durch den Sternmarsch für die Aktion ,Weg vom Auto’ wurde ja auch auf diese Treffpunkte aufmerksam gemacht. Es sei nicht notwendig, dass Eltern ihre Kinder täglich mit dem Auto zur Schule bringen.
„Aber immer wieder gibt es Situationen, in denen man es als Mutter oder Vater doch macht“, sagt Sonja Goeze aus eigener Erfahrung. Wenn ihr Sohn neben dem Schulranzen noch die Gitarre und die Schwimmtasche mit Flossen mitnehmen müsste, führe auch sie ihn zur Schule. „Das kann er nicht alles mit dem Rad mitnehmen oder zu Fuß schleppen.“Gleiches gelte für Tage, an denen gebastelte Präsentationen mitgenommen werden müssten. „Das geht bei strömendem Regen nicht.“Auch gebe es nicht selten Termine im direkten Anschluss an das Unterrichtsende.
Unermüdlich steht Stefanie Klein, die stellvertretende Schulleiterin, beinahe täglich am Lehrerparkplatz und appelliert an Eltern, die dort hineinfahren oder im unübersichtlichen Bereich wenden wollen. „Es gibt zu wenige Parkmöglichkeiten und die Straße ist sehr eng“, sagt Goeze. Würden mehr Eltern den Parkplatz am Hallenbad als Treffpunkt nutzen, wäre die Situation etwas entspannter, denn eine Schule müsse natürlich auch mit dem Auto erreichbar sein.
Täglich gebe es dann eben auch die besonders Dreisten, die im absoluten Halteverbot stehen bleiben. „Diese Eltern sind meiner Meinung nach mit schuld an dem Unfall“, sagt sie. Den Autofahrer, der richtigerweise zum Wenden zum Hallenbad hatte fahren wollen, habe der Unfall sehr mitgenommen. Er habe gleich Polizei und Rettungsdienst informieren wollen und hätte sich am nächsten Tag nach dem Mädchen erkundigt, sagt auch Stefanie Klein. „Es wäre unfair, ihn allein verantwortlich machen zu wollen.“
Der Elternbeirat wünscht sich deshalb, dass sich ein externer Sachverständiger die Situation an der Ablachschule ansieht. „Vielleicht kann er Lösungsmöglichkeiten finden, über die wir noch nicht nachgedacht haben“, sagt Sonja Goeze. Ihre Unterstützung habe die Stadtverwaltung stets zugesichert. „Da haben wir schon das Gefühl, dass man an einer guten Lösung interessiert ist“, sagt auch Stefanie Klein. Auf Initiative des Gesamtelternbeirats der Mengener Schulen habe sich die Stadt Mengen bereits für den Fußverkehrs-Check des Landes beworben, sei aber leider nicht berücksichtigt worden. „Dann hätten Experten auch die Situation aller Schulwege angesehen.“Nun will die Ablachschule den glimpflich verlaufenen Unfall als Anlass nehmen, dass wenigstens für diesen Bereich ein Sachverständiger bestellt wird.
In einem Brief an die Stadtverwaltung hat der Gesamtelternbeirat genau das gefordert. Auch sollten alle Schulwege noch einmal auf ihre Sicherheit überprüft werden. „Außerdem haben wir um die Unterstützung des Ordnungsamts gerade an den Dienstagen und Donnerstagen um 15.45 Uhr gebeten“, sagt Stefanie Klein. Um diese Uhrzeit haben nämlich alle Grundschüler gleichzeitig Schulschluss. „Bei mehr als 300 Kindern wird das schnell unübersichtlich und bei Regen kommen noch mehr Autos zum Abholen.“Bürgermeister Stefan Bubeck, der schriftlich auf den Brief antwortete und sein Bedauern ausdrückte, habe die Sofortmaßnahme durch das Ordnungsamt zugesichert.
„Es hat schon mehrere Verkehrsschauen gegeben, aber viel hat sich nicht geändert“, sagt Elternbeiratsvorsitzende Sonja Goeze.
„Die Eltern, die im absoluten Halteverbot standen, sind für mich mit schuld am Unfall“, sagt Stefanie Klein, stellvertretende Schulleiterin der Ablachschule.