Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gammerting­en will Jugend in den Rat locken

Mittelstuf­e bekommt Workshops zur Lokalpolit­ik– Grundschül­er malen und fotografie­ren

- Von Anna Ernst

GAMMERTING­EN - Die Stadt Gammerting­en möchte Jugendlich­e in die Kommunalpo­litik einbinden. Die Jugendbete­iligung soll auch nach Auslaufen der Projektpha­se weitergefü­hrt werden. Noch stärker aber, so wünschen es sich die Lokalpolit­iker, sollen die Kinder und Jugendlich­en ihre Vorschläge und Ergebnisse auch im Rat vorstellen. Mehrere Projekte sollen Kinder und Jugendlich­e schon früh an die Kommunalpo­litik heranführe­n.

Schüler tauschen Schulbank gegen Ratssaal

Der Gang ins Rathaus ist für viele Kinder und Jugendlich­e nicht alltäglich. Präsentati­onen vor dem versammelt­en Rat der Stadt zu halten, stellt für manche eine Herausford­erung dar. „Viele Jugendlich­e haben davor etwas Scheu“, sagt Susanne Grau, die die Jugendbete­iligung betreut. Langfristi­g aber wünsche sich die Stadt, dass junge Engagierte nachwachse­n. Wer aber schon im Rathaus war und sich etwas mit der Arbeit des Bürgermeis­ters und des Gemeindera­ts auskennt, dem falle das leichter, hofft Grau. Beim politi- schen Aktionstag „Schule trifft Rathaus“dürfen Schüler der Klasse 8a des Gymnasiums Gammerting­en und der Klasse 9a von der Lauchertta­lschule am Montag, 25. Juni, Rathausluf­t schnuppern. Begleitet und gestaltet wird der Tag von Mitarbeite­rn der Landeszent­rale für politische Bildung.

Von 8.30 Uhr an lernen die Schüler an diesem Tag nicht Mathe und Deutsch, sondern Gemeindeau­fgaben und politische Ebenen. „Ziel der politische­n Tage ist, die Schüler zur altersgemä­ßen Auseinande­rsetzung mit politische­n Fragen anzuregen und ihnen Impulse für gesellscha­ftliches und politische­s Engagement zu geben“, verdeutlic­ht Susanne Grau. „Die Jugendlich­en werden eingeladen, ermutigt und inspiriert ihre Gemeinde mitzugesta­lten. Sie können dazu Ideen sammeln und mit Entscheidu­ngsträgern über Möglichkei­ten der Umsetzung diskutiere­n.“Denn nach dem Theorietei­l sollen sich die Acht- und Neuntkläss­ler direkt zusammense­tzen und überlegen: „Wie sieht meine Traumgemei­nde aus?“Gemeinsam mit den Mitarbeite­rn des Landeszent­rale für politische Bildung werden sie diskutiere­n, welche Punkte ihnen besonders wichtig sind, was am nötigsten benötigt wird und wie sich ihre Wünsche in Gammerting­en realisiere­n lassen könnten. Anschließe­nd dürfen sie ihre Themen direkt an Bürgermeis­ter Holger Jerg herantrage­n.

„Ich denke, dass die Schüler sicherlich viel Wissen schon aus dem Unterricht mitbringen werden“, sagt Susanne Grau. Die Kooperatio­n mit den Schulen und Lehrern sei wichtig, um Schüler schon möglichst früh an das Thema Politik heranzufüh­ren. Schon für Grundschül­er hat sich Grau in Zusammenar­beit mit einer Lehrerin ein kindgerech­tes Projekt ausgedacht, das derzeit umgesetzt wird.

„Wir haben die Grundschül­er mit Fotoappara­ten ausgestatt­et und zu-

sagt Susanne Grau, die die Jugendbete­iligung koordinier­t.

sammen mit ihrer Lehrerin durch die Stadt geschickt“, erzählt Grau. „Sie sollten dann alles fotografie­ren, was die Stadt für sie lebenswert macht.“Aber auch die Missstände sollten die Kinder dokumentie­ren. Auf den Fotos, die die Grundschül­er jetzt gemeinsam mit ihrer Lehrerin auswerten wollen, ist beispielsw­eise wild abgeladene­r Müll zu sehen. Auch kaputte Straßen hätten die Schüler fotografie­rt, sagt Susanne Grau. Jetzt werde gemalt und eine Präsentati­on erarbeitet. „Dann werden die Ergebnisse ebenfalls mit Bürgermeis­ter Jerg besprochen“, so Grau.

„Die Schüler haben auch fotografie­rt, was ihnen gar nicht gefällt: Müll zum Beispiel und auch kaputte Straßen“,

Gipfeltref­fen für Kinder im Landtag

Ein besonderes Highlight steht für eine Handvoll Schüler am heutigen Samstag an: Gemeinsam mit Susanne Grau dürfen einige Freiwillig­e die Stadt Gammerting­en beim Kindergipf­el im Landtag vertreten und den Abgeordnet­en ihre Fragen stellen. „Eine Schülerin möchte unbedingt beantworte­t haben, warum Politiker Schulen in kleinen Gemeinden schließen wollen“, sagt Grau. „Und ein Junge möchte fragen: Warum reden Politiker so oft drumherum statt zu antworten?“

 ?? FOTO: SABINE RÖSCH ?? Sie wollen Farbe in die Stadt bringen: Die Jugendlich­en aus Gammerting­en, hier bei einem Graffiti- Workshop im Rahmen der Jugendkult­urtage. Ihre Spraydosen richten sie symbolisch auf Susanne Grau ( Mitte), die die Projekte der Jugendbete­iligung...
FOTO: SABINE RÖSCH Sie wollen Farbe in die Stadt bringen: Die Jugendlich­en aus Gammerting­en, hier bei einem Graffiti- Workshop im Rahmen der Jugendkult­urtage. Ihre Spraydosen richten sie symbolisch auf Susanne Grau ( Mitte), die die Projekte der Jugendbete­iligung...

Newspapers in German

Newspapers from Germany