Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Architekturbüro von Bäderkönig Wund schließt
Unternehmens-Aus nach Flugzeugabsturz des Gründers im Dezember – Mitarbeiter fürchten um Know-how
FRIEDRICHSHAFEN - Das Architekturbüro des bekannten Bäderarchitekten Josef Wund in Friedrichshafen schließt zum 31. Juli. Die Stadt verliert damit ein international angesehenes Unternehmen, das einige der bekanntesten Thermen und Bäder der Republik gebaut hat.
Bereits am Freitag haben knapp 20 Mitarbeiter des Architekturbüros von Josef Wund in der Hochstraße in Friedrichshafen laut SZ-Informationen die schlechte Nachricht erhalten. Mehr als 50 Jahre war das Büro aktiv. Ende Juli werde für den Häfler Traditionsbetrieb das Aus kommen, soll ein Anwalt da vor der versammelten Belegschaft, Architekten und Ingenieuren, aber auch Verwaltungspersonal, berichtet haben.
Zornig und traurig
Alle Mitarbeiter haben laut SZ-Informationen bereits die Kündigung erhalten, viele haben sich dann am Montag beim Arbeitsamt als arbeitssuchend gemeldet. Die Stimmung von Einzelnen, so berichtet man der SZ, soll zwischen „zornig“und „traurig“geschwankt haben.
Es ist die zweite schlechte Nachricht für die Mitarbeiter des Büros innerhalb weniger Monate. Am 24. Dezember war der Stararchitekt Josef Wund, der unter anderem die Therme Erding, das wohl größte Thermalbad Deutschlands, den Pavillon der Expo 2000 in Hannover oder die ZF-Arena Friedrichshafen gebaut hat, bei einem Flugzeugabsturz in einem Waldstück bei Waldburg unweit von Ravensburg tödlich verunglückt ist. Bis zuletzt soll der 79 Jahre alte Mann, so heißt es aus Unternehmenskreisen, die Schlüsselfigur des Häfler Architektenbüros gewesen sein. „Er wirkte höchstens wie 65. Jetzt fehlt diese Leitfigur“, sagt ein Kenner des Büros. Viele seiner Bauprojekte soll er selbst finanziert oder betrieben haben. Ohne ihn an der Spitze scheint der Wille der Erben oder Unternehmensnachfolger, das Büro fortzuführen, aber wohl gebrochen zu sein. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht, was auch mit einer besonderen Stellung des Architekturbüros im unternehmerischen Erbe des Bäderunternehmers zu tun haben dürfte.
Dennoch ist die Nachricht nicht nur für die Mitarbeiter hart, sondern auch für Friedrichshafen. Die Stadt verliert ein bedeutendes Unternehmen und gesammeltes Know-how im Bäderbau: „Egal ob Sauna oder Rutsche, für alles gab es bei Wund einen Spezialisten“, erinnert sich ein Betroffener. Dieses Wissen werde mit der Kündigung der Belegschaft nun in alle Winde verstreut, fürchten manche. Dazu kommt, dass die spezialisierten Bäderbauer, die teilweise seit Jahrzehnten im Unternehmen arbeiten, es schwer haben dürften, neue Arbeit zu finden.
Das Aus für das Architekturbüro Wund hat übrigens nicht direkt mit dem restlichen unternehmerischen Erbe des Bäderkönigs zu tun. Weil Josef Wund viele Betriebe selbst finanzierte oder führte, kümmert sich eine eigene Holding um das verbleibende Konstrukt aus Badewelten, Hotels oder Industriebauunternehmen in ganz Deutschland.
Sie ist von der Schließung des Architektenund Planungsbüros nicht betroffen.