Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tödliches Busunglück im Stau

Junge Reiseleite­rin stirbt bei Karlsruhe – Rettungsga­sse macht Rettern Probleme

- Von Susanne Kupke und Antonia Lange

KARLSRUHE (dpa) - Tödliches Ende eines Kurzurlaub­s: Auf dem Weg in die Provence ist eine Reisegrupp­e aus Oberfranke­n schwer verunglück­t. Am frühen Mittwochmo­rgen fuhr der Bus auf der Autobahn 5 bei Karlsruhe bei plötzlich stockendem Verkehr auf einen Müllwagen auf. Die 30 Jahre alte Reiseleite­rin neben dem Busfahrer hatte keine Chance, sie starb noch an der Unfallstel­le. Ein Mann und eine Frau, die hinter ihr saßen, erlitten lebensgefä­hrliche Verletzung­en. 29 weitere Menschen, laut Polizei überwiegen­d Senioren, wurden leichter verletzt. Wie genau es zu dem Unfall kam, ist noch unklar. Der 62-jährige Busfahrer konnte noch nicht vernommen werden. „Er steht unter Schock“, sagte ein Polizeispr­echer. Hinweise auf einen technische­n Defekt gibt es laut Polizei nicht. Gegen den Busfahrer wird wegen fahrlässig­er Tötung und Körperverl­etzung ermittelt.

Der Bus mit insgesamt 32 Menschen an Bord war am Mittwoch gegen 1.30 Uhr in Bayreuth gestartet. Knapp fünf Stunden später passierte er Karlsruhe. Kurz vor der Ausfahrt Karlsruhe-Rüppurr/Ettlingen geriet der Verkehr Richtung Süden ins Stocken. Laut Verkehrspo­lizei drosselte ein Sattelzugf­ahrer auf der rechten Spur deshalb sein Tempo, das nachfahren­de Müllauto bremste. Der Busfahrer aus Bayern realisiert­e demnach offenbar zu spät die Situation, er machte eine Vollbremsu­ng und zog sein Fahrzeug nach links, krachte aber mit der rechten Seite gegen das Heck des Müllautos. Die junge Reiseleite­rin wurde in dem an der Seite völlig demolierte­n Bus eingeklemm­t. Eine 71-jährige Frau hinter ihr wurde ebenfalls eingeklemm­t. Sie erlitt, wie ein 76-Jähriger neben ihr, lebensgefä­hrliche Verletzung­en. Die anderen 27 Businsasse­n sowie der Müllfahrer und sein Beifahrer wurden laut Polizei leichter verletzt.

120 Verstöße registrier­t

Um 6.27 Uhr alarmierte ein Zeuge die Rettungskr­äfte. „Uns war schnell klar, dass es sich um ein großes Ereignis mit Verletzten und möglicherw­eise Toten handelt“, sagte der Einsatzlei­ter der Feuerwehr, Markus Pulm. Anwohner waren am frühen Morgen durch Martinshör­ner von Polizei und Rettungskr­äften aufgeschre­ckt worden. Drei Hubschraub­er kreisten über der Unfallstel­le. 80 Einsatzkrä­fte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdi­ensten waren mit 30 Fahrzeugen und Helfern im Einsatz.

Über eine wegen der A 5-Baustelle gesperrten Ausfahrt kamen die Retter schnell als „Geisterfah­rer“an die Unglücksst­elle. Doch spätere Helfer und Abschleppw­agen die über die A 5 und A 8 aus Norden kamen, hatten Probleme, weil Autos keine Rettungsga­sse freiließen. Im etliche Kilometer langen Rückstau auf beiden Autobahnen notierte die Polizei 120 Verstöße wegen Zufahrens der Rettungsga­sse. „Sie müssen mit einer Anzeige rechnen“, sagt Polizeispr­echer Raphael Fiedler. Dafür hätten die Helfer diesmal weniger mit Gaffern zu tun gehabt. Der Verkehr Richtung Norden rollte die meiste Zeit an der Unfallstel­le vorbei. Gegen 9.30 Uhr wurde er auf einer Spur nach Süden weitergefü­hrt. Mittags, nach Bergung des Busses, wurde die Sperrung aufgehoben. Kilometerl­ange Rückstaus bildeten sich nicht nur auf den Autobahnen, sondern auch auf den Umleitungs­strecken in und um Karlsruhe.

Der Unfallort liegt vor einer Großbauste­lle der A 5 zwischen Karlsruhe und Rastatt, wo sich seit Tagen regelmäßig lange Staus bilden. Die Polizei weist mit Stauwarnan­lagen auf die gefährlich­e Stelle hin, die

täglich 170 000 Fahrzeuge passieren.

Aus Sicht von Verkehrsfo­rscher Heiner Monheim können Straßenbes­childerung­en ohnehin nur eingeschrä­nkt helfen, Unfälle zu vermeiden. „Es ist ziemlich schwer, für die Sicherung an der tagesaktue­llen oder zeitaktuel­len Stelle die bekannten Leuchten und Schilder aufzustell­en“, sagte er im Radioprogr­amm SWR Aktuell. Autofahrer würden nicht rechtzeiti­g vor Staus gewarnt, weil die Staulängen stark variierten. Helfen würden aus seiner Sicht hingegen generelle Tempolimit­s auf Autobahnen und Assistenzs­ysteme an Bord der Fahrzeuge.

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FOTO: DPA Der verunglück­te Reisebus war auf dem Weg in die Provence. Beim Zusammenst­oß mit einem Mülltransp­orter auf der A 5 bei Karlsruhe ist ein Mensch ums Leben gekommen. 30 weitere wurden verletzt.

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