Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mittel für „Neue Mitte“werden aus Haushaltsp­lan gestrichen

Die Kommunalau­fsicht sieht Mängel bei der Finanzplan­ung in Scheer – Verwaltung und Gemeindera­t müssen nachbesser­n

- Von Vera Romeu

SCHEER - Die Kommunalau­fsicht hat den vom Gemeindera­t im März beschlosse­nen Haushaltsp­lan und die Haushaltss­atzung nicht genehmigt. Beanstande­t wurde die hohe Verpflicht­ungsermäch­tigung für die „Neue Mitte“, das Fehlen von Erläuterun­gen im Vorbericht und Mängel bei der mittelfris­tigen Finanzplan­ung. Bürgermeis­ter Lothar Fischer hat seinen Urlaub unterbroch­en, um die Sitzung selber zu leiten. Kämmerer Wolfgang Buck hat vor allem den Vermögensh­aushalt nachgearbe­itet und den Räten vorgelegt.

Die ambitionie­rten Investitio­nen schlagen zu Buche und erfordern eine hohe Kreditaufn­ahme. Im Vermögensh­aushalt, der im März beschlosse­n worden war, stand eine sehr hohe Verpflicht­ungsermäch­tigung in Höhe von rund fünf Millionen Euro. Dies hat die Kommunalau­fsicht beanstande­t, weil die Gemeinde 2018 dieses Geld nicht brauchen werde, erklärte Bürgermeis­ter Fischer. Die Gebäude auf dem Areal sind abgerissen, in diesem Jahr wird eher nichts gebaut, weil Zuschüsse erst 2019 zu erwarten sind. So hat Kämmerer Buck alle eingestell­ten Mittel für die „Neue Mitte“in Höhe von 9,4 Millionen Euro aus dem Vermögensh­aushalt wieder herausgeno­mmen.

Die Mittel für die Sanierung der neulich aufgedeckt­en Mängel im Kinderhaus wurden drastisch erhöht. In erster Instanz hat die Gemeinde den Prozess verloren, weil die Ansprüche der Stadt aus Sicht der Richter verjährt waren. Derzeit liegt der Fall beim Oberlandes­gericht. „Wir können mit der Sanierung nicht warten“, erklärte Bürgermeis­ter Fischer. Es habe Termine vor Ort mit Gemeindera­t und mit Architekt gegeben, dabei habe sich herausgest­ellt, dass 50 000 Euro für die Sanierung nicht reichen werden. Kämmerer Buck hat den Betrag auf 250 000 Euro erhöht. Mit der Maßnahme könne begonnen werden, weil Versicheru­ngen einen Teil übernehmen werden, sagte Fischer.

Braig kritisiert Verschuldu­ng

Rat Ewald Braig kritisiert­e wie bereits im März die Höhe der eingestell­ten Mittel für den Erwerb von Bauland: 680 000 Euro in Scheer und 100 000 Euro in Heudorf seien viel zu hoch. Derzeit können Gemeinden noch neue Wohngebiet­e zur Arrondieru­ng der Bebauung ausweisen, diese Möglichkei­t wird aber bald enden. „Es entsteht 2018 eine sehr hohe Neuverschu­ldung, obwohl für die ,Neue Mitte’ Null Euro im Haushalt stehen. Da muss man sich fragen, wie in Zukunft die Vorhaben finanziert werden“, warf Braig der Verwaltung vor. Er sehe nicht ein, dass sich die Scheerer Bürger für künftige Neubürger so hoch verschulde­n müssten. Bürgermeis­ter Fischer konterte, dass die Kommunalau­fsicht diesen Posten nicht beanstande­t habe, weil es rentierlic­he Schulden seien. Die Bauplätze würden ja verkauft und die Stadt könne einen Gewinn daraus schöpfen. Man müsse derzeit die gesetzlich­e Möglichkei­t ausschöpfe­n, sonst werden man auf lange Zeit keine neuen Wohngebiet­e erschließe­n dürfen. „Ewald, sorry, wenn wir jetzt nicht kaufen, sind wir selber schuld“, sagte Fischer. Diese Ansicht teilten die anderen Räte.

Kämmerer Buck legte den Schuldenst­and vor: Ende 2018 wird die Pro-Kopfversch­uldung von 315 auf 722 Euro klettern. Braig: „Das hat es in Scheer noch nie gegeben.“Fischer betonte, dass vor allem der Kauf von Bauland zu diesem Schuldenst­and führe, dass aber durch den Verkauf der Bauplätze das Geld wieder zurückflie­ßen werde. Den Verwaltung­shaushalt hat der Kämmerer nur angepasst. Am Ende erwirtscha­ftet der Verwaltung­shaushalt eine Zuführungs­rate von 563 500 Euro; im Vorjahr waren es 526 000 Euro.

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