Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Stadtradeln ist im Lehrerzimmer Dauerthema“
Auch den Albverein hat das Radelfieber gepackt – Bürgermeister muss seine Kilometer noch eintragen
MENGEN - Würde man alle Kilometer, die alle Teilnehmer der Aktion Stadtradeln in Mengen mit dem Rad gefahren sind, aneinander hängen, hätten sie gemeinsam die Erde schon längst umrundet. Stand Mittwochnachmittag haben die registrierten Mengener bereits rund 55 000 Kilometer zurückgelegt, was der 1,36-fachen Länge des Äquators entspricht. Die Triathleten sind den anderen Teams davongeradelt. Dahinter hat sich aber ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz zwischen dem Albverein und der Gemeinschaft aus Schützengilde und Sonnenlugerschule ergeben. Die Aktion läuft noch bis zum 1. Juli.
„Unser Team ist aus der Kooperation der Schützengilde Ennetach mit unserer Schule entstanden, die sich jede Woche am Freitagnachmittag zum Sommerbiathlon an der Sonnenlugerschule trifft“, sagt Schulleiter Joachim Wolf. Die Lehrerkollegen hätten dann bei den Schülern entsprechend Werbung gemacht, sodass mittlerweile 82 Aktive mitradeln. Dass dann der einzelne nicht mehr so lange Strecken zurücklegen braucht, sei eine Täuschung. „Alle pushen sich da gegenseitig“, so Wolf. So sei die Aktion Stadtradeln zum Klimaschutz und Verzicht aufs Auto auch im Lehrerzimmer seit zwei Wochen Dauerthema. „Die beiden Kollegen Thomas Hegele und Daniela Resch liefern sich ein regelrechtes Rennen. Hegele radelt neuerdings bis in seine Heimat nach Aalen, während Kollegin Resch den täglichen Schulweg aus Richtung Saulgau mit dem Rad zurücklegt.“
Gemeinsame Ausfahrten
Im Team des Albvereins Mengen haben immerhin 31 Radelnde zusammengefunden. Was vor allem auch das Verdienst von Gerhard Rothmund ist. Der stellvertretende Vorsitzende hat nicht nur die meisten Teammitglieder rekrutiert, sondern bei ihm laufen auch die Fäden für das Kilometersammeln zusammen. „Wir haben viele ältere Radler dabei, die gar keinen Computer haben oder nicht gut mit ihm umgehen können“; sagt er. Diese Mitglieder geben Rothmund ihre Touren durch, er hat für alle ein Profil angelegt und trägt ihre Kilometer in das OnlinePortal ein. „Das ist ein ziemlicher Organisationsaufwand“, sagt er. „Der darf von der Stadtverwaltung auch gern gewürdigt werden.“Zusätzlich hat Rothmund diverse gemeinsame Ausfahrten organisiert. „Ohne ein gutes Netzwerk und Kontakte wären wir nicht so weit vorne mit dabei“, sagt er. So hat er beispielsweise Mitglieder des Vereins gefunden, die ausgerechnet im Stadtradel-Zeitraum von Bamberg nach Jena und von München nach Venedig geradelt sind. „Da kommt dann gut was zusammen.“Rothmund selbst hat auch der Ehrgeiz gepackt. „Ich schaffe zwar nicht so viel wie mein Jahrgänger Hansi Rometsch, aber so viele Touren würde ich ohne die Stadtradel-Aktion nicht machen“, sagt er. „Als nächstes steht eine private Fahrt von Bregenz nach Lindau an.“Zur Erinnerung: Hans-Peter Rometsch ist der Motor des Teams der Schwäbischen Zeitung, der ganz allein schon mehr als 1800 Kilometer gestemmt hat.
Was sich viele hinter vorgehaltener Hand gefragt haben: Wie viele AlbvereinsRadler sind eigentlich mit dem E-Bike unterwegs? „Etwa die Hälfte“, schätzt Gerhard Rothmund. Das liege vor allem am Alter. „Wir haben Radler, die sind 77 oder 80 Jahre alt“, sagt er. „Die könnten ohne Unterstützung nicht mithalten, mit ihrem E-Bike aber dieselben Touren fahren wie die anderen.“So bekämen sie Bewegung und die Gruppe sei geselliger.
Den Namen von Bürgermeister Stefan Bubeck sucht der Interessierte derweil beim Team der Stadtverwaltung vergeblich. Schreitet der etwa nicht mit gutem Beispiel voran? „Doch, doch, ich bin natürlich auch dabei“, sagt Bubeck auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Ich habe meine Kilometer nur noch nicht eingetragen.“Er müsse allerdings auch zugeben, dass er noch nicht sehr viele zusammen bekommen habe, da er sich in der vergangenen Woche auf einer Urlaubsreise befunden habe. Für einen Besuch der Fußballweltmeisterschaft in Russland lässt man das Rad dann wohl doch stehen... Das SZ-Team hofft also, dass der Bürgermeister nicht allzu viel nachzutragen hat. Hinterher klaut die Stadtverwaltung der SZ noch den vierten Platz vor der Nase weg.
Wer noch ein paar Kilometer beisteuern oder die Ranglisten ansehen will, kann dies unter
tun.