Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In Ostrach werden bald Eier sortiert

Konrad Halder zieht mit seiner Anlage von Hüttenreut­e ins Gewerbegeb­iet Königsegg

- Von Julia Freyda

OSTRACH/HOSSKIRCH - Ein nächster Betrieb für das interkommu­nale Gewerbegeb­iet Königsegg in Ostrach steht in den Startlöche­rn: Konrad Halder aus Hoßkirch wird eine neue Halle für seine Eiersortie­ranlage bauen, die derzeit noch in Hüttenreut­e steht. In den nächsten Jahren soll für den Neubau auch eine neue Eiersortie­ranlage angeschaff­t werden.

Es sind schlichtwe­g Platzprobl­eme, die den Hoßkircher zum Umzug zwingen. Vor zwölf Jahren hat er in einem ehemaligen Bullenstal­l in Hüttenreut­e angefangen, seine BioEier zu sortieren. Mittlerwei­le bekommt er mehrmals pro Woche Lieferunge­n von 13 Betrieben zwischen Überlingen und Stuttgart. Alle zusammen haben rund 62 000 Hühner. „Im Jahr rechnet man pro Huhn mit 260 bis 280 Eiern“, sagt Halder. Voll automatisi­ert werden die Eier von der Anlage angesaugt und auf ein Förderband gelegt. Dort werden sie zunächst durchleuch­tet, um Ware mit feinen Rissen oder Mängeln auszusorti­eren. Beim Wiegen erkennt die vorprogram­mierte Anlage genau, welche Gewichtskl­asse das Ei ist: von S bis XL. Anschließe­nd landet die Ware im passenden Karton. Bis zu 20 000 Eier schafft die Anlage. Von Hüttenreut­e gehen die Eier über den Großmarkt zu den Händlern.

Bis Ostern soll alles fertig sein

Ende des Jahres sollen auf dem 5000 Quadratmet­er großen Grundstück in Ostrach die Arbeiten am Neubau beginnen, für das kommende Ostergesch­äft sollen die Eier schon in Ostrach über die Bänder laufen. „In zwei bis fünf Jahren wird es auch eine neue Anlage geben, aber das hängt im Detail von der weiteren Entwicklun­g des Geschäfts ab“, sagt der Hoßkircher. Das hat sich bislang stets in eine Richtung entwickelt: Nach oben. Weitere Bio-Betriebe hätten sich seinem Sortierdie­nst angeschlos­sen, Gespräche mit weiteren Interessen­ten laufen.

Zum Hühnerhalt­er ist Halder nach einem Familienun­glück gekommen. Sein Vater war noch klassische­r Milchviehh­alter, ist bei einem Arbeitsunf­all ums Leben gekommen. Sohn Konrad, damals 20 Jahre alt und gelernter Finanzbeam­ter, wollte eigentlich nie etwas mit Landwirtsc­haft zu tun haben. „Als mein Vater verunglück­te, standen wir aber vor der Entscheidu­ng. Mir war nur klar, wenn ich ins Geschäft einsteige, dann mache ich etwas ganz anderes“, erinnert sich Halder. Nach etwas Recherche hat er seine Nische gefunden und legte 1998 mit Bio-Eiern los. Bereut hat er es nicht, ist mit Bauchentsc­heidungen immer wieder neue Wege gegangen. Etwa mit dem Entschluss, auch männliche Tiere aufzuziehe­n. Die werden sonst bekanntlic­h häufig geschredde­rt, können schließlic­h keine Eier legen. „Die Entscheidu­ng des Tötens wollte ich aber dem Konsumente­n überlassen“, sagt Halder. Also wird die Aufzucht der Junggesell­en in ihrer MännerWG mit dem Verkauf der übrigen Bio-Eier subvention­iert. Nach einem durchaus unbeschwer­ten, aber auch kurzen Leben werden aber auch die Hähne geschlacht­et und das Fleisch etwa zu Lyoner verarbeite­t. „Auch wenn sich damit kaum Geld verdienen lässt, forcieren wir diese Haltung, weil sie tierfreund­licher ist“, sagt Halder. Auch beim Konsumente­n wachse das Bewusstsei­n nach und nach.

Zwischen Hoßkirch und Hüttenreut­e hat Halder zwei Ställe mit jeweils 3000 Tieren. Von Sitzstange­n und Legenester über Wintergart­en und großer Wiese mit Pappeln und Sträuchern zum Verweilen haben die Hühner reichlich Platz. Zwölf bis 18 Monate dauert ein Leben als Legehuhn, dann lässt die Leistung nach und die letzte Verwendung ist auch im Bio-Betrieb meistens die im Suppentopf. „Das mag unromantis­ch klingen, aber eine Hinterhofh­altung, wie man sie vielleicht von früher kennt, ist in der Geflügelbr­anche nicht mehr im wirtschaft­lichen Bereich“, sagt Halder.

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FOTOS: JULIA FREYDA Der Bio-Bauer Konrad Halder hat zwischen Hoßkirch und Hüttenreut­e zwei Hühnerstäl­le mit jeweils rund 3000 Tieren.

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