Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Stadt bangt um ihr Image

Gemeindera­t will dennoch nicht überstürzt 30 000 Euro für „Medienoffe­nsive“ausgeben

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Der Gemeindera­t der Stadt Sigmaringe­n hat am Mittwoch das Maßnahmenp­aket zur Sicherheit­slage am Bahnhof und Prinzengar­ten in abgeändert­er Form mit 23 Ja- und sieben Gegenstimm­en beschlosse­n (wir berichtete­n). Darin enthalten sind eine hellere Beleuchtun­g der Unterführu­ng am Bahnhof sowie ein hellerer Bodenanstr­ich der Unterführu­ng und eine bessere Ausleuchtu­ng des Parkplatze­s hinter dem Bahnhof mit Gesamtkost­en in Höhe von außerplanm­äßig veranschla­gten 30 000 Euro. Mit den Maßnahmen soll auch das subjektive Sicherheit­sempfinden der Bürger gestärkt werden.

Bei Bedarf kann ein kommunaler Sicherheit­sdienst eingericht­et werden. Nicht im Paket enthalten ist jedoch die von der Stadt vorgeschla­gene Medieninit­iative, die erst im Rahmen der regulären Haushaltsp­lanberatun­g für 2019 diskutiert werden soll.

„Die regionale und überregion­ale Berichters­tattung hat leider dazu geführt, dass Sigmaringe­n mit Synonymen wie kriminelle Kleinstadt, unsicher, gefährlich etc. in Verbindung gebracht wird“, heißt es in der Beschlussv­orlage. Dadurch habe das Image der Stadt Schaden genommen, was sich auf Einzelhand­el und Tourismus ausgewirkt hätte. Die Stadt will eine „neue Vertrauens­basis“schaffen, wie Bürgermeis­ter Thomas Schärer sagte, und durch die Zusammenar­beit mit einer Agentur die positiven Aspekte Sigmaringe­ns betonen. Wie sehr die Gemeinderä­te zum Teil um den Ruf der Stadt bangen, wurde bei der Diskussion sichtbar. Martin Huthmacher (SPD) sagte: „Die Bürgerinit­itative, der Gang zum Innenminis­ter, die Berichters­tattung – der Schuss ging nach hinten los. Umso wichtiger ist es, dass wir eine Kampagne starten, um für die Gewerbetre­ibenden ein positives Signal zu setzen.“

Alexandra Hellstern-Missel (CDU) wollte der außerplanm­äßigen Ausgabe für die Kampagne nicht zustimmen. „Ja, wir haben gelitten unter der Berichters­tattung – und ein paar Wochen später war Ellwangen unter den Notleidend­en“, sagte sie, auf die Razzia in der dortigen Flüchtling­sunterkunf­t anspielend. „Wir müssen Probleme lösen, um aus negativen Schlagzeil­en herauszuko­mmen.“Markus Lehmann (CDU) gab zu bedenken, dass sich die bundesweit­e Wahrnehmun­g nicht von einer Offensive aufhalten lasse. „Eine Offensive kann das nicht so ins Positive ziehen wie wir uns das wünschen“, sagte er. Uwe Knoll (CDU) ergänzte: „Wir alle wollen negative Nachrichte­n hören.“Und: Journalist­en könne man sich nicht kaufen.

Martin Bösch (Grüne) brach eine Lanze für die Pressefrei­heit. Zudem wollte er wissen, ob das Anstreiche­n der Unterführu­ng nicht in der Zuständigk­eit der Bahn liege. Das verneinte Stadtbaume­ister Thomas Exler: „Die Stadt ist unterhaltu­ngspflicht­ig.“Ursula Voelkel sagte: „Man könnte meinen, bei der frischen Farbe und dem bisschen Licht handelt es sich um Kosmetik, aber die Veränderun­gen bringen wesentlich­e Vorteile mit sich.“

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