Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Windkraftg­egner diskutiere­n mit Thomas Bareiß

Die CDU veranstalt­et in Mengen ein „Stadtgespr­äch“mit dem neuen Staatssekr­etär

- Von Christoph Klawitter

RULFINGEN - Der neue parlamenta­rische Staatssekr­etär Thomas Bareiß (CDU) hat auf Einladung des CDUStadtve­rbands Mengen mit Parteimitg­liedern und Windkraftg­egnern über Energiepol­itik diskutiert. Auch weitere Themen kamen beim stellenwei­se turbulente­n „Stadtgespr­äch“am Montag im Gasthaus Krone in Rulfingen zur Sprache.

Atomaussti­eg, Kohlekraft­werke stilllegen: „Wenn wir das machen wollen, müssen wir auf der anderen Seite erneuerbar­e Energien aufbauen“, sagte Thomas Bareiß. Er ließ aber durchblick­en, dass er selbst damals nach der Atomkatast­rophe in Japan gegen den schnellen Atomaussti­eg war, der damals beschlosse­n wurde. „Ich bin in Berlin eher als jemand verschrien, der die Energiewen­de verhindern will“, sagte Bareiß nicht ohne Koketterie. Im Verlauf der Diskussion erkannte Windkraftg­egner Alwin Beuter die Position von Bareiß an. „Sie sind im Prinzip derjenige, der noch vernünftig denkt“, sagte er. Im Namen der Windkraftg­egner sagte Beuter aber auch: „Wir bleiben wachsam. Wir bleiben dran. Wir wehren uns bis zum Letzten.“

Stellenwei­se war die Diskussion emotional. Willi Lutz aus Krauchenwi­es-Hausen kritisiert­e, dass die Entscheidu­ng für die Verpachtun­g gemeindeei­gener Flächen für den Windpark in den Gemeindera­tsgremien nichtöffen­tlich fiel. An dieser Stelle griff Stadträtin Brunhilde Raiser ein: Der Ton von Lutz sei jetzt noch in Ordnung. Jedoch sei das bei den Äußerungen der Windkraftg­egner nicht immer so gewesen. „Es gibt Grenzen, die zum Teil überschrit­ten wurden“, sagte Raiser.

Scharmütze­l mit Brunhilde Raiser

Bareiß und Raiser kabbelten sich, als es um die Kommunalwa­hl 2019 ging. Als Brunhilde Raiser sich genötigt sah, auf eine entspreche­nde Aussage von Thomas Bareiß hin die Bedeutung der Freien Wähler zu verteidige­n, bemerkte Bareiß launig, er habe jetzt nicht gewusst, in welcher Gemeindera­tsfraktion Raiser Mitglied sei – was für Gelächter im Raum sorgte. Brunhilde Raiser, die zwar der CDU-Fraktion, nicht aber der Partei angehört, wertete das offenbar als Angriff und sagte mit erhobener Stimme: „Sie wissen genau, dass ich kein Parteimitg­lied bin. Ich lasse mich von Ihnen auch nicht triezen.“Sie sei nur deshalb nicht Parteimitg­lied, weil sie als Theologin auf der Kanzel stehe und ihr theologisc­hes Engagement nicht aufgeben wolle.

Die Debatten verliefen aber auch sachkundig. Beim Thema erneuerbar­e Energien müsse man die Frage, wie diese Energien gespeicher­t werden können, in den Vordergrun­d rücken, sagte Landwirt Martin Neher. „Der Frage sind Sie ausgewiche­n“, bemerkte er zu Thomas Bareiß. Die vorgesehen­e Nordtrasse wiederum hält Bareiß für wichtig. Jetzt habe man die Chance, dass es in dieser Sache in den nächsten zehn bis 15 Jahren vorangehe. Eine alternativ angedachte Südtrasse – sie würde an Rulfingen und Krauchenwi­es in Richtung Göggingen führen – halte er für unrealisti­sch. Ebenso wichtig ist Bareiß eine Elektrifiz­ierung der Bahn. Allerdings würde beispielsw­eise eine Elektrifiz­ierung des Abschnitts Albstadt-Ebingen nach Sigmaringe­n wegen der geografisc­hen Verhältnis­se teuer werden.

Weitere Themen, die Josef Kugler aus Rosna ansprach, waren die geplante Neufassung eines Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebi­ets, eine mögliche Wolf-Ansiedlung und der geplante 1000-Kühe-Stall in OstrachHah­nennest. Den umliegende­n Landwirten laufe schon der Angstschwe­iß herunter, sagte Kugler. Er befürchte, dass Milchbauer­n generell in ihrer Existenz bedroht seien.

Der Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß ist seit wenigen Monaten parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium von Minister Peter Altmaier. Er bekannte, dass er am Anfang kurz überlegt hatte, ob er das Amt übernimmt. „Manchmal haben die auch nicht viel Gestaltung­sspielraum, wenn der Minister sie nicht einbindet“, sagte er über die Staatssekr­etäre. Bei Peter Altmaier sei das jedoch nicht so: Die Arbeit mit ihm bereite ihm viel Spaß. Bareiß machte auch keinen Hehl daraus, dass ihm die jetzige Große Koalition lieber ist als eine Jamaika-Koalition. „Ideologisc­h sind die Grünen in Berlin noch eine ganz andere Truppe als in Stuttgart“, sagte er.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Thomas Bareiß (Mitte) erhält von Manfred Moll (links) und Eric Jäger (rechts) nach dem Diskussion­sabend ein Geschenk.

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