Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Politischer Milliardenpoker um 2026
United 2026 und Marokko hoffen auf die WM, Infatino auf Geldquellen – DFB wird für USA, Kanada und Mexiko votieren
MOSKAU (SID/dpa) - Hinter der schweren Flügeltür im Moskauer Hotel Metropol gaben die Kandidaten noch einmal alles. Auf der Zielgeraden zur politisch belasteten Vergabe der WM 2026 buhlten erst die Vertreter der USA, Kanadas und Mexikos (United 2026), dann die Marokkaner um die letzten Stimmen aus der Europäischen Fußball-Union (UEFA).
DFB-Präsident Reinhard Grindel hörte ebenfalls zu, die meisten seiner Kollegen ließen sich im Anschluss nicht in die Karten schauen. „Ich kann nicht für die UEFA-Delegierten sprechen. Die sind clever genug zu entscheiden, was aus ihrer Sicht das Beste für den Fußball ist“, sagte UEFAPräsident Aleksander Ceferin.
Der Deutsche Fußball-Bund hat sich entschieden. Er wird, das machte er am Dienstagabend bekannt, heute für die USA, Kanada und Mexiko stimmen. „Es ist erfreulich, dass beide Bewerbungen nach einem fairen und transparenten Verfahren auf dem Kongress zur Abstimmung stehen. Umso bedauerlicher waren die politischen Interventionen des US-Präsidenten, die dem Fairplay-Gedanken der FIFA widersprechen. Sie haben dementsprechend auf die Entscheidung des DFB keinen Einfluss gehabt“, sagte Reinhard Grindel. Gegen Marokko spreche die Ausweitung des Teilnehmerfeldes: „Wegen des neuen Formats eines WM-Turniers mit 48Mannschaften haben es kleinere Länder ohne umfangreiche Stadionkapazitäten schwerer, erfolgreich als Ausrichter anzutreten. Insofern sollten kleinere und mittlere Verbände bei künftigen Weltmeisterschaften über gemeinsame Bewerbungen nachdenken“, sagte Grindel weiter.
Auf dem Papier ist der Nordamerika-Verbund der haushohe Favorit. Die USA, Kanada und Mexiko erhielten von den FIFA-Experten für ihre Bewerbung 4,0 von 5 möglichen Punkten. Marokko kam auf 2,7 Zähler, teilweise würde eine Ausrichtung in dem nordafrikanischen Land ein „hohes Risiko“darstellen, steht in dem Evaluierungsbericht. Dass das alles nichts heißen muss, liegt vor allem an Donald Trump. Der US-Präsident wetterte in den vergangenen Wochen auf Twitter gegen die Marokko-Bewerbung, deren Unterstützern er indirekt politische Konsequenzen androhte. Viele der bis zu 207 wahlberechtigten FIFA-Nationen sind ohnehin anti-amerikanisch eingestellt, Trump dürfte das mit seinen Eskapaden weiter verschlimmert haben.
Infantino befürwortet United 2026
Zum Sieg reicht den Bewerbern die einfache Mehrheit der Stimmen. Die Delegierten dürfen allerdings auch für die erneute Ausschreibung der WM unter Ausschluss der aktuellen Kandidaten stimmen. China soll daran interessiert sein.
Die Nordamerikaner warben mit einem Geldsegen. Gerechnet wird mit elf Milliarden US-Dollar für die FIFA – fast das Doppelte von dem, was eine Endrunde in Marokko einbringen würde Das Turnier 2026 wird erstmals mit 48 Teams ausgetragen. In den USA, wo 60 der 80 Spiele stattfinden würden, stehen die Stadien dafür jetzt schon bereit. In Marokko hingegen müsste erst einmal ein zweistelliger Milliardenbetrag investiert werden. FIFA-Präsident Gianni Infantino gilt auch deshalb als großer Befürworter von United 2026. Eine Vergabe nach Marokko wäre auch eine Niederlage für den Schweizer.