Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Stadt bangt um ihr Image
Gemeinderat will dennoch nicht überstürzt 30 000 Euro für „Medienoffensive“ausgeben
SIGMARINGEN - Der Gemeinderat der Stadt Sigmaringen hat am Mittwoch das Maßnahmenpaket zur Sicherheitslage am Bahnhof und Prinzengarten in abgeänderter Form mit 23 Ja- und sieben Gegenstimmen beschlossen (wir berichteten). Darin enthalten sind eine hellere Beleuchtung der Unterführung am Bahnhof sowie ein hellerer Bodenanstrich der Unterführung und eine bessere Ausleuchtung des Parkplatzes hinter dem Bahnhof mit Gesamtkosten in Höhe von außerplanmäßig veranschlagten 30 000 Euro. Mit den Maßnahmen soll auch das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger gestärkt werden.
Bei Bedarf kann ein kommunaler Sicherheitsdienst eingerichtet werden. Nicht im Paket enthalten ist jedoch die von der Stadt vorgeschlagene Medieninitiative, die erst im Rahmen der regulären Haushaltsplanberatung für 2019 diskutiert werden soll.
„Die regionale und überregionale Berichterstattung hat leider dazu geführt, dass Sigmaringen mit Synonymen wie kriminelle Kleinstadt, unsicher, gefährlich etc. in Verbindung gebracht wird“, heißt es in der Beschlussvorlage. Dadurch habe das Image der Stadt Schaden genommen, was sich auf Einzelhandel und Tourismus ausgewirkt hätte. Die Stadt will eine „neue Vertrauensbasis“schaffen, wie Bürgermeister Thomas Schärer sagte, und durch die Zusammenarbeit mit einer Agentur die positiven Aspekte Sigmaringens betonen. Wie sehr die Gemeinderäte zum Teil um den Ruf der Stadt bangen, wurde bei der Diskussion sichtbar. Martin Huthmacher (SPD) sagte: „Die Bürgerinititative, der Gang zum Innenminister, die Berichterstattung – der Schuss ging nach hinten los. Umso wichtiger ist es, dass wir eine Kampagne starten, um für die Gewerbetreibenden ein positives Signal zu setzen.“
Alexandra Hellstern-Missel (CDU) wollte der außerplanmäßigen Ausgabe für die Kampagne nicht zustimmen. „Ja, wir haben gelitten unter der Berichterstattung – und ein paar Wochen später war Ellwangen unter den Notleidenden“, sagte sie, auf die Razzia in der dortigen Flüchtlingsunterkunft anspielend. „Wir müssen Probleme lösen, um aus negativen Schlagzeilen herauszukommen.“Markus Lehmann (CDU) gab zu bedenken, dass sich die bundesweite Wahrnehmung nicht von einer Offensive aufhalten lasse. „Eine Offensive kann das nicht so ins Positive ziehen wie wir uns das wünschen“, sagte er. Uwe Knoll (CDU) ergänzte: „Wir alle wollen negative Nachrichten hören.“Und: Journalisten könne man sich nicht kaufen.
Martin Bösch (Grüne) brach eine Lanze für die Pressefreiheit. Zudem wollte er wissen, ob das Anstreichen der Unterführung nicht in der Zuständigkeit der Bahn liege. Das verneinte Stadtbaumeister Thomas Exler: „Die Stadt ist unterhaltungspflichtig.“Ursula Voelkel sagte: „Man könnte meinen, bei der frischen Farbe und dem bisschen Licht handelt es sich um Kosmetik, aber die Veränderungen bringen wesentliche Vorteile mit sich.“