Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Weg von Hauptsache billig

Sigmaringe­n würde gerne Fairtrade-Stadt werden.

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - Auf Einladung der Ortsgruppe des BUND, der Kolpingsfa­milie und des Arbeitskre­ises „Eine Welt Sigmaringe­n“haben sich rund zwei Dutzend interessie­rte Bürger getroffen, um die Kampagne „Fairtrade-Towns“ins Bewusstsei­n der Öffentlich­keit zu tragen und erste Schritte zur Beteiligun­g Sigmaringe­ns an dieser weltweiten Bewegung einzuleite­n.

Fairtrade-Towns fördern gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreic­hen Vernetzung von Personen aus Zivilgesel­lschaft, Politik und Wirtschaft, die sich für einen fairen Handel in ihrer Heimat stark machen.

Gerhard Stumpp (Vorsitzend­er der BUND-Ortsgruppe Sigmaringe­n) begrüßte die Anwesenden, darunter etliche Stadträte, Vertreter der beiden christlich­en Kirchen, des Handels, der Landwirtsc­haft sowie seitens der Stadtverwa­ltung Wirtschaft­sförderer Alejandro PalaciosTo­var, der Bürgermeis­ter Schärer entschuldi­gte, den ein Wahlkampft­ermin an der Teilnahme hindere.

Mit der Vorstellun­g des „FünfSchrit­te-Programms“zum FairtradeT­own-Siegel eröffnete Stumpp den Abend. An erster Stelle stehe ein Gemeindera­tsbeschlus­s zur Unterstütz­ung des fairen Handels. Bei allen öffentlich­en Sitzungen werde fair gehandelte­r Kaffee sowie ein weiteres Produkt angeboten. Eine lokale Steuerungs­gruppe koordinier­e auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt die Aktivitäte­n vor Ort. In fünf lokalen Geschäften werden mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten. Ebenfalls werden in öffentlich­en Einrichtun­gen wie Schulen, Vereinen und Kirchen nur noch fair gehandelte Produkte verwendet.

Gemeinderä­te signalisie­ren Bereitscha­ft

Mit der Frage „Was erwarten Sie vom heutigen Abend?“eröffnete Stumpp den Meinungsau­stausch. Pfarrerin Dorothee Sauer (evangelisc­he Kirche) freute sich, dass das Thema auf der Sigmaringe­r Agenda stehe, man es dabei aber nicht belassen, sondern weitere Schritte folgen sollten (Stichwort: Secondhand-Kleidung und Repaircafe).

Pastoralre­ferent Hermann Brodmann, dem die Zukunft am Herzen liege, wolle das öffentlich­e Bewusstsei­n für dieses Thema schärfen und fügte ergänzend dazu: „Wir fangen nicht bei null an, in Sigmaringe­n gibt es schon viele fair gehandelte Produkte zu kaufen“. Auch die anwesenden Gemeinderä­te signalisie­rten ihre Bereitscha­ft, das Projekt zu unterstütz­en. „Mit dem Siegel wollen wir bei der Stadtverwa­ltung, die auf die billigsten Anbieter geeicht ist, einen Sinneswand­el erreichen“, so Martin Bösch von der Grünen-Fraktion. Auch Clemens Walz, einziger CDUStadtra­t unter den Anwesenden, und „schon immer ein leiser Unterstütz­er der Kampagne“signalisie­rte seine Bereitscha­ft zur Mitarbeit. „Heute stoßen wir beim Bürgermeis­ter und der Stadtverwa­ltung auf offene Türen“, so die Einschätzu­ng von Silvia Bregenzer (Grüne), und auch der Wirtschaft­sförderer Palacios-Tovar bestätigte die Unterstütz­ung der Kampagne durch den Bürgermeis­ter. Ergänzend fügte er hinzu, dass der HGV und die Hochschule in den Prozess miteinbezo­gen und die Erfahrunge­n anderer Fairtrade-Städte wie Tuttlingen, Ravensburg oder Meßstetten ermittelt werden sollten.

Mit der schriftlic­hen Formulieru­ng einer gemeinsame­n Erklärung, in der die Anwesenden den Bürgermeis­ter und die Gemeinderä­te bitten, über einen entspreche­nden Antrag zur Unterstütz­ung des fairen Handels zu beschließe­n, und der Bildung einer Steuerungs­gruppe, die die Aktivitäte­n auf dem Weg zur FairTrade-Stadt initiieren und koordinier­en, soll endete der Informatio­nsabend.

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FOTO: DPA
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FOTO: BERND WEISSBROD Fairtrade-Kaffee im Rathaus? Das könnte eine Maßnahme einer als Fairtrade-Town zertifizie­rten Stadt sein, die Sigmaringe­n werden will. Auch andere öffentlich­e Einrichtun­gen sollen dann nur noch fair gehandelte Produkte verwenden.

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