Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Weg vom Robin-Hood-Image
Neuerscheinung über schwäbische Räuberbanden
WANGEN - Vom Schwerverbrecher Hannikel bis zum legendär verklärten Schwarzer Veri: Wer sich aktuell einen raschen Überblick über das historische Räuberunwesen im schwäbischen Raum verschaffen will, kann zu einer jüngst erschienenen Schrift greifen. Ihr Titel lautet „Räuber, Jauner, Beutelschneider“. Sie beruht auf der regional beachteten Ausstellung „Im Spitzbubenland - Räuberbanden um 1800 in Schwaben“. Einmal mehr geht es darum, mit dem Robin-Hood-Image mancher dieser Kriminellen aufzuräumen. Dies betrifft unter anderem den als Schwarzen Veri bekannten Xaver Hohenleiter. Von 1818 an war er für ein gutes Jahr der Anführer einer Räuberbande. Wobei es letztlich nur darum ging, irgendetwas fürs tägliche Überleben zu erbeuten. Selbst ein Schmalztopf hatte für den Schwarzen Veri Gewicht.
Aus heutiger Sicht könnte man fast von einer Gruppe Kleinkriminellen sprechen, die aber durchaus gewaltbereit war. Irgendeine RobinHood-Motivation wie „den Reichen nehmen und den Armen geben“ist nicht erkennbar. Die Opfer der Bande hatten meist selber nicht viel. Immerhin kann beim Schwarzen Veri und seinen Leuten nicht von räuberischen Mördern gesprochen werden. Der Hannikel genannte Jakob Reinhardt, der von 1768 an zwischen Lothringen, dem Unterelsass, der Pfalz und schwäbischen Gebieten sein Unwesen trieb, war von anderer Art. Er schreckte auch vor einem bestialischen Mord nicht zurück. 1787 ereilte ihn dann sein Schicksal in Sulz am Neckar. Hannikel wurde gehängt.
In der Schrift werden weitere Räuberfiguren beschrieben – beispielsweise das bekannte Sonnenwirtle, aber auch Frauen, so die Schleiferbärbel oder die Schwarze Lies. Die Texte dazu sind lebhaft und können als Sittengemälde der Zeit verstanden werden. Einzelne Taten werden extra beschrieben, so dass sich dem Leser das Vorgehen der Kriminellen erschließt. Beiträge zu den gesellschaftlichen Hintergründen des Räuberunwesens runden das Werk ab. Dazu kommt noch ein Kapitel Rotwelsch, Gaunersprache. Einige der Worte sind in die Umgangssprache eingegangen, beispielsweise Beiz für Wirtshaus.