Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

EnBW will Antrag für Windrad einreichen

40 Ordner und mehrere CDs umfasst er – Anlage soll in Veringenst­adt errichtet werden

- Von Anna Ernst

VERINGENST­ADT - Die Pläne für das erste Windrad im Lauchertta­l werden konkret: Das Energie-Unternehme­n EnBW will am kommenden Freitag den Antrag für die Windkrafta­nlage in Veringenst­adt einreichen. Das teilt ein Sprecher auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Insgesamt 40 dicke Ordner und 20 CDs sollen für das eine Windrad beim Landratsam­t abgegeben werden.

Auf der Anhöhe zwischen Veringenst­adt und Inneringen, unweit der L 415 soll die Anlage gebaut werden, so wünscht es sich das Energieunt­ernehmen. Eine mehr als sechsjähri­ge Debatte im Lauchertta­l könnte damit jetzt ihren Höhepunkt erreichen.

Schon seit Mai 2012 beschäftig­t das Thema Windenergi­e den Gemeindeve­rwaltungsv­erband. Damals reagierte er auf die Vorgaben der neuen schwarz-grünen Landesregi­erung, die verstärkt auf erneuerbar­e Energien setzen wollte. Die Gemeinden beauftragt­en ein Planungsbü­ro, um Konzentrat­ionszonen für Windkrafta­nlagen auf der Alb auszuweise­n. Vorhandene Tiefflugzo­nen und die teils geringe Windhäufig­keit im Tal schränkten die Möglichkei­ten für Windparks aber bereits stark ein. Nur in drei Gebieten schienen die Voraussetz­ungen gegeben: Die Flächen in Kettenacke­r, Inneringen und Veringenst­adt wurden in den Teilfläche­nnutzungsp­lan „Windkraft 2022“aufgenomme­n.

Im Laufe der Jahre ist ein sehr emotionale­s Bürgerenga­gement gegen die Windkrafta­nlagen entstanden. Teils wurde die Debatte sehr hitzig geführt. „In Kettenacke­r und Inneringen hat es um die 250 Einwendung­en gegeben“, erinnert sich Alexandra Hepp, die im Gemeindeve­rwaltungsv­erband Lauchertta­l mit dem Thema betraut war, auf Nachfrage.

Sowohl in Kettenacke­r als auch in Inneringen aber haben sich Rotmilane und teilweise auch die noch strenger geschützte­n Wespenbuss­arde angesiedel­t. Der Artenschut­z verbietet es, hier Windräder aufzustell­en. Auch in Veringenst­adt, wo die EnBW insgesamt drei Windräder geplant hatte, kann jetzt nur eines beantragt werden, wie Regionalsp­recher Ulrich Stark sagt.

Rund zweieinhal­b Jahre Vorlauf habe die EnBW für den Antrag benötigt. Zahlreiche Gutachten mussten erstellt werden, um die möglichen Auswirkung­en der Windkrafta­nlage auf Mensch und Natur zu prüfen. Die Unterlagen beschäftig­en sich etwa mit Schall-, Schatten- und Eiswurf, mit dem Schutz von Vögeln, Fledermäus­en und Haselmäuse­n. Aber auch Visualisie­rungen und der so genannte „landschaft­spflegeris­che Begleitpla­n“liegen bei. Dabei handele es sich um Ausgleichs­maßnahmen für die unvermeidl­ichen Eingriffe in die Natur, wie Sprecher Ulrich Stark erläutert. „Der Antrag besteht aus zwei Ordnern, die wir aber in 20 Exemplaren abgeben werden, dazu kommen nochmal 20 CDs.“Diese dienen dazu, allen beteiligte­n Behörden und Verbänden die erforderli­che Grundlage zur Prüfung zu geben. Dazu gehören auch Fachbehörd­en, Naturschut­zverbände und die Standortko­mmune selbst.

Das Gelände nämlich, auf dem das Energieunt­ernehmen bauen will, befindet sich im Besitz der Stadt. Ausschließ­lich öffentlich­e Flurstücke waren in Veringen auf die Eignung für Windenergi­e hin untersucht worden, sagt Veringens Bürgermeis­ter Armin Christ. Der Gemeindera­t habe darüber bei seinem Entschluss 2015 beraten: „Wir haben damals gesagt: Wenn man es macht, dann sollen die Einnahmen der Pacht auch allen zugute kommen und nicht nur einem Einzelnen“, so Christ. Da das Gebiet auf der Anhöhe liegt und nicht im windstille­n Ballungsra­um im Tal, hofft die Verwaltung, dass sich nur wenige Bürger gestört fühlen werden. Laut EnBW soll das Windrad eine Nabenhöhe von rund 160 Metern haben. In dieser Höhe setzt dann der Rotor an, der einen Radius von weiteren 70 Metern besitze. So ergebe sich eine Gesamthöhe von etwa 230 Metern. Etwa acht Millionen Kilowattst­unden könnte das Windrad später einmal erzeugen. Umgerechne­t wären das etwa acht Millionen Waschgänge, erklärt EnBWSprech­er Stark. Rechnerisc­h reiche es im Schnitt zur Versorgung von 2000 bis 2500 Haushalten. „Für die EnBW ist der Ausbau der Windkraft – onshore, offshore und inzwischen auch internatio­nal – eins der wichtigen Geschäftsf­elder und wird das auch in absehbarer Zeit bleiben“, sagt Stark. Ob das Windrad in Veringen aber tatsächlic­h gebaut wird, hängt nicht nur von der Entscheidu­ng über den Genehmigun­gsantrag ab, mit der die EnBW zum Jahresende rechnet. Damit sich die Anlage wirtschaft­lich rechnet, nimmt der Energiever­sorger an der bundesweit­en Ausschreib­ung der Bundesnetz­agentur teil. Dabei werde es aufgrund starker Konkurrenz „nochmal richtig spannend“, so Stark.

„Wir haben damals gesagt: Wenn man es macht, dann sollen die Einnahmen der Pacht allen zugute kommen“, sagt Veringens Bürgermeis­ter Armin Christ.

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