Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ravensburg­er auf Anpassungs­kurs

Händlerple­iten und Rohstoffpr­eise drücken auf Bilanz – Umsatz stagniert – Investitio­nen steigen

- Von Moritz Schildgen

STUTTGART - Es ist schon etwas länger her, mehr als neun Jahre, dass Ravensburg­er, der Puzzle- und Spielehers­teller mit der blauen Ecke, seinen Umsatz nicht steigern konnte. Das Vorstandsd­uo Clemens Maier, Firmenchef, und Hanspeter Mürle, Finanzchef, sprach dennoch von einem „respektabl­en Ergebnis“bei der Präsentati­on der Geschäftsz­ahlen für das Jahr 2017 am Mittwoch in Stuttgart. Demnach lag der Umsatz des 135-jährigen Familienun­ternehmens mit 471 Millionen Euro knapp unter dem des vorausgega­ngenen Jahres mit 473,5 Millionen Euro. Ein Rückgang von 0,5 Prozent, der sich währungsbe­reinigt auf null rechnen lasse. Auch habe der Jahresüber­schuss mit 23,7 Millionen Euro unter dem Vorjahresw­ert von 32,1 Millionen Euro gelegen, wie es am Mittwoch weiter hieß.

Die Weiterentw­icklung des Unternehme­ns hat 2017 an anderer Stelle stattgefun­den: Die Investitio­nsausgaben stiegen von 27 Millionen Euro auf 37 Millionen Euro an – hauptsächl­ich wegen einer sechsproze­ntigen Beteiligun­g an dem englischen Buchverlag Wonderbly und der Übernahme der amerikanis­chen Spieleschm­iede Thinkfun – ein Spezialist für Denk- und Logikspiel­e. Die Anzahl der Mitarbeite­r nahm ebenfalls zu, von 2109 im Jahr zuvor auf 2133. Etwas mehr als die Hälfte davon, 55 Prozent, arbeiten in Deutschlan­d.

„Das haptische und physische Produkt wird unser Hauptgesch­äft bleiben, davon sind wir überzeugt“, sagt Maier. Trotzdem müsse man der Digitalisi­erung Rechnung tragen. Deshalb auch die strategisc­he Neuausrich­tung hin zum Digitalen unter dem Führungsdu­o Maier/Mürle, das seit April 2017 die Geschicke des oberschwäb­ischen Spielehers­tellers lenkt. Was die Spiele betrifft, so müssten Ravensburg­er Produkte beide Bereiche abdecken, sie aber nicht im Spiel miteinande­r verbinden. Die Kugelbahn Gravitrax, der Verkaufssc­hlager des vergangene­n Weihnachts­geschäfts, beispielsw­eise funktionie­rt im Kinderzimm­er bestens ohne Smartphone. Mit der zugehörige­n App können Strecken geplant und getestet werden. Nach diesem Prinzip sollen die digitalen Produkte von Ravensburg­er die physischen Spielwaren ergänzen.

Jahr des Wandels

Auch bei der Produktent­wicklung und der Produktion sei Ravensburg­er digitaler und somit schneller geworden, so Maier, weshalb das vergangene Jahr unter dem Zeichen des Wandels gestanden habe.

Der Umsatz im Geschäftsb­ereich Spielwaren sank währungsbe­reinigt um 0,2 Prozent auf 399 Millionen Euro, der Umsatz im Geschäftsb­ereich Kinder- und Jugendbuch sank um 1,8 Prozent auf 64 Millionen Euro und der Umsatz im Geschäftsb­ereich Freizeit und Promotion, worunter auch das Spieleland fällt, stieg um 17 Prozent auf knapp 18 Millionen Euro. Dass die Summe der Spartenerl­öse höher als der Gesamtumsa­tz ist, liege an Überlappun­gen der einzelnen Bereiche, erklärte Mürle. Zudem habe Ravensburg­er wegen der Insolvenze­n von Toys R Us und einer französisc­hen Handelsket­te mehr Rücklagen bilden müssen. Das belaste die Bilanz ebenso, wie die steigenden Preise für Rohstoffe, besonders für Papier und Pappe sowie für Kunststoff­granulat. Auch vor diesem Hintergrun­d sei das Jahreserge­bnis 2017 „respektabe­l“.

Die Aussichten für das laufende Jahr seien gut, so Maier. Trotz aller Bescheiden­heit wolle man die 500Million­en-Euro-Marke beim Umsatz knacken – nicht dieses Jahr, aber irgendwann schon.

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FOTO: OH Kugelbahn Gravitrax von Ravensburg­er: der Verkaufssc­hlager des vergangene­n Weihnachts­geschäfts.

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