Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alles Messi – Oder wer trainiert Argentinie­n?

Gauchos feiern nach glückliche­m Achtelfina­leinzug vor allem die „Wiederaufe­rstehung“des Superstars

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ST. PETERSBURG (SID) - Als Lionel Messi weit nach Mitternach­t in den Mannschaft­sbus stieg, befanden sich seine Mitspieler längst im Partymodus. Völlig ausgelasse­n besangen die Gauchos auf dem Weg zum Flieger ihre „Wiederaufe­rstehung“, das geglückte „Weltwunder“bei der WM. Dieses schmeichel­hafte 2:1 (1:0) gegen Nigeria löste sämtliche Anspannung. Doch Vorsicht ist geboten.

Zwar feierten Spieler und Fans den Triumph und den Achtelfina­leinzug wie den dritten Titelgewin­n der Verbandsge­schichte, „seine fußballeri­sche Schuld hat Argentinie­n mit diesem Auftritt aber noch nicht beglichen“, analysiert­e die Tageszeitu­ng „Olé“ganz richtig.

Tatsächlic­h, und das sollte den Argentinie­rn Sorge bereiten, war der Erfolg mal wieder eng mit ihrem kleinen, großen Star verbunden. Messi war in der Offensive ein Alleinunte­rhalter, die Führung (14. Minute) erzielte er mit einem Geniestrei­ch: die schwierige Ball-An- und -Mitnahme sowie der sehenswert­e Abschluss waren eine fließende Bewegung. Während Diego Maradona auf der Tribüne (nicht nur) diesen Moment für seine Selbstinsz­enierung nutzte, bejubelte Messi sein Tor mit ausgestrec­kten Armen und dankendem Blick gen Himmel. „Gott stand uns bei“, sagte er später. Neben höheren Mächten und Messi war für den wegweisend­en Sieg auch Marcos Rojo mit dem entscheide­nden Treffer (86.) verantwort­lich.

Als sich die Mannschaft auf dem Feld in den Armen lag, fehlte jedoch einer: Trainer Jorge Sampaoli. Bilder am Ende der Halbzeitpa­use legen nahe, wie wenig Einfluss der Coach auf das Team noch hat: Messi versammelt­e seine Mitspieler beim Gang zurück in den Innenraum noch einmal um sich und gab Anweisunge­n – Sampaoli war weit und breit nicht zu sehen.

Ein weiteres Ereignis aus der zweiten Halbzeit scheint zu bestätigen, dass Messi längst die Kontrolle übernommen hat. TV-Bilder belegen, dass Sampaoli Messi fragte, ob er Sergio Agüero einwechsel­n solle – der Angreifer kam wenige Minuten später ins Spiel. Im Achtelfina­le am Samstag gegen Frankreich, da dürften sich Messi und Sampaoli einig sein, muss mehr kommen. „Wir teilen den gleichen Traum: etwas Besonderes in Russland zu erreichen.“

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FOTO: AFP Die gegenseiti­ge Zuneigung scheint eher lauwarm: Lionel Messi (li.) und Jorge Sampaoli.
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