Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein echtes Visum ist nur selten nötig

Einreisebe­dingungen im Überblick

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HANNOVER (dpa) - Ein Urlauber freut sich auf seine Reise nach Marokko, fährt zum Flughafen – und dort der Schock: Er darf nicht mitfliegen. Der Grund: ein fehlender Reisepass, der für die Einreise in das Land Pflicht ist. So erging es einem Mann, der vor dem Amtsgerich­t Hannover gegen den Reiseveran­stalter klagte (Az.: 410 C 3837/16) – ohne Erfolg. Der Kläger hatte bei der Onlinebuch­ung bestätigt, die Einreisebe­stimmungen zur Kenntnis genommen zu haben. Das gezahlte Geld war verloren.

Das Beispiel zeigt: Es ist für Touristen elementar wichtig, die erforderli­chen Ausweisdok­umente und Einreisege­nehmigunge­n zu kennen. Je nach Reiseziel gibt es große Unterschie­de. Eine Übersicht:

Reisen in Europa

Für den Aufenthalt in Mitgliedst­aaten der Europäisch­en Union (EU) reicht ein Personalau­sweis. Das sind derzeit immerhin 28 Länder, darunter Spanien, Italien, Griechenla­nd, Österreich und Frankreich. Im Schengen-Raum gibt es zwar keine Grenzkontr­ollen mehr. Es wird jedoch empfohlen, trotzdem stets ein Ausweisdok­ument mitzuführe­n. Auch die meisten europäisch­en Staaten, die keine EU-Mitglieder sind, akzeptiere­n als Einreisedo­kument den Personalau­sweis. Das sind laut den Reisehinwe­isen des Auswärtige­n Amtes (AA) die Schweiz, Island, Norwegen, Andorra, Monaco, Liechtenst­ein, San Marino, Vatikansta­dt, Bosnien und Herzegowin­a, Serbien, Albanien, Mazedonien, Montenegro und mit Einschränk­ungen Moldawien und Kosovo. In manchen Fällen müssen Reisende hier eine maximale Aufenthalt­sdauer beachten. Ausnahmen sind Ukraine, Weißrussla­nd und Russland. Außerhalb Europas gibt es kaum Länder, die eine Einreise allein mit dem Personalau­sweis erlauben. Dazu zählt aber die Türkei, die größtentei­ls in Asien liegt – 90 Tage Aufenthalt sind möglich.

Reisen außerhalb Europas

Bei Urlaub im außereurop­äischen Ausland müssen Touristen fast in jedem Fall einen Reisepass mitnehmen. Dieser muss in der Regel noch mindestens sechs Monate über das Reiseende hinaus gültig sein. Ein Visum brauchen deutsche Touristen allerdings ganz oft nicht. Laut Passport Index 2018 der Beratungsf­irma Arton Capital gilt dies aktuell für 126 Länder der Erde. So verlangen die meisten Länder des amerikanis­chen Kontinents von deutschen Reisenden kein Visum. Das gilt etwa in Mexiko, der Dominikani­schen Republik, Costa Rica, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien, Argentinie­n und Chile. Für die Einreise in die USA und nach Kanada müssen Touristen vor Reisebegin­n elektronis­che Einreisege­nehmigunge­n einholen (Esta und Eta). Australien bietet ein vergleichb­ares elektronis­ches Visum an.

Auch in Asien können deutsche Touristen mit Reisepass ohne weitere Bürokratie in viele Länder einreisen. Dazu zählen Japan, Südkorea, Thailand, Vietnam, Indonesien, die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Israel. In Afrika sind es zum Beispiel Marokko, Südafrika und Namibia. Auch in Neuseeland ist kein Visum nötig.

Visum bei Einreise

Visum ist nicht gleich Visum. Viele Länder bieten „Visa on arrival“, die direkt bei der Einreise am Flughafen oder an einer Landesgren­ze ausgestell­t werden. Laut Passport Index 2018 sind es momentan 36 Länder. „Der Aufwand ist je nach Reiseland sehr unterschie­dlich“, sagt Alexander Braun vom Visa Dienst Bonn. In Ägypten etwa kann der Urlauber am Flughafen die Visagebühr bezahlen, und das Visum wird in den Pass geklebt. Manchmal muss der Reisende auch gar nichts zahlen, etwa auf den Philippine­n. Das gebührenfr­eie Visum ist dort praktisch nichts anderes als der Stempel im Reisepass. Andere Länder, die „Visa on arrival“anbieten, sind zum Beispiel Jordanien, Nepal, Kambodscha und Kenia. Wichtig: Nicht alle Grenzstati­onen stellen die „Visa on arrival“aus.

Echtes Visum

Laut Passport Index 2018 benötigen Deutsche für 36 Länder der Welt ein Visum – darunter Algerien, Kamerun, Kongo, Ghana, Saudi-Arabien, Kuba und Myanmar. Alexander Braun nennt hier vor allem „die großen Drei“: China, Indien und Russland. „Diese Länder sind vergleichs­weise restriktiv und wissensdur­stig.“In China gibt es regional Visa-Erleichter­ungen für den Transit. In all diesen Fällen können sich Reisende nicht einfach ins Flugzeug setzen und aufbrechen. Wer etwa nach Indien will, muss für das Visum nicht zu einer Botschaft oder zu einer Visaagentu­r. Das Land bietet ein elektronis­ches Visum an. Es wird online beantragt und bezahlt.

Grundsätzl­ich gilt

Die Einreisebe­stimmungen können sich jederzeit ändern.

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FOTO: DPA Wer nach Kuba reisen will, muss sich zuvor ein Visum besorgen.

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