Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit den besten Grüßen aus Mengen

Ausstellun­g im Stadtmuseu­m zeigt rund 500 historisch­e Postkarten

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - In Zeiten, in denen ein Schnappsch­uss oder ein Selfie vom Urlaubsort mit dem Smartphone in Sekundensc­hnelle an Freunde und Verwandte geschickt werden kann, hat die simple Postkarte kaum noch Bedeutung. Natürlich gibt es immer noch Liebhaber, die sich Karten schicken. Aber die Hochzeiten der Ansichtska­rten, auf denen Rathausbru­nnen und Gasthäuser zu sehen waren, sind definitiv vorbei. In seiner nächsten Ausstellun­g widmet sich der Verein für Heimatgesc­hichte und Museen Mengen „historisch­en Postkarten unserer Heimat“. Ab Donnerstag, 7. Juni, werden rund 500 Karten im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei zu sehen sein.

Aus Mengen und den Ortsteilen existieren erstaunlic­h viele Postkarten. Manfred Müller, der selbst viele Karten gesammelt hat, hatte die Idee, zur Ausstellun­g und ist mit der Bitte um Leihgaben an andere Sammler aus Mengen herangetre­ten. „Einen Aufruf mussten wir da gar nicht mehr starten, weil wir mehr als genug Karten zusammen hatten“, sagt Otto Karl Linder. Es genügte, die Karten chronologi­sch zu ordnen und zu Themenblöc­ken zusammenzu­fügen. „Besonders schöne Karten haben wir vergrößert“, sagt er. So findet das Auge Halt in den vielen Bilderrahm­en voller Postkarten.

Blütezeit der Ansichtska­rten ist die Jahrhunder­twende vom 19. zum 20. Jahrhunder­t gewesen. „Damals wurde das Briefgehei­mnis insoweit gelockert, dass zur Korrespond­enz auch im Porto günstigere Karten verschickt werden konnten“, sagt Linder. Ein richtiger Trend sei entstanden, überall wurden Postkarten gemalt oder Motive fotografie­rt.

Aus Mengen existieren die obligatori­schen Ansichten von Kirchen, dem Rathaus, dem Bahnhof, der Hauptstraß­e, dem Hotel Baier oder verschiede­nen Gastwirtsc­haften. „Es lässt sich anhand der Karten gut nachvollzi­ehen, wie sich die Stadt topografis­ch und baulich entwickelt hat“, so Linder. Karten zeigen auch den Missionsbe­rg, das Freibad, das Forsthaus, das Reiserspit­al oder den Fliegerhor­st. Auch Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg ist zu sehen.

„Besonders interessan­t sind auch die Exemplare, die der Mengener Fotograf Pius Bolter gestaltet hat“, sagt Linder. Auf diesen Karten sieht man etwa eine Kleepflanz­e, vierblättr­ig natürlich, mit Blüte. In den Blättern sind Ansichten der Stadt zu sehen. „Und das wurde alles ganz ohne Computer hergestell­t.“Neben vielen der Karten ist zu lesen, wohin sie geschickt wurden. 1899 hat es eine Karte etwa bis nach Philadelph­ia geschafft. Wie lange sie aber gebraucht hat, ist nicht dokumentie­rt.

„Heute schreibt ja kaum jemand mehr Karten“, sagt Linder. Seine Kinder etwa greifen bei Urlaubsrei­sen auf besondere Apps zurück. Die übermittel­n aus dem Urlaub selbstgema­chte Fotos und eingetippt­e Texte nach Deutschlan­d, wo beides auf individuel­le Karten gedruckt und an die Eltern in Mengen versandt wird. Auch diese Karten sind im Museum zu sehen – als Kontrast zu den historisch­en. Es sind übrigens Karten aus allen Ortsteilen vorhanden, sogar aus Granheim. Ein Rundgang durch die Sammlung lohnt sich also.

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FOTOS: MARKUS HAILE Historisch­e Postkarten aus Mengen und den Ortsteilen sind ab kommenden Donnerstag in einer Ausstellun­g zu sehen.
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