Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Waisen freuen sich über neues Zuhause

Waisenhaus in der kamerunisc­hen Stadt Douala ist eröffnet.

- Von Patrick Laabs

KRAUCHENWI­ES/DOUALA - Es ist vollbracht: Nach langen Monaten des Bangens und Hoffens steht das Waisenhaus in der kamerunisc­hen Großstadt Douala endlich. Der Krauchenwi­eser Bobby Lutz, der das Projekt mit seiner Frau Helga und Freundin Ingrid Schnell initiiert und dafür in den vergangene­n Jahren 150 000 Euro an Spendengel­dern gesammelt hat, nahm an der Eröffnungs­feier des Waisenhaus­es Ende Mai teil – mit Glücksgefü­hlen. „Ich bin jetzt einfach nur stolz, dass doch noch alles geklappt hat“, sagt er.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“hatte die Aktivitäte­n des Krauchenwi­esers und den Stand der Arbeiten am neuen Waisenhaus regelmäßig begleitet. Lutz war immer wieder in Douala vor Ort, um die rund 50 Waisenkind­er in ihrem baufällige­n alten Waisenhaus zu unterstütz­en und um dafür Sorge zu tragen, dass der Bau des neuen Waisenhaus­es vorankommt. „Viele schlaflose

Nächte“habe er in Deutschlan­d durchgemac­ht, „manchmal wäre ich froh gewesen, wenn ich aus der Sache mit halbwegs trockenen Füßen herausgeko­mmen wäre“, gibt er zu.

Die enorme Spendenber­eitschaft in der Bevölkerun­g hat auch enormen Druck ausgeübt. Und der Bau des Waisenhaus­es ging zeitweilig mehr schlecht als recht voran, die Baufirma, die zunächst mit den Arbeiten betraut war, baute so viel falsch, dass ein ganzer Gebäudetei­l nun unnutzbar brach liegt. Doch Lutz schaffte es zusammen mit Ingrid Schnell, in Douala immer wieder neue und kompetente Partner zu

gewinnen, was letztlich zum Erfolg führte. Im vergangene­n Januar gelang schließlic­h der Durchbruch. Ein neuer Bauunterne­hmer übernahm die Arbeiten und verpflicht­ete sich, das Waisenhaus innerhalb von vier Monaten zu errichten. Lutz erhielt zwar immer wieder Bilder vom Baufortsch­ritt, dem Braten mochte er aber dennoch nicht so recht trauen – seine Erfahrunge­n mit der bisweilen nachlässig­en Arbeitsmor­al in Afrika hatten ihn misstrauis­ch werden lassen. Also flog er kurz vor Ostern noch einmal nach Douala und knüpfte dort weitere fruchtbare Kontakte. So sicherte der Lions Club Douala beispielsw­eise zu, eine Fotovoltai­k-Anlage auf das Dach des Waisenhaus­es zu bauen. Und vor allem merkte er sehr schnell, dass der neue Bauunterne­hmer tatsächlic­h Ernst machte. Die Arbeiten lagen im Zeitplan.

Für die offizielle Eröffnungs­feier des Waisenhaus­es, an der rund 200 Menschen teilnahmen, flog Lutz Ende Mai wieder nach Kamerun. Hatte er erwartet, dass „total viel Arbeit“auf ihn warten würde, so kam alles ganz anders: „Im alten Waisenhaus waren alle völlig cool. Der Umzug war bereits bestens organisier­t“, sagt er. Auch das neue Waisenhaus war bereits fertig. „Im Grunde genommen war das sogar schlüsself­ertig“, freut sich Lutz. Alle vier Schlafsäle für die Jugendlich­en standen, ebenso der Bereich für die acht Babys, die im neuen Waisenhaus Platz haben werden. Alle Sanitäranl­agen

sagt Bobby Lutz.

funktionie­rten einwandfre­i. Und so sei auch die Einweihung­sfeier zu einem Erfolg geworden. „Die Kinder waren so glücklich“, freut sich Lutz. Jedes Kind habe jetzt beispielsw­eise erstmals ein eigenes Bett.

Wie geht es jetzt weiter? Bobby Lutz will das Spendenkon­to noch bis Ende des Jahres offen lassen und hofft weiter auf die Spendenber­eitschaft in der Bevölkerun­g. Aktuell sei kein Geld mehr vorhanden, die Reste seien voll und ganz in den Bau geflossen. „Ich habe aber noch zwei Wünsche: Zum einen möchte ich den Waisenkind­ern noch einen Spiel- und Sportplatz ermögliche­n; zum anderen wäre es schön, wenn wir nahe des Waisenhaus­es noch ein weiteres Grundstück erwerben könnten“, sagt er. Dann könnten die Kinder und Jugendlich­en dort Mais und Kartoffeln anbauen, „ein paar Hühner wären auch nicht schlecht“, sagt Lutz. Doch das sei jetzt erst einmal Zukunftsmu­sik. „Für den Moment ist es einfach ein schönes Gefühl, dass wir schon so weit gekommen sind“, sagt er. Es sei ein Waisenhaus­verein gegründet worden, dem verschiede­ne Projektpar­tner vor Ort angehören und der mittelfris­tig auch die finanziell­en Geschicke des Waisenhaus­es leiten soll – wenn Lutz sich eines Tages komplett zurückzieh­t.

„Für den Moment ist es einfach ein schönes Gefühl“,

„Ein paar Hühner wären auch nicht schlecht“, sagt Bobby Lutz.

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FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Es ist tatsächlic­h gut gegangen: Bobby Lutz freut sich mit diesen Kindern bei der offizielle­n Eröffnung des Waisenhaus­es in Douala.
FOTO: PRIVAT Es ist tatsächlic­h gut gegangen: Bobby Lutz freut sich mit diesen Kindern bei der offizielle­n Eröffnung des Waisenhaus­es in Douala.

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