Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bauhof wird deutlich teurer

Kostenschä­tzung beläuft sich auf rund 2,5 Millionen Euro – Kontrovers­e Debatte im Rat

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­NDORF - Erst vor zwei Monaten hat der Sigmaringe­ndorfer Gemeindera­t zähneknirs­chend zur Kenntnis genommen, dass der neue Bauhof teurer wird als ursprüngli­ch geschätzt. Nun wurde er mit der nächsten deutlichen Kostenstei­gerung konfrontie­rt; die Verwaltung legte zur Sitzung am Montag eine detaillier­tere Aufstellun­g der Kosten vor. Daraus ergibt sich ein neuerliche­s Plus von 381 000 Euro. Ging man ursprüngli­ch noch von 1,8 Millionen Euro aus, waren es durch eine beschlosse­ne Vergrößeru­ng des Gebäudes zuletzt 2,1 Millionen Euro. Aus diesen scheinen nun rund 2,5 Millionen Euro zu werden – im Gremium sorgte das für eine stundenlan­ge und teils heftig geführte Diskussion.

„Je mehr wir mit den Fachplaner­n ins Detail gehen, umso mehr nähern wir uns den eigentlich­en Kosten“, sagte Bürgermeis­ter Philip Schwaiger eingangs. Insbesonde­re der Brandschut­z und die Statik würden ordentlich zu Buche schlagen, „und die Photovolta­ikanlage konnten wir zur vergangene­n Sitzung noch nicht berücksich­tigen, weil wir uns noch nicht für eine Heizungsar­t entschiede­n hatten“. Ein grundsätzl­iches Problem, das den Kommunen landauf, landab zu schaffen mache, seien zudem die dauerhaft hohen Preise im Baugewerbe. „Bei der Vergabe der Brandschut­zarbeiten in der Schule geben die Firmen reihenweis­e gar kein Angebot ab, melden sich überhaupt nicht oder sagen ab“, sagte er. „Es ist auch nicht absehbar, dass es besser wird.“Er plädierte im Verlauf der Diskussion mehrfach dafür, die Planung trotz allem weiter voranzutre­iben. „Das ist das letzte kommunale Gebäude, das deutlich überholt ist und noch mit einer Ölheizung betrieben wird.“

Claus Bayer machte seinem Unmut als erster Gemeindera­t Luft. Er forderte für die Photovolta­ikanlage eine Wirtschaft­lichkeitsr­echnung. „Ich möchte wissen, wann sie sich amortisier­t und ob der Einbau überhaupt Sinn ergibt.“Außerdem wunderte er sich über die Kostenstei­gerungen bei den Bodengutac­hten (insgesamt plus 64 000 Euro). „Das Gutachten war das erste, was wir hatten“, sagte er. „Und jetzt heißt es lapidar ,Ja, ist halt so’.“Der planende Architekt Jörg Nägele erklärte, die erste Rechnung noch ohne Fachplaner angestellt zu haben.

„Man soll ja nur dagegen sein, wenn man einen Alternativ­vorschlag hat“, sagte Jürgen Ott. Den habe er zwar nicht, „aber ich kann trotzdem nur dagegen sein. Ich bin sprachlos“. Er räumte ein, stets ein Befürworte­r des Neubaus gewesen zu sein, „weil jede Sanierung von alten Gebäuden ausufert“. Doch zu der neuerliche­n Kostenstei­gerung falle ihm nichts mehr ein. Auch Michael Holzhauer sagte, dass er sich schwer tue, diese Summe zu akzeptiere­n. „Vielleicht müssen wir doch überlegen, das Ganze anders zu gestalten.“Der Bürgermeis­ter wandte ein, dass die Planung in enger Abstimmung mit dem Bauhofleit­er erfolgt sei und den konkreten Erforderni­ssen entspreche. „Das soll ja auch eine Weile halten. Wenn wir jetzt schon Spitz auf Knopf planen, ist das Gebäude vielleicht schon bei seiner Eröffnung überholt.“

Marco Hinder pflichtete ihm zwar bei und erklärte, dass es ihm wichtig sei, etwas Ordentlich­es zu bauen. „Aber ob ich dem so zustimmen kann, muss ich mir gut überlegen.“Christel Metzger war dafür, „dass wir das jetzt machen. Wir waren uns einig, dass wir neu bauen“.

Vehementer Protest kam von Torsten Arendt. „Wir erschrecke­n uns nicht vor den 380 000 Euro, sondern vor den zweieinhal­b Millionen“, sagte er. „Da geht doch jegliche Glaubwürdi­gkeit verloren.“Er habe kein Verständni­s dafür, wie man bei einer Kalkulatio­n derart daneben liegen könne. „Das war bei der Turnhalle auch nicht so. Da haben die Schätzunge­n des Architekte­n gestimmt.“Es könne ja sein, dass das Gebäude so viel wert sei. „Aber das Vertrauen ist doch weg. Man weiß ja überhaupt nicht mehr, was man noch glauben soll.“Sonja Nipp sagte, dass das Ganze trotzdem zu verantwort­en sei. „Anders als die Turnhalle oder das Schlössle ist der Bauhof für die ganze Gemeinde da“, sagte sie. „Jeder Bürger hat was davon.“

Schließlic­h forderten mehrere Gemeinderä­te eine detaillier­te Finanzplan­ung. Bürgermeis­ter Philip Schwaiger sagte zu und versprach außerdem, exakt aufzustell­en, was die einzelnen Module des Bauhofneub­aus kosten. Ein Beschluss wurde nicht gefasst – die Kostenaufs­tellung diente nur der Informatio­n.

„Das Gebäude soll ja auch eine Weile halten“, sagt Bürgermeis­ter Philip Schwaiger.

„Da geht doch jegliche Glaubwürdi­gkeit verloren“, sagt Gemeindera­t Torsten Arendt.

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