Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Weg von Hauptsache billig
Sigmaringen würde gerne Fairtrade-Stadt werden.
SIGMARINGEN - Auf Einladung der Ortsgruppe des BUND, der Kolpingsfamilie und des Arbeitskreises „Eine Welt Sigmaringen“haben sich rund zwei Dutzend interessierte Bürger getroffen, um die Kampagne „Fairtrade-Towns“ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen und erste Schritte zur Beteiligung Sigmaringens an dieser weltweiten Bewegung einzuleiten.
Fairtrade-Towns fördern gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich für einen fairen Handel in ihrer Heimat stark machen.
Gerhard Stumpp (Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe Sigmaringen) begrüßte die Anwesenden, darunter etliche Stadträte, Vertreter der beiden christlichen Kirchen, des Handels, der Landwirtschaft sowie seitens der Stadtverwaltung Wirtschaftsförderer Alejandro PalaciosTovar, der Bürgermeister Schärer entschuldigte, den ein Wahlkampftermin an der Teilnahme hindere.
Mit der Vorstellung des „FünfSchritte-Programms“zum FairtradeTown-Siegel eröffnete Stumpp den Abend. An erster Stelle stehe ein Gemeinderatsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels. Bei allen öffentlichen Sitzungen werde fair gehandelter Kaffee sowie ein weiteres Produkt angeboten. Eine lokale Steuerungsgruppe koordiniere auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt die Aktivitäten vor Ort. In fünf lokalen Geschäften werden mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten. Ebenfalls werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen nur noch fair gehandelte Produkte verwendet.
Gemeinderäte signalisieren Bereitschaft
Mit der Frage „Was erwarten Sie vom heutigen Abend?“eröffnete Stumpp den Meinungsaustausch. Pfarrerin Dorothee Sauer (evangelische Kirche) freute sich, dass das Thema auf der Sigmaringer Agenda stehe, man es dabei aber nicht belassen, sondern weitere Schritte folgen sollten (Stichwort: Secondhand-Kleidung und Repaircafe).
Pastoralreferent Hermann Brodmann, dem die Zukunft am Herzen liege, wolle das öffentliche Bewusstsein für dieses Thema schärfen und fügte ergänzend dazu: „Wir fangen nicht bei null an, in Sigmaringen gibt es schon viele fair gehandelte Produkte zu kaufen“. Auch die anwesenden Gemeinderäte signalisierten ihre Bereitschaft, das Projekt zu unterstützen. „Mit dem Siegel wollen wir bei der Stadtverwaltung, die auf die billigsten Anbieter geeicht ist, einen Sinneswandel erreichen“, so Martin Bösch von der Grünen-Fraktion. Auch Clemens Walz, einziger CDUStadtrat unter den Anwesenden, und „schon immer ein leiser Unterstützer der Kampagne“signalisierte seine Bereitschaft zur Mitarbeit. „Heute stoßen wir beim Bürgermeister und der Stadtverwaltung auf offene Türen“, so die Einschätzung von Silvia Bregenzer (Grüne), und auch der Wirtschaftsförderer Palacios-Tovar bestätigte die Unterstützung der Kampagne durch den Bürgermeister. Ergänzend fügte er hinzu, dass der HGV und die Hochschule in den Prozess miteinbezogen und die Erfahrungen anderer Fairtrade-Städte wie Tuttlingen, Ravensburg oder Meßstetten ermittelt werden sollten.
Mit der schriftlichen Formulierung einer gemeinsamen Erklärung, in der die Anwesenden den Bürgermeister und die Gemeinderäte bitten, über einen entsprechenden Antrag zur Unterstützung des fairen Handels zu beschließen, und der Bildung einer Steuerungsgruppe, die die Aktivitäten auf dem Weg zur FairTrade-Stadt initiieren und koordinieren, soll endete der Informationsabend.