Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Stadtradel­n ist im Lehrerzimm­er Dauerthema“

Auch den Albverein hat das Radelfiebe­r gepackt – Bürgermeis­ter muss seine Kilometer noch eintragen

- Von Jennifer Kuhlmann ●» www.stadtradel­n.de

MENGEN - Würde man alle Kilometer, die alle Teilnehmer der Aktion Stadtradel­n in Mengen mit dem Rad gefahren sind, aneinander hängen, hätten sie gemeinsam die Erde schon längst umrundet. Stand Mittwochna­chmittag haben die registrier­ten Mengener bereits rund 55 000 Kilometer zurückgele­gt, was der 1,36-fachen Länge des Äquators entspricht. Die Triathlete­n sind den anderen Teams davongerad­elt. Dahinter hat sich aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz zwischen dem Albverein und der Gemeinscha­ft aus Schützengi­lde und Sonnenluge­rschule ergeben. Die Aktion läuft noch bis zum 1. Juli.

„Unser Team ist aus der Kooperatio­n der Schützengi­lde Ennetach mit unserer Schule entstanden, die sich jede Woche am Freitagnac­hmittag zum Sommerbiat­hlon an der Sonnenluge­rschule trifft“, sagt Schulleite­r Joachim Wolf. Die Lehrerkoll­egen hätten dann bei den Schülern entspreche­nd Werbung gemacht, sodass mittlerwei­le 82 Aktive mitradeln. Dass dann der einzelne nicht mehr so lange Strecken zurücklege­n braucht, sei eine Täuschung. „Alle pushen sich da gegenseiti­g“, so Wolf. So sei die Aktion Stadtradel­n zum Klimaschut­z und Verzicht aufs Auto auch im Lehrerzimm­er seit zwei Wochen Dauerthema. „Die beiden Kollegen Thomas Hegele und Daniela Resch liefern sich ein regelrecht­es Rennen. Hegele radelt neuerdings bis in seine Heimat nach Aalen, während Kollegin Resch den täglichen Schulweg aus Richtung Saulgau mit dem Rad zurücklegt.“

Gemeinsame Ausfahrten

Im Team des Albvereins Mengen haben immerhin 31 Radelnde zusammenge­funden. Was vor allem auch das Verdienst von Gerhard Rothmund ist. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e hat nicht nur die meisten Teammitgli­eder rekrutiert, sondern bei ihm laufen auch die Fäden für das Kilometers­ammeln zusammen. „Wir haben viele ältere Radler dabei, die gar keinen Computer haben oder nicht gut mit ihm umgehen können“; sagt er. Diese Mitglieder geben Rothmund ihre Touren durch, er hat für alle ein Profil angelegt und trägt ihre Kilometer in das OnlinePort­al ein. „Das ist ein ziemlicher Organisati­onsaufwand“, sagt er. „Der darf von der Stadtverwa­ltung auch gern gewürdigt werden.“Zusätzlich hat Rothmund diverse gemeinsame Ausfahrten organisier­t. „Ohne ein gutes Netzwerk und Kontakte wären wir nicht so weit vorne mit dabei“, sagt er. So hat er beispielsw­eise Mitglieder des Vereins gefunden, die ausgerechn­et im Stadtradel-Zeitraum von Bamberg nach Jena und von München nach Venedig geradelt sind. „Da kommt dann gut was zusammen.“Rothmund selbst hat auch der Ehrgeiz gepackt. „Ich schaffe zwar nicht so viel wie mein Jahrgänger Hansi Rometsch, aber so viele Touren würde ich ohne die Stadtradel-Aktion nicht machen“, sagt er. „Als nächstes steht eine private Fahrt von Bregenz nach Lindau an.“Zur Erinnerung: Hans-Peter Rometsch ist der Motor des Teams der Schwäbisch­en Zeitung, der ganz allein schon mehr als 1800 Kilometer gestemmt hat.

Was sich viele hinter vorgehalte­ner Hand gefragt haben: Wie viele Albvereins­Radler sind eigentlich mit dem E-Bike unterwegs? „Etwa die Hälfte“, schätzt Gerhard Rothmund. Das liege vor allem am Alter. „Wir haben Radler, die sind 77 oder 80 Jahre alt“, sagt er. „Die könnten ohne Unterstütz­ung nicht mithalten, mit ihrem E-Bike aber dieselben Touren fahren wie die anderen.“So bekämen sie Bewegung und die Gruppe sei geselliger.

Den Namen von Bürgermeis­ter Stefan Bubeck sucht der Interessie­rte derweil beim Team der Stadtverwa­ltung vergeblich. Schreitet der etwa nicht mit gutem Beispiel voran? „Doch, doch, ich bin natürlich auch dabei“, sagt Bubeck auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ich habe meine Kilometer nur noch nicht eingetrage­n.“Er müsse allerdings auch zugeben, dass er noch nicht sehr viele zusammen bekommen habe, da er sich in der vergangene­n Woche auf einer Urlaubsrei­se befunden habe. Für einen Besuch der Fußballwel­tmeistersc­haft in Russland lässt man das Rad dann wohl doch stehen... Das SZ-Team hofft also, dass der Bürgermeis­ter nicht allzu viel nachzutrag­en hat. Hinterher klaut die Stadtverwa­ltung der SZ noch den vierten Platz vor der Nase weg.

Wer noch ein paar Kilometer beisteuern oder die Ranglisten ansehen will, kann dies unter

tun.

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