Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Jeder hat eine zweite Chance verdient“
Thomas Mosmann will sie nutzen und Sigmaringer Bürgermeister werden – trotz seiner Vergangenheit
SIGMARINGEN - Bis zur Bürgermeisterwahl am Sonntag, 1. Juli, porträtieren wir alle sieben Bewerber. Im sechsten Teil der Serie stellen wir Thomas Mosmann vor, der in Tuttlingen wohnt – für das Bürgermeisteramt würde er aber nach Sigmaringen ziehen. Betrachtet man nur seine politische Karriere, könnte man Mosmann für jemanden halten, der nicht weiß, was er will. Im Gespräch mit Redakteurin Anna-Lena Buchmaier erklärt er die Beweggründe für die kuriosen Stationen seines Lebenslaufs.
Wer sind Sie?
Thomas Mosmann ist 45 Jahre alt, in Villingen-Schwenningen geboren und wohnt im Tuttlinger Ortsteil Nendingen. Mosmann ist geschieden, hat drei erwachsene Kinder und einen Hund und lebt vegetarisch. Nach der Mittleren Reife hat er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Tengelmann absolviert, es folgte eine Weiterbildung, schließlich arbeitete er bei Treff-Discount als Filialleiter. Im Anschluss daran machte er sich mit einem Heimtierbedarfsgeschäft selbstständig. „Dann bekam ich das Angebot als Webmaster für eine private Hotelkette zu arbeiten“, sagt Mosmann. In diesem Beruf arbeitet er bis heute.
Seine politische Karriere ist nicht von Stringenz geprägt: Bis vor sieben Jahren gehörte er der NPD an. „Die Partei widert mich nur noch an“, sagt Mosmann, der auch findet: „Jeder sollte eine zweite Chance bekommen.“Sein Leben als Homosexueller – sieben Jahre lang war er mit einem türkischen Lebensgefährten zusammen – habe nicht zur Ausrichtung der rechtsextremen Partei gepasst.
Danach gründete Mosmann die Demokratischen Schwul-Lesbischen Partei (DSLP), trat aber nach kurzer Zeit von seinem Amt zurück. „Ich habe erkannt, dass eine Ein-ThemaPartei nichts bringt.“
Er ist Mitglied im Bündnis für Vielfalt, engagiert sich bei Demos gegen die AfD. Seit vier Jahren ist er bei der Tierschutzallianz, als ehrenamtlicher Generalsekretär ist er Mitglied im Bundesvorstand sowie Vorsitzender des Landesverbands. Zudem leite er die Fachgruppe „Für Toleranz – gegen Rassismus“.
Zudem ist er Vorstandmitglied in der Interessengemeinschaft Christopher Street Day Tuttlingen-Donautal und Mitglied bei Soko Tierschutz, beim Nabu, der Europaunion und bei den Pfotenfreunden Deutschland.
Was qualifiziert Sie?
„Ich bin zwar kein Verwaltungsfachmann aber teamorientiert. Im Ehrenamt stelle ich meine Fähigkeiten oft unter Beweis, Führungsqualität habe ich in meinem Beruf erworben“, sagt Mosmann. Auch ein Quereinsteiger könne einen guten Job machen, was man auch in anderen Städten wie Magdeburg sehe, die dortige Stadtverwaltung werde von Lutz Trümper, einem ehemaligen Lehrer, geführt.
„Die Partei widert mich nur noch an“,
sagt Bürgermeisterkandidat Thomas Mosmann über die NPD, der er früher angehört hat. Heute ist er unter anderem für die Tierschutzallianz tätig.
Warum wollen Sie gerade in Sigmaringen Bürgermeister werden?
„Meiner Meinung nach ist es die bedeutendste Stadt in der Nähe von Tuttlingen. Es wäre eine große Ehre für mich, diese Verantwortung zu übernehmen“, sagt Mosmann. Vor zwei Jahren hatte sich Mosmann auf den Bürgermeisterposten in Eigeltingen beworben, er sei aber kein Dauerkandidat. Mit dem Gedanken, sich in Sigmaringen zu bewerben, habe er schon länger gespielt. „Zwei der Kandidaten haben ein CDU-Parteibuch aber es soll ja in Sigmaringen auch Bürger geben, die andere Parteien wählen“, so Mosmann. Als seine thematischen Steckenpferde nennt er Wirtschaft und Tourismus.
Was für ein Mensch sind Sie?
„Ich bin teamfähig, zielstrebig, zuverlässig, ehrlich sozial, weltoffen, tolerant, tierlieb – manchmal ungeduldig, wenn mir etwas zu langsam geht“, sagt Mosmann. „Acht Jahre ohne Hotel beispielsweise sind mir zu lang.“