Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ich bin ehrgeizig und lasse nicht locker“
Marcus Ehm will Bürgermeister werden – Im Amt, sagt er, kämen ihm seine Fachkompetenz und sein Heimvorteil zugute
SIGMARINGEN - Bis zur Bürgermeisterwahl am Sonntag, 1. Juli, porträtieren wir alle sieben Bewerber. Im vierten Teil der Serie stellen wir Marcus Ehm vor. Seinen Ehrgeiz, sagt er, verdankt er dem Leistungssport. Wie er sich selbst einschätzt, hat Redakteurin Anna-Lena Buchmaier im Gespräch erfahren.
Wer sind Sie?
Marcus Ehm ist in Sigmaringen geboren, 46 Jahre alt und hat nach einer Verwaltungswirtschafts-Ausbildung in Ludwigsburg Jura in Konstanz studiert. Er ist verheiratet und hat „noch keine Kinder“. Sein Referendariat absolvierte er am Landgericht in Hechingen. Ehm war bis 2005 Leistungssportler – trotz Handicap, einer Unterschenkelamputation, trat der Leichtathlet 2000 bei den Paralympics in Sydney an und holte Silber und zweimal Bronze in den Disziplinen 400 Meter, 200 Meter und 100Meter-Staffel. 2004 nahm er zudem an den Paralympics in Athen teil. Nach seinem zweiten juristischen Staatsexamen arbeitete er über eine Kooperation mit dem OlympiaStützpunkt Freiburg-Schwarzwald an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für öffentliches Recht, wo ihm ein Stipendium die Promotion ermöglichte. 2005 erlitt sein Vater einen Schlaganfall, weshalb Ehm von Freiburg nach Sigmaringen zurückkehrte. Zunächst arbeitete er in einer Kanzlei, 2010 machte er sich als Strafverteidiger selbstständig. Eigentlich wollte Ehm immer zur Polizei und das Sigmaringer Revier leiten, was ihm aufgrund seiner körperlichen Behinderung verwehrt blieb. Dafür kann Ehm auf 17 Jahre im freiwilligen Polizeidienst zurückblicken.
Was qualifiziert Sie fürs Bürgermeisteramt?
„Ich bringe formal die Kompetenzen mit, die man für eine Stadt dieser Größenordnung braucht“, sagt Marcus Ehm. „Ich bin aus Sigmaringen und weiß, wo der Schuh drückt.“Er wisse, was er „anders“als Bürgermeister Schärer machen würde. Ob er es auch „besser“machen könne, müssten die Bürger am 1. Juli entscheiden. „Ich bin ehrgeizig und lasse nicht locker“, sagt Ehm.
Warum wollen Sie gerade in Sigmaringen Bürgermeister werden?
„Weil es meine Heimatstadt ist und ich diese liebe“, erklärt Ehm. „Ich war nie wirklich weg von hier.“Auch während der Studienzeit sei Ehm häufig gependelt – nicht zuletzt, weil sein Leichtathletik-Trainer in Sigmaringen wohnte. Er habe es nie bereut, zurück nach Sigmaringen gekommen zu sein.
Was für ein Mensch sind Sie?
Ehm charakterisiert sich als Einzelkämpfer und „Kumpeltyp“. Von seinen Freunden würde er häufig hören, dass er ehrgeizig sei. Auf ihn könne man sich immer verlassen. Ehm gibt auch zu: „Ich bin manchmal eitel“– so würde er sich als deutscher Tourist in Italien nicht mit Badelatschen in eine Pizzeria trauen. In der Sigmaringer Fasnet ist Ehm fest verwurzelt: „Ich bin seit 1996 eingefleischtes Fanfarenzugmitglied.“Zudem sei er passives Mitglied bei den Semerenger Riedhexen. „Als ich an der Fasnet 2005 meine Dissertation in Freiburg verteidigen musste, hat mir das schon gestunken“, sagt Ehm. Ironischerweise waren die Riedhexen damals zu einem Umzug nach Freiburg gefahren, die Ehm aus der Ferne laufen sah.
Ehm wolle als Bürgermeister hart arbeiten, sich aber dennoch seine Auszeiten, beispielsweise die Arbeit im Garten, gönnen. „Es muss auch Platz für Hobbys sein“, sagt er.