Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein bunter Abend soll sich im Tonstudio etablieren
Hans-Joachim Irmler und Monika Nuber organisieren eine neue Veranstaltungsreihe für Scheer
SCHEER - Es muss nicht immer eine Welturaufführung sein. Nein, um Menschen im Namen der Kunst zusammenzubringen, darf es gern auch einmal eine Nummer kleiner sein. Deshalb haben sich Hans-Joachim Irmler, Inhaber des Fauststudios in Scheer, und die Künstlerin Monika Nuber ein Format überlegt, das mit weniger Aufwand auskommt, aber das Publikum trotzdem überraschen und zum Austausch anregen soll. „Ein bunter Abend im Fauststudio“soll die neue Veranstaltungsreihe heißen, bei der mindestens zweimal im Jahr Künstler in der Kantine des Tonstudios auftreten. Den Anfang macht das Band-Experiment „die Hunde“am Samstag, 30. Juni.
Rund 50 Gäste haben in der Kantine Platz. Bei den größeren Veranstaltungen der vergangenen Jahre, bei denen unter anderem Fraktus II aufgetreten sind und Musiker der Stadtkapelle Scheer an einem Musikprojekt beteiligt waren, wurde der Raum als Bar- und Aufenthaltsbereich vor und nach den Auftritten sowie in der Pause genutzt.
„Aber er eignet sich natürlich auch sehr gut für kleinere Runden“, sagt Joachim Irmler. Ihm und Monika Nuber liegt schon seit Langem am Herzen, dass Kunst und Kultur nicht nur in den Großstädten, sondern eben auch auf dem Land stattfinden kann. „Uns geht es darum, musikund kunstinteressierte Menschen zusammenzubringen“, sagt Nuber. Dabei solle natürlich auch ein interessanter Künstler oder eine spannende Gruppe auftreten, aber eben auch der Austausch untereinander im Fokus stehen.
Weil Irmler und Nuber sich bei dieser Reihe eher als Kuratoren verstehen und dabei offen für ganz verschiedene Kunst-Richtungen sind, fanden sie den Titel „bunter Abend“passend. „Da weiß man nicht genau, was geboten sein wird, aber dass es unterhaltsam werden könnte“, sagt Monika Nuber lachend. Mit einem Eintrittspreis von fünf Euro pro Person soll auch die Hemmschwelle ein wenig gesenkt werden. „Wir möchten vor allem auch die Menschen aus Scheer, Mengen und der Umgebung ansprechen und ihnen einen Begegnungsort anbieten“, sagt Irmler.
Spannendes Experiment
Der Abend mit „die Hunde“verspricht in jedem Fall ein spannendes Experiment zu werden. Christof Heppeler und sein Sohn Jeremias aus Fridingen im Donautal bilden seit vier Jahren unter unterschiedlichen Namen ein Künstler-Duo, dem es laut eigenen Aussagen „weniger um Identität und Identifikation als viel eher um Verwirrung und Verwischung“geht. Sie nehmen Texte, Bilder, Bewegtbilder und Sounds, setzen sie zusammen und lassen sie überlagern. Der dritte Hund im Bunde ist dabei der Schlagzeuger und bildende Künstler Boris Petrovsky.
Dabei seien die Medien zunächst klar zugeordnet, heißt es in der Ankündigung der Veranstaltung. „Der Sohn kümmert sich ums Bildnerische, der Vater indes um den Sound. Jeremias Bildwelten erscheinen roh und ungefiltert, verweisen direkt auf Art Brut und indirekt auf alles andere. Der oftmals ausgestellte Prozess rückt ins Zentrum, das gerahmte Endprodukt verliert zunehmend an Bedeutung. Christof indes erscheint als Autodidakt und Soundnerd, der über Jahre im Verborgenen werkelte und dabei auf einen Sound stieß, der zwar Verwurzelungen in der Klanggeschichte findet, dort aber nie direkt andockt. Sein zentrales Mittel ist der Soundabnehmer, der jedes schwingende Utensil zum Instrument macht und jeden Raum auf spezifische Art und Weise erklingen lässt. Dazwischen fungiert Petrovsky als Kitt und Taktgeber. Der bildende Künstler gehört zu den wichtigsten Stimmen der süddeutschen Szene für Gegenwartskunst – und spielt seit vielen Jahren als Schlagzeuger bei der Konstanzer Truppe Krautfass 3000.“
In Mühlheim im Donautal haben Heppeler und Heppeler unter anderem das Schlag-auf-Schlag-Festival gegründet, wobei sie in Hans-Joachim Irmler einen Verbündeten fanden. „Ich bin schon zum Festival dort gewesen, jetzt kommt der Gegenbesuch“, so Irmler.
Der erste bunte Abend in der Kantine des Fauststudios in der Fabrikstraße 32-40 in Scheer findet am Samstag, 30. Juni, um 20 Uhr statt. Es treten auf: die Hunde. Der Eintritt kostet fünf Euro.