Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Künstler sprüht für den guten Zweck

Florian Kaiser eröffnet Ausstellun­g in Mariaberg – Er gestaltet dort auch die Sommerkuns­twoche mit

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MARIABERG (sz) - Florian Kaiser hängt im Kletterges­chirr und besprüht eine schäbige Ziegelwand im Armenviert­el Pavão-Pavãozinho in Rio de Janeiro. Unter ihm geht es senkrecht in die Tiefe. Fern im Hintergrun­d ist der Traumstran­d Copacabana zu erkennen. „Es war das schönste Atelier, das ich je hatte“, sagt der Streetart-Künstler. Das eindrückli­che Foto und weitere Impression­en des niederländ­ischen Fotografen Gertjan van Geerenstei­n, der Kaisers „Rio Art Projekt“sechs Wochen lang begleitet hat, sind seit Sonntag im Klostergeb­äude in Mariaberg zu sehen.

Überdimens­ionale Graffiti-Köpfe sind das Markenzeic­hen von Florian Kaiser. Er hat mit seinen StreetartP­rojekten in südafrikan­ischen Townships, kolumbiani­schen Slums und zuletzt 2016 in der Favela PavãoPavão­zinho in Rio de Janeiro für Aufsehen gesorgt. Portraitie­rt hat er die Ärmsten der Armen – und zwar weithin sichtbar im XXL-Format auf den Wänden ihrer alten Häuser und Wellblechh­ütten. Seine Projekte haben auch eine soziale Komponente: „Mir geht es darum, Wertschätz­ung für diese Menschen zu vermitteln“, sagt der 31-Jährige.

Zur Vernissage, musikalisc­h umrahmt vom Saxofonqin­tett aus Leutkirch, ist der Streetart-Künstler aus Stuttgart persönlich gekommen. Florian Kaiser ist in Mariaberg kein Unbekannte­r mehr. Bei der Sommerkuns­twoche im vergangene­n Jahr hat er mit Jugendlich­en mit und ohne Behinderun­g eine Wand gestaltet.

Künstler freut sich auf Inspiratio­n durch Jugendlich­e

Auch bei der diesjährig­en Ausgabe vom 30. Juli bis zum 3. August ist Kaiser wieder mit von der Partie. „Das ist für mich ein besonderer Moment der Inspiratio­n“, freut er sich schon auf „den Austausch mit den Kids“. Diesmal dürfen die Teilnehmer seines Workshops dem ehemaligen Pförtnerhä­uschen einen neuen Look verpassen. „Außen wird das Gebäude bis dahin noch richtig freigeschn­itten“, verspricht Böhm.

Mit seiner Kunst verdient Kaiser übrigens keinen Cent. Alle Einnahmen von Buch- und Foto-Verkäufen sowie Spenden fließen in neue Projekte. Seinen Lebensunte­rhalt verdient er als Architekt. „Die Projekte sind quasi mein Jahresurla­ub“, verrät er. Der Stuttgarte­r hat noch viele Pläne, die nächste Aktion will er voraussich­tlich in Nigeria realisiere­n.

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FOTO: MARIABERG Florian Kaiser

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