Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Japanische Sonde erreicht Asteroiden
Deutsches Raumfahrtzentrum steuert Landegerät bei
KÖLN (AFP) - Meilenstein auf dem Weg zu einer Premiere im All: Mit dem hüpfenden Landegerät Mascot an Bord hat Japans Raumsonde Hayabusa 2 am Mittwoch den erdnahen Asteroiden Ryugu erreicht, wie die japanische Raumfahrtagentur Jaxa bestätigte. Der deutsch-französische Mascot-Lander soll laut Deutschen Raumfahrtzentrum DLR Anfang Oktober auf Ryugu aufsetzen und sich mindestens 16 Stunden messend und hüpfend auf dem Himmelskörper bewegen.
Durch die unbemannte Raumfahrtmission wollen die Wissenschaftler mehr über erdnahe Asteroiden und ihre Beschaffenheit erfahren. Erforscht werden soll zum einen, ob das Wasser auf der Erde in Teilen auch von Asteroiden stammen könnte. Außerdem wollen die Forscher laut DLR genaue Informationen über die Zusammensetzung eines potenziell für die Erde gefährlichen Asteroiden sammeln, um Abwehrmöglichkeiten zu entwickeln.
„Der Asteroid Ryugu ist für uns ein ideales Forschungsobjekt mit seinen gerade einmal 900 Metern Durchmesser und vielen Artgenossen in der Nähe der Erdbahn“, erläuterte Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. „Ungewöhnlich ist die eckige Form, die wir auf den ersten Bildern erkennen.“Zudem sind auf dem kleinen Himmelskörper Krater und große Brocken sichtbar.
Nach der Ankunft an Ryugu, der nach einem unter Wasser liegenden Schloss aus der japanischen Mythologie benannt ist, hält Hayabusa 2 nun im Formationsflug zunächst eine Distanz von 20 Kilometern Entfernung zum Asteroiden. Dabei sammelt die japanische Muttersonde Bilder und Daten, während sich der Himmelskörper neben der Sonde um seine Achse dreht.
Nach der Landung von Mascot im Herbst wird sich die 30 mal 30 mal 20 Zentimeter große Landesonde hüpfend über die Oberfläche bewegen, um Messungen an mehreren Orten zu ermöglichen – eine Premiere für die internationale unbemannte Raumfahrt. Dabei kann Mascot bis zu 70 Meter weit hüpfen. Die nötige Bewegungsenergie für diese Hüpfmanöver erhält die kleine Sonde durch einen eingebauten Schwungarm.
Entwickelt und gebaut wurde das Landegerät vom DLR in enger Kooperation mit der französischen Raumfahrtagentur CNES. Überwacht und betrieben wird der Asteroidenlander aus dem „Mascot“Kontrollzentrum im Nutzerzentrum für Weltraumexperimente am DLRStandort Köln.
15 Minuten zur Erde
Momentan bewegen sich Ryugu und Hayabusa 2 – japanisch „Falke“– rund 280 Millionen Kilometer entfernt von der Erde durchs All, wobei ein Sondensignal zur Erde gut 15 Minuten benötigt. Die Astronomen kennen derzeit mehr als 750 000 Asteroiden. Nur etwa 17 000 dieser Himmelskörper bewegen sich auf elliptischen Bahnen weit ins innere Sonnensystem hinein und kreuzen dann die Bahnen von Mars oder Erde. Rund tausend dieser kosmischen Brocken sind laut DLR erdnahe Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Asteroiden werden als erdnahe Objekte – NEOs, Near Earth Objects – bezeichnet, wenn sie sich mindestens bis auf 45 Millionen Kilometer der Erde nähern.
Hayabusa 2 wird Ryugu nun eineinhalb Jahre lang aus unmittelbarer Nähe beobachten. Höhepunkt der Mission wird neben dem Absetzen des Mascot-Landemoduls und weiterer Mikrolander die Entnahme von Material der Asteroidenoberfläche sein. Die so gewonnenen Asteroidenproben soll Hayabusa 2 2020 zur Erde bringen.