Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ich bin skeptisch, ob die das hinkriegen“
Der Altheimer Dieter Spitzfaden ist bei der WM in Russland als Fan dabei
ALTHEIM - Dieter Spitzfaden aus Altheim bei Riedlingen hat die 0:1WM-Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Mexiko im Moskauer Luschniki-Stadion live miterlebt. Er erlebte eine teilweise desolate Elf, die einen Auftritt ablieferte, bei dem es an vielen Stellen haperte. „Toni Kroos hat nur Sicherheitspässe gespielt, Sami Khedira und Mesut Özil wirkten völlig lustlos und auch andere Spieler hinkten ihrer Form weit hinterher“, erzählt Spitzfaden über den Auftritt der deutschen Mannschaft.
Vor dem Spiel schien alles bereitet für ein Fußballfest. „Die Stimmung war toll, alle haben gefeiert. Besonders die Mexikaner waren schon vor dem Spiel gut drauf. Natürlich auch nach dem Spiel. Aber es war überhaupt nichts Aggressives in ihrer Feierstimmung. Das war alles total friedlich“, erinnert sich Dieter Spitzfaden. So lernte er einen mexikanischen Fan kennen, der sich von oben bis unten bemalt hatte. „Er hatte den ganzen Körper bemalt und stellte sich quasi als Indianer vor.“Daneben feierten auch die Brasilianer ausgelassen, noch mehr als die deutsche Niederlage feststand. „Die haben Vollgas gegeben.“
Morgens um 3 Uhr war Dieter Sitzfaden zu Hause aufgebrochen, zunächst mit dem Zug Richtung München, dann per Flugzeug nach Moskau. „Wir sind um 15 Uhr Ortszeit gelandet, zwei Stunden vor Spielbeginn. Der Flughafen liegt außerhalb von Moskau und so mussten wir zunächst mit dem Zug, danach mit der Metro weiterfahren. Aber das hat alles reibungslos geklappt. Die Volunteers waren sehr freundlich und haben einem den Weg gezeigt“, erinnert sich Dieter Spitzfaden. Und auch die Sicherheitsvorkehrungen hat er als absolut angemessen empfunden. „Natürlich wurden wir vor dem Einlass stark kontrolliert und es wurde sehr genau hingeschaut“, aber es habe keine übermäßige Präsenz von Polizei oder ähnlichen Organen gegeben, sagt Spitzfaden und beschreibt die Stimmung als sehr freundlich.
Als echter Stimmungskiller erwies sich dann für die deutschen Fans das Spiel. Bezeichnend sei das Verhalten bei Eckbällen gewesen. „Die Mexikaner haben sich immer an der Mittellinie aufgestellt, einer links, einer in der Mitte, einer rechts. Die Deutschen wussten gar nicht, was sie damit anfangen sollten. So etwas siehst du nicht mal in der Kreisliga B.“So konnte Spitzfaden die harsche Kritik an den Spielern, die vor allem auf das Defensivverhalten Joshua Kimmichs abzielten, gut verstehen. „Hummels und Boateng müssen sich schon in einigen Situationen sehr alleine gelassen vorgekommen sein.“
Wenig Zeit zum Trauern
Nach dem Spiel sei die Stimmung im deutschen Fanlager niedergeschlagen gewesen, erinnert sich Dieter Spitzfaden. Ihm blieb allerdings nicht viel Zeit, um zu trauern. „Ich bin direkt zum Flughafen zurück, hatte dann dort einige Zeit Aufenthalt, bis mein Flug zurück nach München ging. Am Flughafen in Moskau waren sehr viele deutsche Fans. Da blieb genug Zeit, um mit anderen Fans das Spiel zu analysieren“, sagt Spitzfaden.
Am Freitag bricht er zu einer weiteren Russlandreise auf. Der Weg führt nach Sotschi, wo das zweite deutsche Gruppenspiel gegen Schweden ansteht. „In Moskau war ich alleine, aber in Sotschi treffe ich einige Freunde. Dann haben wir einige Tage Aufenthalt und reisen nach Kasan zum letzten Gruppenspiel weiter.“Bis dahin hofft er auf einen Ruck in der deutschen Mannschaft. Glaubt er selbst noch an die Wende? „Ich bin sehr skeptisch, ob die das hinkriegen. Es muss jetzt etwas passieren. Özil raus, vielleicht Goretzka rein. Aber auch andere Spieler muss er wechseln. Auch Müller und Werner waren schwach.“