Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Summertalk dreht sich um Zukunft
Am Hohenzollern-Gymnasium diskutieren Schüler und Absolventen
SIGMARINGEN (sz) - Beim „Summertalk“des Hohenzollern-Gymnasiums haben Schüler mit Abiturienten der Jahre 1966 und 1968 über das Thema „Zukunft gestern und heute“diskutiert.
In den Lebensläufen der drei ehemaligen Schüler spiegelten sich auch deren Zukunftserwartungen: Ingeborg Lauterwasser, Abitur 1968, studierte Völkerkunde, um die Welt zu erleben. Sie landete nach mehreren Stationen in der Museumspädagogik in Mainz, wo sie Filmbeiträge für das Fernsehen produzierte. Bernd Kaut machte 1966 Abitur und wurde katholischer Pfarrer. Es zog ihn nach Afrika, er war Seelsorger in den USA, später Leiter von Missio und Chef des katholischen Büros bei der Landesregierung. Manfred Biebel, Abiturjahrgang 1968, wollte Lehrer werden und landete auf Umwegen in der Erwachsenenbildung. Er leitet eine private Handelsschule in Mannheim. Befragt nach dem Einfluss der Schule auf den Lebensweg, wurde deutlich, dass das Gymnasium eher als unangenehme Notwendigkeit empfunden wurde, dass es aber einzelne Lehrer gab, die prägend wirkten.
Offenen Protest gab es 1968 in Sigmaringen kaum, das Abitur als Ziel wurde nicht in Frage gestellt, da es den Weg aus der Provinz in die Welt, vor allem an die Universität, öffnete. Für die heutigen Schüler scheint dagegen das Abitur keineswegs alternativlos. Der Drang in die Welt ist da, aber die unüberschaubare Vielzahl an Abschlüssen, Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten wirke einschüchternd, meinte Leo Wirth aus der Kursstufe.
Seine Mitschülerin Laura Lucyga ergänzte, dass viele Abiturienten ratlos seien, was die berufliche Zukunft angehe, und lieber noch ein Jahr ins Ausland gingen. Zur Frage, ob er sich durch die Schule gut auf das Leben vorbereitet sehe, bezog Hagen Gasser (KS1) klar Stellung: Er wünsche sich, dass eine stärkere Spezialisierung nach Interessen möglich sei, da viel Gelerntes überflüssiger Ballast sei, wenn man sich nicht dafür interessiere.
Damit provozierte er Widerspruch im Publikum, das vom Moderator Matthias Eisele von der „Schwäbischen Zeitung“in die Diskussion einbezogen wurde. „Wir hätten uns damals nicht getraut, unsere Meinung so offen zu vertreten und es wohl auch gar nicht so gut gekonnt“, sagte Manfred Biebel.