Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
33 Routen führen auf den Turmgipfel
Der Deutsche Alpenverein lehrt an der Kletteranlage die ersten Griffe und Schritte, um hoch hinaus zu kommen
PFULLENDORF - Klettern ist längst nicht mehr nur jenen vorbehalten, die in der Tradition der Hochgebirgspioniere mit Seil und Haken im steilen Fels zum Gipfel unterwegs sind. Klettern ist zum Breitensport geworden, vor allem, seit es in vielen Städten künstliche Kletteranlagen gibt.
Eine solche Kletteranlage steht auch in Pfullendorf. Dort hat die gleichnamige Sektion des Deutschen Alpenvereins schon vor vielen Jahren den Bedarf erkannt und nach einer Idee für eine Kletteranlage gesucht. Fündig wurde man bei einer örtlichen Glaserei, die ihren Holzspänesilo abbauen wollte. Die Sektion erwarb den 16 Meter hohen Betonturm, baute ihn in der Nähe der Sportanlagen von Fußballverein und Tennisclub wieder auf und installierte elf Kletterlinien mit insgesamt 33 Routen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Sechs Linien außen am Turm und fünf Linien wettergeschützt an den Innenwänden. Außerdem sind die Griffe und Tritte so angeordnet, dass man auch rund um den Turm bouldern kann. „2003 haben wir den Kletterturm eröffnet“, erzählt Oliver Schraut, Vorsitzender der Sektion und selbst begeisterter Kletterer am Turm und auch im Fels. Wenig später wurde die Anlage durch zwei Boulderwände ergänzt und seit einigen Jahren gibt es auch eine Slackline, auf der man das Gleichgewicht trainieren kann. Bouldern, so erklärt Oliver Schraut übrigens, ist Klettern ohne Seilsicherung bis zu einer Höhe, aus der man ohne Verletzungsgefahr abspringen kann. Vier Meter etwa, alles drüber ist Klettersport.
Ausrüstung wird verliehen
Seither lädt die Kletterabteilung der Sektion von April bis Oktober am Freitagabend Mitglieder und Nichtmitglieder zum öffentlichen Klettern und Bouldern ein. Die Ausrüstung kann geliehen werden und es ist immer jemand von den DAV-Kletterexperten vor Ort, der anleitet und Tipps gibt. „An manchen Abenden sind 35 Leute da“, macht Schraut deutlich, wie beliebt der Klettersport ist. Am Mittwochabend gehört die Kletteranlage der Jugend. Für Jugendliche und Erwachsene, die über die vier Meter hinaus wollen, bietet die Pfullendorfer Sektion Kletterkurse mit ausgebildeten Trainern an. Den „Toprope“-Kurs, bei dem die Seile von oben gesichert sind, als Einstieg und den „Vorstieg“-Kurs, bei dem sich die Kletterer an den Sicherungspunkten selbst zwischensichern, für Fortgeschrittene. Das sind Kurse, die am Kletterturm stattfinden. Erst danach geht es in einem dritten Kurs ins Donautal an den Fels. Dort erlernen und üben die Kletterneulinge alles, was man braucht, um im Fels in Seilschaft zu klettern. Wer will, kann am Ende jedes Kurses eine Prüfung ablegen und erhält den jeweiligen DAV-Kletterschein. „Wir bieten mindestens einen Kurs von jeder Art im Jahr an, bei Bedarf mehr“, sagt Oliver Schraut. Auch wer alle Kurse absolviert hat und sich ins Hochgebirge wagen will, wird vom Pfullendorfer Alpenverein nicht im Stich gelassen.
Den ganzen Sommer über veranstaltet die DAV-Sektion ein- und mehrtägige von ausgebildeten Trainern begleitete Hochgebirgstouren in Fels und Eis. Wer zwar die Kurse absolviert hat, aber noch nicht gleich an einer ganzen Tour mit erfahrenen Kletterern teilnehmen möchte, stößt ebenfalls auf offene Ohren. „Man braucht uns nur anzusprechen“, sagt Schraut, der selbst regelmäßig auf Klettertour geht und schon lange Jahre die Kletterabteilung der Sektion leitete.
Verein wünscht sich einen Raum
Oliver Schraut und die Boulder im Verein haben einen Traum. Sie möchten einen Raum haben, in dem sie auch in der kalten Jahreszeit vor Ort ihrem Sport nachgehen können. Weil im Winter der ungeheizte Kletterturm zu kalt ist, müssen die Boulder entweder verzichten und auf wärmere Temperaturen warten oder in weiter entfernte Hallen fahren. „Wir suchen einen Raum, der vier Meter hoch ist und mindestens 50 bis
60 Quadratmeter groß ist“, sagt Schraut und ergänzt: „Eine Fabrikhalle wäre ideal.“
Die Sektion Pfullendorf im Deutschen Alpenverein bietet das ganze Jahr über sportliche Aktivitäten, darunter auch das Klettern am Kletterturm an. Der Kletterturm ist immer freitags ab 18 Uhr zum offenen Klettern geöffnet. Für Mitglieder ist das Klettern kostenlos, Nichtmitglieder zahlen 3,50 Euro (Jugendliche bis 16 Jahre zwei Euro). Die Jugend ab etwa zehn Jahren trifft sich mittwochs um
18.30 Uhr. Ansprechpartner für den Kletterturm ist Uwe Müller, Telefon
07558/1363. Ansprechpartnerin für das Jugendklettern ist Ramona Brodmann, Telefon 0151/56 58 90 02. Ansprechpartner für die Kletterkurse ist Martin Hensler, Telefon 07578/
93 34 77.
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