Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bristols Matchwinner erhält Profivertrag
OSTRACH - Mit dem Überraschungssieg des Bristol City Football Club ist am Pfingstmontag die 48. Augflage des Yokohama-Cups zu Ebde gegangen. Die Engländer besiegten im Finale die russische U17 von Zenit
St. Petesburg mit 1:0 durch ein Hackentor von Antoine Semenyo in der ersten Minute. Doch nicht nur aufgrund dieses Tors wurden die Fans des gepflegten, hochklassigen Jugendfußballs im Ostracher Buchbühl am Pfingstwochenende glänzend unterhalten. 43 Tore sahen die Fußballfans in 900 Minuten reiner Spielzeit im Turnier, macht knapp alle 21 Minuten ein Tor, also mindestens eins pro Halbzeit. Eine starke Quote, auch weil die Mannschaften mit offenem Visier spielten. Zwar hielten sich auch die U17-Mannschaften an taktische Vorgaben, aber lag die Fehlerquote sicher höher als bei den Vorgängern aus der U19.
Am Ende siegte das englische Kollektiv, sodass auch Bristols Akademieleiter Gary Probert begeistert von seiner Mannschaft war. Erste Teilnahme in Ostrach, auf Anhieb Finale und Turniersieg, englisches Fußballherz, was willst du mehr. Doch auch beim Bristol City Football-Club ragte ein Spieler heraus, ein echter Glücksgriff: Antoine Semenyo. Der Spieler mit der Nummer 10 wurde schon im ersten Spiel gegen
Midtjylland zum „Man of the Match“gewählt, schoss das Siegtor nach einer Minute im Finale gegen Zenit St. Petersburg und wurde obendrein von den Trainern zum zweitbesten Spieler des Turniers gewählt. „Ein richtig guter Kerl“, sagte Probert über sein derzeit größtes Talent. „ Er hat bis vor einem halben Jahr nur im College gespielt, nie im Verein. Er hatte überhaupt keine taktische Erfahrung oder Ausbildung. Er ist ein Naturtalent“, ist Probert von Semenyo überzeugt. Und: Er holte den 18 Jahre alten Angreifer quasi von der Straße. Schwieriges Zuhause in einem sozialen Brennpunkt. „Ohne Fußball hätte er es sicher nicht leicht“, sagte Probert am Rande des Gästeempfangs am Sonntagabend. Probert und Akademiecheftrainer Dave Horseman sind von den Qualitäten des Youngsters überzeugt: „Wir haben ihn mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet. Er wechselt im Sommer zu den Profis in die 1st Division“, sagte Probert nach dem Finale. „Sonst kommen die großen Klubs und holen ihn uns weg.“
Doch nicht nur fußballerisch ist der junge Mann mit dem extravaganten Haarschnitt ein echter Gewinn. Er sei ein Typ, der sich um seine jüngeren Mitspieler kümmere, so Probert. „Er lernt schnell dazu und wenn er bei uns in der Jugend ist, ist er richtig klasse. Er nimmt die jüngeren Spieler unter seine Fittiche. Er spricht mit ihnen, redet ihnen gut zu oder nimmt sie einfach auch mal in den Arm, auch im Hotel hat er das wieder gemacht, viel gesprochen, viel getan. Er ist super zu allen. Ein richtig feiner Kerl.“Auch weil die Fernsehgelder zwischen Premier League und 1st Division ungleich verteilt sind, kümmert sich Bristol um eine gute Ausbildung: „Wir haben derzeit zwei Spielfelder nur fürs Training. Meistens trainieren wir auf Naturrasen. Nur die jüngeren Kinder spielen bei uns auf Kunstrasen, um ihre Technik zu verbessern. Übrigens habt Ihr hier einen ganz tollen Platz und super Bedingungen, ein tolles Turnier“, lobte Probert den Yokohama-Cup.
Der Academy-Chef selbst war richtig froh, an Pfingsten im Buchbühl in Ostrach zu sein, fernab vom HarryMeghan-Hochzeitswahn. Angesprochen auf den Hype um die royale Hochzeit winkte er nur ab und rollte die Augen. „Das ist völlig wahnsinnig. Aus ganz Europa, ja aus der ganzen Welt kommen Touristen, um in den Straßen zu stehen und einen Blick auf Prinz Harry und Meghan zu erhaschen. Die sind völlig wild. Manche tragen Masken mit Harrys Konterfei. Völlig verrückt. Wenn ich derzeit in Engländ wäre: Ich glaube ich wäre während der Fernsehübertragung einfach mit meinen Kindern nach draußen gegangen, um mit ihnen zu spielen“, sagte der frischgebackene Yokohama-Cup-Sieger.