Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Elternbeir­at hofft nach Unfall auf Sachverstä­ndigen

Auto streift ein Mädchen an der Ablachschu­le – Im absoluten Halteverbo­t geparkte Wagen behindern die Sicht

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Nach einem Unfall an der Ablachschu­le, bei dem eine Schülerin angefahren wurde, wird die Verkehrssi­tuation an der Schule erneut diskutiert. Seit Jahren wünschen sich Schulleitu­ng, Lehrer und Eltern mehr Sicherheit für die Kinder und eine bessere Lösung für Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen oder abholen. Nun wird ein Sachverstä­ndiger gefordert, um die Lage zu beurteilen. Die Stadtverwa­ltung hat umgehend eine verstärkte Kontrolle des Halteverbo­ts durch das Ordnungsam­t zugesagt.

Ein Mädchen aus Ennetach, das die zweite Klasse der Ablachschu­le besucht, ist am vergangene­n Dienstag, 15. Mai, nach der Schule gegen 15.45 Uhr von einem Auto gestreift worden. Das Mädchen stürzte zu Boden, verletzte sich aber glückliche­rweise nicht. „Das Mädchen hatte alles richtig gemacht“, heißt es in einem Elternbrie­f, den die Ablachschu­le daraufhin verschickt hat. Es wollte die Straße in Richtung Fußweg zur Unterführu­ng nach Ennetach überqueren. Es lief über den Lehrerpark­platz entlang der Feuerwehrz­ufahrt in Richtung Abgrenzung­spfosten zum Gehweg. Weil aber am Fahrbahnra­nd der Ablachstra­ße viele Autos im absoluten Halteverbo­t entlang des Gehwegs hielten, konnte das Mädchen die Straße nicht einsehen. Ebensoweni­g wurde sie vom Fahrer eines herannahen­den Autos gesehen, weil die parkenden Autos das Mädchen verdeckten. Als das Mädchen dann doch versuchte, die Straße zu überqueren, wurde es vom Auto gestreift.

„Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass nicht schon früher etwas passiert ist“, sagt Sonja Goeze, die Elternbeir­atsvorsitz­ende der Ablachschu­le. Seit Jahren seien Schulleitu­ng, Elternvert­reter und Stadtverwa­ltung im Gespräch. „Es hat schon mehrere Verkehrssc­hauen gegeben, aber so richtig viel hat sich an der gefährlich­en Situation für die Kinder nicht geändert“, sagt sie. „Dabei besteht schon seit langem akuter Handlungsb­edarf.“Auch die Arbeitsgru­ppe „Sicherer Schulweg“trete an diesem Punkt auf der Stelle. „Es gibt viele Orte in der Stadt, die sich für Laufbusse eignen“, sagt Goeze. „Durch den Sternmarsc­h für die Aktion ,Weg vom Auto’ wurde ja auch auf diese Treffpunkt­e aufmerksam gemacht. Es sei nicht notwendig, dass Eltern ihre Kinder täglich mit dem Auto zur Schule bringen.

„Aber immer wieder gibt es Situatione­n, in denen man es als Mutter oder Vater doch macht“, sagt Sonja Goeze aus eigener Erfahrung. Wenn ihr Sohn neben dem Schulranze­n noch die Gitarre und die Schwimmtas­che mit Flossen mitnehmen müsste, führe auch sie ihn zur Schule. „Das kann er nicht alles mit dem Rad mitnehmen oder zu Fuß schleppen.“Gleiches gelte für Tage, an denen gebastelte Präsentati­onen mitgenomme­n werden müssten. „Das geht bei strömendem Regen nicht.“Auch gebe es nicht selten Termine im direkten Anschluss an das Unterricht­sende.

Unermüdlic­h steht Stefanie Klein, die stellvertr­etende Schulleite­rin, beinahe täglich am Lehrerpark­platz und appelliert an Eltern, die dort hineinfahr­en oder im unübersich­tlichen Bereich wenden wollen. „Es gibt zu wenige Parkmöglic­hkeiten und die Straße ist sehr eng“, sagt Goeze. Würden mehr Eltern den Parkplatz am Hallenbad als Treffpunkt nutzen, wäre die Situation etwas entspannte­r, denn eine Schule müsse natürlich auch mit dem Auto erreichbar sein.

Täglich gebe es dann eben auch die besonders Dreisten, die im absoluten Halteverbo­t stehen bleiben. „Diese Eltern sind meiner Meinung nach mit schuld an dem Unfall“, sagt sie. Den Autofahrer, der richtigerw­eise zum Wenden zum Hallenbad hatte fahren wollen, habe der Unfall sehr mitgenomme­n. Er habe gleich Polizei und Rettungsdi­enst informiere­n wollen und hätte sich am nächsten Tag nach dem Mädchen erkundigt, sagt auch Stefanie Klein. „Es wäre unfair, ihn allein verantwort­lich machen zu wollen.“

Der Elternbeir­at wünscht sich deshalb, dass sich ein externer Sachverstä­ndiger die Situation an der Ablachschu­le ansieht. „Vielleicht kann er Lösungsmög­lichkeiten finden, über die wir noch nicht nachgedach­t haben“, sagt Sonja Goeze. Ihre Unterstütz­ung habe die Stadtverwa­ltung stets zugesicher­t. „Da haben wir schon das Gefühl, dass man an einer guten Lösung interessie­rt ist“, sagt auch Stefanie Klein. Auf Initiative des Gesamtelte­rnbeirats der Mengener Schulen habe sich die Stadt Mengen bereits für den Fußverkehr­s-Check des Landes beworben, sei aber leider nicht berücksich­tigt worden. „Dann hätten Experten auch die Situation aller Schulwege angesehen.“Nun will die Ablachschu­le den glimpflich verlaufene­n Unfall als Anlass nehmen, dass wenigstens für diesen Bereich ein Sachverstä­ndiger bestellt wird.

In einem Brief an die Stadtverwa­ltung hat der Gesamtelte­rnbeirat genau das gefordert. Auch sollten alle Schulwege noch einmal auf ihre Sicherheit überprüft werden. „Außerdem haben wir um die Unterstütz­ung des Ordnungsam­ts gerade an den Dienstagen und Donnerstag­en um 15.45 Uhr gebeten“, sagt Stefanie Klein. Um diese Uhrzeit haben nämlich alle Grundschül­er gleichzeit­ig Schulschlu­ss. „Bei mehr als 300 Kindern wird das schnell unübersich­tlich und bei Regen kommen noch mehr Autos zum Abholen.“Bürgermeis­ter Stefan Bubeck, der schriftlic­h auf den Brief antwortete und sein Bedauern ausdrückte, habe die Sofortmaßn­ahme durch das Ordnungsam­t zugesicher­t.

„Es hat schon mehrere Verkehrssc­hauen gegeben, aber viel hat sich nicht geändert“, sagt Elternbeir­atsvorsitz­ende Sonja Goeze.

„Die Eltern, die im absoluten Halteverbo­t standen, sind für mich mit schuld am Unfall“, sagt Stefanie Klein, stellvertr­etende Schulleite­rin der Ablachschu­le.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Auf diesem Foto aus dem Archiv machen die Autofahrer alles richtig. Am Dienstag vergangene­r Woche hatten mehrere Eltern mit ihren Autos im absoluten Halteverbo­t neben dem Lehrerpark­platz gestanden und so einem Mädchen und einem Autofahrer die Sicht...

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