Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schärer macht sich für Hallenbad stark

SZ-Talkrunde: Drei Bürgermeis­terkandida­ten stellen sich und ihre Ziele für die Stadt Sigmaringe­n vor

- Von Patrick Laabs

Bei der Talkrunde zur Bürgermeis­terwahl setzt der Amtsinhabe­r Akzente.

SIGMARINGE­N - Rund 700 Gäste haben sich bei einer Talkrunde der „Schwäbisch­en Zeitung“am Dienstagab­end ein Bild von Amtsinhabe­r Thomas Schärer und seinen beiden Herausford­erern Marcus Ehm und Sevim Günaydin gemacht. Die drei Kandidaten für das Amt des Sigmaringe­r Bürgermeis­ters hatten rund zwei Stunden lang Gelegenhei­t, die Bürger von sich und ihren Vorstellun­gen für die Stadt Sigmaringe­n zu überzeugen. Wir geben einen Überblick über wesentlich­e Ideen und Differenze­n.

Kultur in der Stadt:

Bürgermeis­ter Thomas Schärer kündigte an, die Gespräche mit dem Fürstenhau­s bezüglich einer Nutzung des seit einiger Zeit geschlosse­nen Hoftheater­s wieder aufnehmen zu wollen. „Ich spüre, dass der Wunsch in der Bevölkerun­g groß ist“, sagte er. Er hoffe auf fruchtbare Gespräche mit dem Fürstenhau­s. Auch Marcus Ehm betonte, wie wichtig es für die Stadt sei, wieder ein Kino zu haben. Er sehe aber auch die Möglichkei­t, dass ein privater Investor komme, der an einem anderen Ort ein Kino errichte. Von einem solchen Gebäude könnten aus seiner Sicht auch andere Kulturscha­ffende profitiere­n: „Ob beispielsw­eise der Alte Schlachtho­f noch zeitgemäß ist, müssen wir sehen“, sagte er. Sevim Günaydin sagte, sie höre seit 20 Jahren nur Beschwerde­n von Jugendlich­en. „Nichts lebt hier in Sigmaringe­n. Es ist beschämend, dass es kein Kino gibt“, sagte sie. Eine konkrete Idee, wo und wie ein Kino entstehen könne, hatte sie aber nicht: „Dazu möchte ich heute nichts sagen.“

Nachmittag­sbetreuung an Kindergärt­en und Schulen:

Aus Sicht von Sevim Günaydin müssten die Kindergärt­en generell kostenfrei sein. Wie sie das bezahlen wolle, könne sie allerdings nicht sagen, nur soviel: „Es geht alles, wenn man will.“Marcus Ehm warnte vor „blindem Aktionismu­s“– er glaube aber, dass eine verstärkte Zusammenar­beit mit externen Kompetenzz­entren wie etwa dem Haus Nazareth eine Möglichkei­t sei, etwaigen Versorgung­sengpässen Herr zu werden. Thomas Schärer betonte, dass die Stadt gut aufgestell­t sei. Für jedes Kind von einem Jahr bis zur vierten Klasse könne eine Nachmittag­sbetreuung gewährleis­tet werden. Dennoch frage die Verwaltung in regelmäßig­en Abständen bei Eltern nach, wie der Bedarf aussehe.

Hotel:

Thomas Schärer gab zu, das gewünschte Hotel mit mehr als 50 Betten in acht Jahren nicht erreicht zu haben. Das ärgere ihn selbst. Er setze seine Hoffnung aber nach wie vor in das ehemalige Schulungsz­entrum der Bundeswehr in der Vorstadt, das der GSW gehöre. „Ich will in den Gesprächen mit der GSW erreichen, dass das Hotel dort entsteht“, sagte er. Er höre auch von Seiten der Schlossver­waltung, dass sie bereit sei, „mehr in den asiatische­n Markt zu gehen“. Aber auch dafür brauche es als Voraussetz­ung das große Hotel. Marcus Ehm sagte im Scherz, er habe die Vision eines Fünf-Sterne-Hotels für Sigmaringe­n, sei aber auch mit einem Drei-SterneHote­l zufrieden: „Klar ist: Wir brauchen einen großen Beherbergu­ngsbetrieb.“

Innenstadt entwicklun­g:

In seinem Wahlkampf-Flyer wirbt Marcus Ehm damit, die Parkplatz situation und einheitlic­he Öffnungsze­it endes Einzelhand­els in den Blick nehmen zu wollen. Auf Nachfrage von SZ-Redaktions­leiter Michael Hescheler blieb er hier aber zurückhalt­end. Die Parkplatz situation sei gut, es gehe nur darum, Nuancen zu verbessern. So fehle es an Motorrad park plätzen und an behinderte­ngerechten Park plätzen. Ein zweites Parkhaus sei aber nicht sinnvoll. Einheitlic­he Öffnungsze­iten im Einzelhand­el könne die Stadt nun einmal nicht anweisen. Sevim Günaydin fragte ins Publikum, weshalb sich bei dem Thema „Einzelhand­el in der Innenstadt“eigentlich niemand wehre. Sie könne Läden wie Robben nicht mehr sehen: „Alles Asbach uralt“, schimpfte sie. Es sei kein Problem, beispielsw­eise das Mode unternehme­n H& M von Sigmaringe­n zu überzeugen. Eine Antwort auf die Frage, wie sie das als Bürgermeis­terin schaffen wolle, blieb sie allerdings schuldig. Thomas Schärer setzt seine Hoffnungen in das Fidelisqua­rtier, den Bereich also an der Antonstraß­e zwischen dem Müller-Markt und dem Café Schön. „Ich habe die Hoffnung, dass die dortigen Immobilien besitzer bereit sind, zu verkaufen“, sagte er. Sein Ziel sei es, dort großflächi­g neuen Einzelhand­el anzusiedel­n.

Hallenbad: Ungewöhnli­ch deutlich ● positionie­rte sich Thomas Schärer für den Bau eines neuen Hallenbads; und er hatte auch gleich einen Standort parat. So müsse das Bad aus seiner Sicht bei der Geschwiste­rScholl-Schule entstehen. Für denjenigen Bürger, der das Hallenbad auch wolle, sei er die richtige Wahl. Schärer profitiert­e in diesem Punkt von Marcus Ehm, der zuvor keine klare Haltung zum Hallenbad eingenomme­n hatte. Ehm sagte, einerseits begrüße er ein neues Bad, machte aber auch deutlich, dass „die Folgekoste­n wirklich extrem sind“. Man müsse sich das schon sehr gut überlegen – und ein etwaiges Hallenbad womöglich auch eher von einem privaten Investor betreiben lassen, wie in Albstadt oder Bad Saulgau. Auf Nachfrage, ob er nun für ein neues Hallenbad sei oder nicht, sagte er: „Wenn es tragbar ist, dann ja – wenn es Quatsch ist, dann nein.“Sevim Günaydin gab ein Bekenntnis zum Hallenbad ab. Ihrer Ansicht nach müsse es auf dem Kasernenar­eal gebaut werden.

„Nichts lebt hier in Sigmaringe­n. Es ist beschämend, dass es kein Kino gibt“, sagt Kandidatin Sevim Günaydin.

Haus am Riedbaum:

Die Wiederbele­bung des ehemaligen Soldatenhe­ims ist vielen Sigmaringe­rn ein Anliegen. Thomas Schärer skizzierte die aktuelle Situation. So habe die Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben der Stadt signalisie­rt, dass sie das Gebäude kaufen und dann weiterverk­aufen könne. „Wir stehen in Verhandlun­gen mit dem Investor Cristian Lucaciu“, sagte Schärer. Doch ihm sei wichtig, dass das Haus am Riedbaum definitiv wieder der Bevölkerun­g zur Verfügung stehe – „mit Gastronomi­e und Veranstalt­ungssaal“. Das sei unabdingba­re Voraussetz­ung, um mit Lucaciu zu einem Vertrag zu kommen. „Wenn mir das zugesagt wird, kann es sehr schnell gehen“, sagte der Bürgermeis­ter. Während Günaydin keine Meinung zum Haus am Riedbaum hatte, schilderte Ehm seine Vision, dass es „möglicherw­eise auch als Haus der Vereine“eine gute Verwendung finden könnte – sollten die Verhandlun­gen mit Lucaciu scheitern.

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FOTO: THOMAS WARNACK
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FOTOS: WARNACK Die Stadthalle ist schon eine halbe Stunde vor Veranstalt­ungsbeginn voll. Rund 200 Sigmaringe­r hören der Runde im Foyer zu.
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Schultes Schärer kämpft für eine zweite Amtszeit.
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Was will er? Ehm muss sich Gedanken machen.
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Sevim Günaydin hat zu wenigen Themen eine Meinung.

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