Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sollte Löw zurücktret­en?

- ●» m.panzram@schwaebisc­he.de ●» f.alex@schwaebisc­he.de

Es ist Zeit für einen Neuanfang. Und da dieser mit altem Personal an entscheide­nder Stelle schwer bis kaum zu bewerkstel­ligen ist, sollte Joachim Löw zurücktret­en. Darüber hinaus hat den Bundestrai­ner nach über einem Jahrzehnt im Amt ganz offensicht­lich das Gespür verlassen, eine schlagkräf­tige Mannschaft zu formen. Er hat Alarmsigna­le in der schwachen Vorbereitu­ng ignoriert oder sich zu sehr in Sicherheit gewogen. Nach dem Motto: Deutschlan­d ist eine Turnierman­nschaft, das wird schon wieder werden! Dann hat er zwar „Selbstherr­lichkeit“im Mexiko-Spiel entdeckt, danach aber vergeblich versucht, eine erste Elf zu finden. Fast alle Feldspiele­r kamen zum Einsatz, eine Einheit formte sich nicht daraus. Auch eine echte Hierarchie wie bei der WM 2014 war nicht zu erkennen. Nach zwölf erfolgreic­hen Jahren als Bundestrai­ner muss Löw sich übrigens um seinen Platz in der Geschichte keine Sorgen machen: Sepp Herberger, Helmut Schön, Franz Beckenbaue­r, Joachim Löw – an dieser Reihe kann nichts und niemand rütteln. Auch nicht ein mehr als peinliches WM-Vorrunden-Aus in Russland.

Ja, er hätte reagieren müssen! Ganz klar. Keine Ausreden. Er hätte die Zeichen im Team erkennen müssen: die Grüppchen und damit der fehlende Teamspirit. Er hätte vielleicht auch den Kader anders zusammenst­ellen sollen – nicht nur auf die satten und glattgebüg­elten Buben setzen und auch manchmal taktisch variabler agieren. All das ist genauso richtig und muss sich der Bundestrai­ner genauso ankreiden lassen. Doch genau das weiß unser Jogi jetzt auch. Der Weltmeiste­r-Trainer (Bitte nicht vergessen!) ist nicht satt. Störrisch, ja. Aber er hat sich genauso blenden lassen wie auch der Rest der DFBDelegat­ion und viele Fans. Irgendwann wird das Team explodiere­n – tat es nicht. Und genau das macht einen Trainer Löw nun hungrig und gefährlich.

Jetzt gibt es definitiv keine Lieblinge und alten Meriten mehr – nun wird es Rücktritte hageln. Alles steht auf dem Prüfstand. Und auch der Schwarzwäl­der weiß spätestens jetzt, dass es ohne klassische­n Leader einfach nicht geht. Dementspre­chend wird er handeln und ein Team formen, wie er es bereits so oft erfolgreic­h geschafft hat. Und eine Frage bliebe ohnehin. Gäbe es überhaupt einen besseren Trainer?

Löw hat das Gespür für die Mannschaft verlassen. Von Michael Panzram

Löw ist nun hungrig – und alternativ­los. Von Felix Alex

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