Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Auf gutes Wetter und gewaltfreies Feiern“
Heisskalt hatten in der Nacht auf Freitag einen der frühesten Southside-Auftritte
Heisskalt sind mit ihrem neuen Album „Idylle“auf Tour. In der Nacht auf Freitag haben sie beim Warm-up vom Southside gespielt. Christiane Wohlhaupter hat Sänger Mathias Bloech gefragt, was die Band als Gewinner des Play-Live-Contests mit dem Southside verbindet, was sie den Besuchern dort noch wünscht und was der Festivalsommer für die Band aus Baden-Württemberg noch bringen wird.
Mathias, euch verbindet ja eine besondere Geschichte mit dem Southside. Wie war dieser erste Auftritt damals in Neuhausen ob Eck für euch?
Sehr aufregend. Vorher war das immer so ein abstrakter, entfernter Wunsch, irgendwann einmal auf so einer Bühne auf einem dieser großen Rock-Festivals zu stehen. Dieses „Woah, it’s huge!“-Gefühl. Das hat sich auf jeden Fall auch im Laufe der Zeit beruhigt, weil wir mittlerweile viele solcher großen Festivals gespielt haben. Wir freuen uns trotzdem sehr auf das Konzert.
Ist das Southside eine gute Plattform für junge Künstler?
Das würde ich so nicht sagen, beziehungsweise wäre es mir nicht explizit aufgefallen. Es spielen ja schon vornehmlich etablierte, internationale Acts, die hauptsächlich männlich besetzt sind, wie Heisskalt auch. Aber es gibt da halt diese paar Nachwuchs-Slots, und das ist ja schon mal was.
Was wünscht ihr den Gewinnern, die dieses Jahr dort auftreten dürfen?
Dass sie es genießen können und sich dabei nah sind.
Seit eurem ersten Auftritt hat es euch mehrfach zurückgezogen. Was macht das Southside besonders?
Wir waren dort auch immer wieder Besucher. Mein erstes großes Festival. Hat sich echt gut angefühlt, dass die dieses Jahr bei uns angerufen haben, weil sie uns gerne spielen sehen wollten.
Zum wievielten Mal seid ihr jetzt genau aufgetreten?
Beim Southside? Ich glaube, zum vierten oder fünften Mal. Insgesamt haben wir als Heisskalt wohl so 300 Konzerte gespielt.
Ihr habt in der Nacht auf Freitag einen der ersten Slots beim Festival gespielt. Was ist das Gute, was das Schlechte am Warm-up-Tag?
Der Vibe am ersten Tag ist super. Ich bin froh über die Spielzeit. Alle sind noch frisch, die Menschen treffen sich zum ersten Mal und freuen sich über ihren guten Campingplatz. Ich sehe da keine negativen Seiten.
Was wünscht ihr dem Publikum für die restliche Zeit beim Southside?
Gutes Wetter, einen gewaltfreien Umgang beim Feiern und dass sie es schaffen, das System ab und zu zu hacken.
Ihr habt in Eigenregie euer neues Album veröffentlicht. Wie geht es euch damit?
Gut. Anstrengend ist das, aber es fühlt sich super an. Kein Streit mit irgendwem. Alles geht schneller und ist einfacher zu bewerkstelligen. Wir trauen und vertrauen uns mehr.
Manche Fans auf Facebook vermissen auf „Idylle“die Wucht des Debüts. Trifft euch solche Kritik überhaupt?
Nö. In meinem Empfinden trifft das auch nicht zu. Ich finde die neue Platte nicht weicher, nur weil sie nicht mehr so viel harte Rock-Kante hat. Das war ja auch eine bewusste Entscheidung. Aber in der Platte steckt trotzdem viel Wut und Frustration über die gesellschaftlichen Zustände. Ich höre aber wieder mehr Hoffnung und Wille zum Aktivismus und mag ihren Humor. Ich bin immun gegen Kritik an „Idylle“. Dafür sind wir selbst viel zu glücklich damit. Und alle, die das nicht so feiern, können beruhigt sein: Wir haben nicht vor, mehrmals das gleiche Album aufzunehmen.
Was ist der Vorteil, nicht mehr beim Label Chimperator zu sein?
Wir stärken unsere eigenen Strukturen und haben persönlichen Kontakt mit den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir bestimmen selbst, wie und wann wir etwas veröffentlichen und was die Budgets sind. Wir sind freier.
Worauf freut ihr euch in diesem Festivalsommer besonders?
Auf dem Deichbrand werde ich meinen engsten Freund aus Stuttgart wiedersehen. Aber die schönsten Momente waren immer unerwartete, kleine Momente abseits der Bühne und des ganzen Trubels. Wir wohnen verteilt über Deutschland und pflegen auf Tour unsere Freundschaft. Das liegt für mich über allem.