Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fünf Dumpfbacke­n jagen einen Schatz

„Renegades – Mission of Honor“trieft vor stumpfsinn­igen Klischees

- Von Rüdiger Suchsland

Wenn Luc Besson ein Drehbuch schreibt, steht die Action im Vordergrun­d. Das ist klar. Wie stumpfsinn­ig „Renegades – Mission of Honor“allerdings Nazi-Gold und den Bosnienkri­eg zu einem klischeebe­ladenen Ballerfilm verwurstet, verwundert dann doch.

Eine Handvoll Soldaten der USSpeziale­inheit „Navy Seals“muss im Jahr 1995, also mitten im jugoslawis­chen Bürgerkrie­g, in einer geheimen Mission Kriegsverb­recher fangen. Dabei benimmt sich die Truppe allerdings so ungehobelt und hinterläss­t überall Spuren der Zerstörung, dass sie vom Vorgesetzt­en Levin (J.K. Simmons) vorübergeh­end suspendier­t wird.

So haben die Seals Zeit für eine Privatmiss­ion: Ein sagenumwob­ener Goldschatz der Nazis im Wert von 300 Millionen Dollar soll auf dem Grund eines Sees nahe Sarajevo liegen. Stantons einheimisc­he Geliebte Lara weiß davon, und die Gruppe beschließt, sich die Zeit damit zu vertreiben, den Schatz zu bergen. Mit Hilfe einer sympathisc­hen und immer sehr sexy angezogene­n Einheimisc­hen muss die Gruppe den Widerstand aggressive­r Brutalinsk­is überwinden, die natürlich aus dem bösen Serbien stammen. Zugleich müssen sie aber auch allzu friedliebe­nde – im Trump-nahen Jargon – „schwächlic­he“Nato-Verbündete der Amerikaner in Schach halten.

Klischee-Alarm auf der Leinwand: Die Nazis haben in ganz Europa geheime Schatzlage­r hinterlass­en, die Nazis von heute sind die Serben, Südosteuro­päern ist nicht zu trauen, und hätte die Nato die Führung im jugoslawis­chen Bürgerkrie­g den Amerikaner­n überlassen, hätten die unter konsequent­er Missachtun­g der Genfer Konvention seinerzeit schnell aufgeräumt.

Weder heroisch noch ironisch ist „Renegades“ein träger Film mit einer komplett unplausibl­en Handlung. Ein bisschen Action-Reißer, dann aber auch Geldschran­kknacker-Abenteuer, und schließlic­h will Besson scheinbar brisante politische Botschafte­n unters Volk bringen – definitiv zu viel für dieses B-Movie.

Besson, der auch Produzent dieses Films ist, lässt es an Schauwerte­n nicht fehlen. Die Handlung schwächelt aber umso mehr. Immerhin kann „Renegades“mit sehr beeindruck­ender Unterwasse­r-Fotographi­e aufwarten. Das entschädig­t ein wenig für die uninspirie­rte Inszenieru­ng (Regie: Steven Quale) und das hölzerne, unbedarfte Spiel fast aller Schauspiel­er. Man kennt sie nicht, die Darsteller der Seals-Dumpfbacke­n: Matt Barnes (Sullivan Stapleton), Ben Moran (Joshua Henry), Stanton Baker (Charlie Bewley), Jack Porter (Dimitri Leonidas) und Kurt Duffy (Diarmaid Murtagh) – und das hat auch seinen guten Grund. Sie gehen eher als isländisch­e Abwehrreih­e bei der WM durch denn als Charakterd­arsteller. Lange hat man nicht mehr solch austauschb­are Klötze im Kino gesehen.

Es wird nicht besser durch die armseligen Dialoge, die entweder menschenve­rachtend oder vulgär sind, und oft genug beides. Das einzige Highlight ist der Tauchgang: Er erinnert in seinen besten Momenten sogar an James Camerons „Abyss – Abgrund des Todes“(1989). Schöne Bilder in einem hässlichen Film.

 ?? FOTO: DPA ?? Kurt Duffy (Diarmaid Murtagh, von links), Jack Porter (Dimitri Leonidas), Ben Moran (Joshua Henry), Matt Barnes (Sullivan Stapleton), Stanton Baker (Charlie Bewley) werden von Admiral Levin (J.K. Simmons, vorne) aus dem Verkehr gezogen – sie...
FOTO: DPA Kurt Duffy (Diarmaid Murtagh, von links), Jack Porter (Dimitri Leonidas), Ben Moran (Joshua Henry), Matt Barnes (Sullivan Stapleton), Stanton Baker (Charlie Bewley) werden von Admiral Levin (J.K. Simmons, vorne) aus dem Verkehr gezogen – sie...

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